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Amelia Peabody 02: Der Fluch des Pharaonengrabes

Titel: Amelia Peabody 02: Der Fluch des Pharaonengrabes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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der mit Ägyptologie vertraut ist, erinnerte auch ich mich wieder an den Namen. Mr. Vandergelt war das amerikanische Pendant zu Lord Baskerville – ein begeisterter Amateur und wohlhabender Förderer der Archäologie.
    »Ich habe schon gehört, daß Sie in Luxor sind«, meinte Emerson ohne eine Spur von Begeisterung, wobei er die Hand, die Mr. Vandergelt ihm entgegenhielt, schüttelte.
    »Aber ich rechnete nicht damit, Ihnen so bald zu begegnen.«
    »Sie fragen sich vielleicht, was ich hier zu dieser unchristlichen Stunde tue«, erwiderte Vandergelt mit leisem Lachen. »Nun, Herrschaften, ich bin genauso wie Sie – wir sind vom gleichen Schlag. So ein bißchen Hitze kann mich nicht von meinem Vorhaben abbringen.«
    »Und das wäre?« fragte ich.
    »Selbstverständlich Sie zu treffen. Ich habe mir schon gedacht, daß Sie gleich nach Ihrer Ankunft hier herauskommen werden. Und, Ma’am, wenn ich das sagen darf, Ihr Anblick ist jede Anstrengung wert. Ich bin – daraus mache ich keinen Hehl, nein, ich bin sogar ausgesprochen stolz darauf – ein glühender Verehrer der Damenwelt und ein Connaisseur, im ehrbarsten Sinne, wohlgemerkt, der weiblichen Schönheit.«
    Es war unmöglich, an diesen Worten Anstoß zu nehmen, denn sie offenbarten die unverwüstlich gute Laune der Menschen jenseits des Atlantiks und ließen auf einen ausgezeichneten Geschmack schließen. Also lächelte ich.
    »Ich kenne Ihren Ruf, Vandergelt«, sagte Emerson, »und ich weiß, warum Sie hier sind. Sie wollen mir mein Grab abspenstig machen.«
    Mr. Vandergelt grinste übers ganze Gesicht. »Das würde ich gerne, wenn ich es könnte. Und nicht nur das Grab, sondern auch Sie und Mrs. Emerson, damit Sie es für mich ausgraben. Aber« – und dabei wurde er ziemlich ernst – »Lady Baskervilles Herz hängt nun einmal daran, mit dieser Sache ihrem lieben Verblichenen ein Denkmal zu setzen, und ich gehöre nicht zu der Sorte Männer, die sich einer Dame in den Weg stellen; besonders dann nicht, wenn sie hierbei von solch rührenden Empfindungen geleitet wird. Nein, Sir, Cyrus Vandergelt ist kein Mann, der mit schmutzigen Tricks arbeitet. Ich möchte Ihnen nur helfen. Falls Sie meine Hilfe benötigen sollten, können Sie auf mich zählen.«
    Während er sprach, richtete er sich zu seiner vollen Größe auf – er war gut über einsachtzig – und erhob die Hand, als wollte er einen Eid ablegen. Es war ein beeindruckender Anblick; man meinte fast, das Sternenbanner im Wind flattern zu sehen und die bewegenden Klänge des »O Beautiful America« zu hören.
    »Sie wollen damit sagen«, gab Emerson scharf zurück, »daß Sie gern mit von der Partie sind, wenn es ums Amüsement geht.«
    »Ha, ha«, meinte Vandergelt fröhlich. Er versetzte Emerson einen freundschaftlichen Klaps auf den Rücken. »Ich sagte ja, wir sind vom gleichen Schlag, nicht wahr? Einem ausgefuchsten Kerl wie Ihnen kann man so leicht nichts vormachen. Selbstverständlich hätte ich nichts dagegen. Wenn Sie mich nicht mitmachen lassen, werde ich ständig unter irgendeinem Vorwand hier auftauchen und Sie damit zur Verzweiflung treiben. Nein, einmal ernsthaft, Kinder, Sie werden noch jede Hilfe brauchen, die Sie bekommen können. Diese Gauner aus Gurneh werden wie die Hornissen über Sie herfallen, und der hiesige Imam hetzt mit seinem Theater die Gemeinde auf. Wenn ich auch sonst nichts tun kann, so kann ich wenigstens bei der Bewachung des Grabes und beim Schutz der Damen helfen. Aber warum stehen wir hier in der prallen Sonne herum und palavern? Meine Kutsche wartet am anderen Ende des Tals; ich fahre Sie nach Hause, und wir können auf dem Weg noch etwas plaudern.«
    Wir lehnten dieses Angebot ab, und Mr. Vandergelt verabschiedete sich, nicht ohne zu bemerken: »So einfach werden Sie mich nicht los. Heute abend speisen Sie doch mit Lady Baskerville? Ich auch. Bis dann also.«
    Ich rechnete schon mit einer Tirade von Emerson über die Manieren und Absichten von Mr. Vandergelt, doch ganz entgegen seiner Art äußerte er sich nicht. Nachdem wir das, was man sehen konnte, noch einmal überprüft hatten, rüsteten wir zum Aufbruch; da bemerkte ich, daß Habib verschwunden war. Der zweite Wächter sprudelte eine wirre Erklärung hervor, doch Emerson unterbrach ihn.
    »Ich hatte sowieso die Absicht, ihn zu entlassen«, meinte er an mich gerichtet, allerdings in arabisch, damit jeder mögliche Zuhörer ihn verstehen konnte. »Zum Glück sind wir den los.«
    Als wir die Felsen hinaufkletterten,

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