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Amelia Peabody 02: Der Fluch des Pharaonengrabes

Titel: Amelia Peabody 02: Der Fluch des Pharaonengrabes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Dummheit in einem Grade, wie er mir bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht untergekommen war.
    Bemerkungen wie: »Meine Liebe, was für ein hübsches Kleid! Ich weiß noch, wie gut mir diese Mode gefallen hat, als sie vor zwei Jahren auf den Markt kam«, waren an mich verschwendet, denn mit Beleidigungen kann man mich nicht erschüttern. Was mich jedoch erschütterte, und das mit bemerkenswerter Heftigkeit, war, daß Lady Harold diese Einladung zum Tee als Geste der Entschuldigung und Kapitulation verstand. Diese Einschätzung zeigte sich in jedem herablassenden Wort, das sie von sich gab, und in jedem Ausdruck, der über ihr aufgedunsenes, derbes und gewöhnliches Gesicht huschte.
    Zu meiner Überraschung stelle ich fest, daß ich wieder wütend werde. Wie idiotisch und was für eine Zeitverschwendung! Also will ich nicht weiter darüber sprechen – obwohl ich zugeben muß, daß ich eine unwürdige Genugtuung empfand, als ich Lady Harolds unverhohlenen Neid angesichts des ordentlich aufgeräumten Zimmers, des ausgezeichneten Essens und des Geschicks bemerkte, mit dem Butler, Diener und Mädchen uns bedienten. Rose, mein Mädchen, ist immer sehr tüchtig, doch bei dieser Gelegenheit wuchs sie über sich selbst hinaus. Ihre Schürze war so gestärkt, daß sie auch von selbst stehengeblieben wäre, die Bänder ihrer Haube knisterten fast, wenn sie sich bewegte. Mir war zu Ohren gekommen, daß Lady Harold wegen ihres Geizes und ihrer spitzen Zunge Schwierigkeiten hatte, Dienstboten zu halten. Roses jüngere Schwester war einmal bei ihr in Stellung gewesen … für kurze Zeit.
    Abgesehen von diesem kleinen Triumph, der nicht mein Verdienst war, verlief das Beisammensein unbeschreiblich zäh. Die anderen Damen, die ich eingeladen hatte, um meine wahren Motive zu verschleiern, waren alle Anhängerinnen von Lady Harold; sie hatten nichts Besseres zu tun, als bei jeder ihrer dümmlichen Bemerkungen zu kichern und zu nicken. Eine Stunde verging quälend langsam. Es wurde klar, daß meine Mission zum Scheitern verurteilt war; Lady Harold tat nichts, um mir entgegenzukommen. Allmählich fragte ich mich, was wohl geschehen würde, wenn ich einfach aufstand und hinausging. Doch dann kam es zu einer Unterbrechung, die mir die Verlegenheit ersparte.
    Ich hatte Ramses liebevoll dazu überredet, daß er sich an diesem Nachmittag ruhig verhielt und im Kinderzimmer blieb. Das war mir mittels Bestechung gelungen, denn ich hatte ihm versprochen, am nächsten Tag mit ihm den Süßwarenladen im Dorf aufzusuchen. Ramses konnte gewaltige Mengen Süßigkeiten verschlingen, ohne daß sein Appetit oder sein Verdauungsapparat im mindesten in Mitleidenschaft gezogen worden wären. Unglücklicherweise aber war seine Lust auf Süßes nicht so stark wie die darauf, Neues zu erfahren oder sich im Schlamm zu wälzen – je nachdem. Während ich zusah, wie Lady Harold das letzte glasierte Törtchen verschlang, hörte ich aus der Vorhalle unterdrückte Schreie. Darauf folgte ein Krachen – meine liebste Ming-Vase, wie ich später herausfand. Dann flogen die Türen des Wohnzimmers auf und eine tropfende, mit Schlamm bespritzte kleine Vogelscheuche flitzte herein.
    Es reicht nicht zu sagen, daß die Füße des Kindes matschige Abdrücke hinterließen. Nein, ein ungehemmter Strom flüssigen Drecks zeichnete seinen Weg nach. Dieser ergoß sich von seinem Körper, seinen Kleidern und dem besser nicht zu erwähnenden Gegenstand, den er in der Luft schwenkte. Schliddernd kam er vor mir zum Stehen und legte den Gegenstand auf meinem Schoß ab. Der Gestank, der ihm entstieg, zeigte seine Herkunft nur allzu deutlich: Ramses hatte einmal wieder im Komposthaufen gewühlt. Eigentlich habe ich meinen Sohn sehr gerne. Auch wenn ich nicht die überschwengliche Bewunderung an den Tag lege, die für seinen Vater typisch ist, kann ich dennoch sagen, daß ich für den Jungen eine gewisse Zuneigung empfinde. Doch in diesem Augenblick hätte ich das kleine Ungeheuer am liebsten am Kragen genommen und solange geschüttelt, bis es blau anlief.
    Da mich die Gegenwart der anderen Damen an diesem natürlichen mütterlichen Impuls hinderte, sagte ich nur ruhig: »Ramses, nimm den Knochen von Mamas gutem Kleid und bring’ ihn zurück auf den Komposthaufen.«
    Ramses neigte den Kopf zur Seite und musterte mit nachdenklich gerunzelter Stirn den Knochen. »Ich glaube«, sagte er, »daf ift ein Oberfenkelknochen. Ein Oberfenkelknochen von einem Rhinoferof.«
    »In England gibt es keine

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