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Amelia Peabody 02: Der Fluch des Pharaonengrabes

Titel: Amelia Peabody 02: Der Fluch des Pharaonengrabes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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entschieden, daß Arthur bei den Damen bleiben sollte. Also machten Vandergelt und ich uns auf den Weg. In letzter Minute schloß sich Mary uns atemlos und voller Entschuldigungen an. Da mich die Verzögerung noch unruhiger gemacht hatte, schritt ich so schnell aus, daß selbst der langbeinige Amerikaner mir kaum folgen konnte.
    »Himmel, Mrs. Amelia« (oder vielleicht war es auch etwas anderes – was man in Amerika eben so sagt). »Die arme kleine Miss Mary ist ja schon ganz aus der Puste, noch ehe sie mit der Arbeit angefangen hat. Wissen Sie, es gibt keinen Grund zur Sorge. Wenn irgendein Frühaufsteher den Professor in seinem Blut vorgefunden hätte, wüßten wir es schon.«
    Obwohl diese Bemerkung wohl tröstend gemeint gewesen war, gefiel mir die Ausdrucksweise nicht besonders.
    Nach der getrennt verbrachten Nacht hatte ich erwartet, daß Emerson mich mit ein wenig Begeisterung begrüßen würde. Doch statt dessen starrte er mich nur einen Moment lang ausdruckslos an, als könne er sich nicht an mich erinnern. Als er mich endlich wiedererkannte, runzelte er sofort die Stirn.
    »Du kommst zu spät«, sagte er vorwurfsvoll. »Am besten machst du dich gleich an die Arbeit. Wir haben schon einen ziemlichen Vorsprung, und die Männer sind schon auf einige kleine Gegenstände im Geröll gestoßen.«
    »Sind sie das?« meinte Vandergelt gedehnt und strich sich über den Bart. »Das sieht aber nicht sehr ergiebig aus, nicht wahr, Professor?«
    »Ich sagte doch schon, daß bereits im Altertum Räuber in das Grab eingedrungen sind«, fauchte Emerson. »Das bedeutet nicht notwendigerweise …«
    »Ich verstehe. Was halten Sie davon, mich einmal einen kleinen Blick auf Ihre bisherige Arbeit werfen zu lassen? Dann mache ich mich nützlich, Ehrenwort. Ich schleppe sogar Körbe, wenn Sie wollen.«
    »Nun gut«, antwortete Emerson in seinem unfreundlichsten Tonfall. »Aber beeilen Sie sich.«
    Niemand außer dem begeistertsten Anhänger der Archäologie hätte diese Besichtigung für der Mühe wert befunden, denn der Gang, von dem inzwischen etwa fünfzehn Meter freigelegt waren, war ein unglaublich unangenehmer Aufenthaltsort. Er führte steil abwärts in einen finsteren, stickigen Abgrund, der nur vom dämmrigen Licht der Laternen erhellt wurde. Die Luft stank nach jahrtausendealtem Moder und war so heiß, daß die Männer sich aller Kleidungsstücke entledigt hatten, die nicht nach den Regeln des Anstandes erforderlich waren. Jede Bewegung, und war sie auch noch so vorsichtig, wirbelte den feinen, weißen Staub der Kalksteinbrocken auf, mit denen der Gang verschüttet gewesen war. Dieses kristalline Pulver klebte an den schweißbedeckten Körpern der Männer, was ihnen ein außergewöhnlich unheimliches Aussehen verlieh. Die bleichen Gestalten, die sich im feuchten Dunst bewegten, sahen aus wie zum Leben erwachte Mumien, bereit, sich auf diejenigen zu stürzen, die ihre Ruhe gestört hatten.
    Teilweise verdeckt von grob gezimmerten Gerüsten blickten die gemalten Götter feierlich in die Dunkelheit. Thoth mit dem Ibiskopf, der Schutzgott der Gelehrsamkeit, Maat, die Göttin der Wahrheit, Isis und ihr falkenköpfiger Sohn Horus. Doch etwas erregte meine Aufmerksamkeit und ließ mich die abscheuliche Hitze und die stickige Luft vergessen: der Geröllhaufen. Am Anfang hatte er den Gang völlig versperrt. Inzwischen war er auf knapp Schulterhöhe geschrumpft und ließ einen Zwischenraum bis zur Decke frei.
    Nach einem kurzen Blick auf die Gemälde griff sich Vandergelt eine Laterne und ging direkt auf den Geröllhaufen zu. Ich stellte mich auf Zehenspitzen und blickte über seinen Arm hinweg, als er das Licht nach vorne über den Haufen hielt.
    Von dort an bildete der Schutt einen steilen Abhang. In der Dunkelheit jenseits des Lichtkegels der Laterne erhob sich eine solide Masse – das Ende des Gangs wurde genau wie der Anfang von einer Steinmauer blockiert.
    Noch ehe einer von uns etwas sagen konnte, machte Emerson eine herrische Handbewegung, und wir folgten ihm in den Vorraum am Fuße der Treppe. Während ich mir den Staub vom schweißnassen Gesicht wischte, sah ich meinen Mann vorwurfsvoll an.
    »Das ist also der wahre Grund für deine Entscheidung, in der letzten Nacht hier zu wachen! Wie konntest du das tun, Emerson? Haben wir den Nervenkitzel einer neuen Entdeckung nicht immer miteinander geteilt? Deine Unehrlichkeit erschüttert mich!«
    Verlegen strich sich Emerson übers Kinn. »Peabody, ich schulde dir eine

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