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Amelia Peabody 02: Der Fluch des Pharaonengrabes

Titel: Amelia Peabody 02: Der Fluch des Pharaonengrabes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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die reine Wahrheit. Ich möchte einen Waffenstillstand. Ich akzeptiere alle vernünftigen Bedingungen, wenn Sie mir helfen, einen Frieden mit Mary auszuhandeln.«
    Ich senkte den Kopf und gab vor, mit meiner Arbeit beschäftigt zu sein, um mein zufriedenes Lächeln zu verbergen. Ich war schon bereit gewesen, ihm einen Kompromiß anzubieten, und nun befand ich mich in der glücklichen Lage, die Bedingungen bestimmen zu können.
    »Was schlagen Sie vor?« fragte ich.
    O’Connell schien zu zögern; doch als er sprach, sprudelten die Worte so ohne Stocken aus ihm heraus, daß er sich seinen Plan ganz offensichtlich im vorhinein zurechtgelegt hatte.
    »Ich bin ein sehr charmanter Bursche«, sagte er bescheiden. »Doch wenn ich das Mädchen nie zu Gesicht bekomme, nützt mir mein ganzer Charme nichts. Falls ich aber eingeladen würde, bei Ihnen zu wohnen …«
    »Ach, du meine Güte, ich weiß nicht, wie ich das zuwege bringen sollte«, sagte ich erschrocken.
    »Mit Lady Baskerville gäbe es keine Schwierigkeiten. Sie hat eine sehr hohe Meinung von mir.«
    »Oh, ich bezweifle nicht, daß Sie Lady Baskerville um den Finger wickeln können. Leider ist Emerson nicht so leicht zu beeinflussen.«
    »Ich kann ihn überzeugen«, beharrte O’Connell.
    »Wie?« fragte ich geradeheraus.
    »Wenn ich zum Beispiel verspräche, ihm alle Berichte vorzulegen, ehe ich sie an meinen Chefredakteur schicke.«
    »Würden Sie sich wirklich darauf einlassen?«
    »Ich würde es hassen wie die Pest – entschuldigen Sie, Ma’am, meine Gefühle haben mich übermannt –, der Gedanke gefällt mir überhaupt nicht. Aber ich würde es tun, um mein Ziel zu erreichen.«
    »Ach, die Liebe«, meinte ich spöttisch. »Wie wahr es doch ist, daß zarte Gefühle einen bösen Menschen läutern.«
    »Sagen Sie lieber, daß sie das Gehirn eines klugen Menschen aufweichen«, antwortete O’Connell niedergeschlagen, und nach einem Augenblick verzogen sich seine Mundwinkel zu einem reumütigen Lächeln, völlig frei von dem Hohn, der so oft seine Züge verzerrte. »Sie haben auch recht viel Charme, Mrs. E. Ich glaube, sie sind ziemlich gefühlvoll, auch wenn Sie versuchen, das zu verbergen.«
    »Unsinn«, sagte ich. »Und nun verschwinden Sie besser, ehe Emerson Sie entdeckt. Ich werde Ihren Vorschlag heute abend mit ihm besprechen.«
    »Warum nicht jetzt? Ich brenne darauf, Mary endlich den Hof zu machen.«
    »Fordern Sie Ihr Glück nicht heraus, Mr. O’Connell. Wenn Sie morgen um diese Zeit zur Ausgrabungsstelle kommen, habe ich vielleicht gute Nachrichten für Sie.«
    »Ich wußte es!« rief O’Connell aus. »Ich wußte, eine Dame mit Ihrem Gesicht und Ihrer Figur kann nicht grausam zu einem Liebenden sein!« Er packte mich um die Taille und drückte mir einen Kuß auf die Wange. Sofort griff ich nach meinem Sonnenschirm und wollte schon nach ihm schlagen, doch er entwischte mir. Dann warf mir der unverschämte Lümmel ein Kußhändchen zu und schlenderte breit grinsend davon.
    Allerdings entfernte er sich nicht weit; immer wenn ich von meiner Arbeit aufblickte, sah ich ihn unter den gaffenden Touristen. Trafen sich unsere Blicke, preßte er seufzend die Hand aufs Herz oder blinzelte und zog lächelnd den Hut. Obwohl ich es nicht zeigte, konnte ich nicht anders, als mich darüber zu amüsieren. Nach etwa einer Stunde hatte er wohl den Eindruck, seinem Anliegen ausreichend Nachdruck verliehen zu haben; er verschwand und ward nicht mehr gesehen.
    Der glutrote Ball der Sonne stand tief im Westen, und die blaugrauen abendlichen Schatten fielen kühl auf den Boden, als das eintönige Ausleeren der Körbe abrupt endete, woraus ich schloß, daß etwas geschehen sein mußte. Ich blickte auf und sah die Männer aus dem Grab kommen. Emerson hat sie doch sicherlich noch nicht nach Hause geschickt, dachte ich; es wird ja erst in einer Stunde dunkel. Sofort ging ich, um nachzusehen.
    Der Schutthaufen hatte sich erheblich verringert. Er bestand nun nicht mehr ausschließlich aus kleinen Steinen und Kieseln. Inzwischen war die Ecke eines massiven Steinquaders sichtbar geworden. Emerson und Vandergelt standen daneben und betrachteten etwas auf dem Boden.
    »Komm her, Peabody«, sagte Emerson. »Was hältst du davon?«
    Mit dem Finger zeigte er auf einen braunen, brüchigen Gegenstand, der ganz mit Kalkstaub bedeckt war. Vandergelt machte sich daran, diesen mit einer kleinen Bürste zu entfernen.
    Aufgrund meiner Erfahrung in solchen Dingen wußte ich sofort, daß es sich

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