Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Amelia Peabody 02: Der Fluch des Pharaonengrabes

Titel: Amelia Peabody 02: Der Fluch des Pharaonengrabes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
Vom Netzwerk:
kleines Vermögen, und davon lebten wir. Sie liebte ihn über alles, das weiß ich genau. Niemals hörte ich eine Klage oder einen Vorwurf über ihre Lippen kommen. Doch vor sechs Monaten, nachdem Vater den unvermeidlichen Folgen seines Lasters erlegen war, überzeugte mich meine Mutter, daß mein Haß gegen meinen Onkel ungerechtfertigt sein könnte. Sie tat das, denken Sie daran, ohne meinen Vater nur im geringsten zu tadeln …«
    »Was vermutlich keine leichte Aufgabe war«, unterbrach ich. Inzwischen hatte ich mir ein klares Bild von Arthurs Vater gemacht und fühlte großes Mitleid mit seiner Mutter.
    Arthur achtete nicht auf meinen Einwurf und fuhr fort: »Außerdem wies sie mich darauf hin, daß Lord Baskerville keine Kinder hatte, ich also sein Erbe war. Er hatte keine Anstalten unternommen, mit mir in Verbindung zu treten, obwohl sie ihn pflichtgemäß vom Tod seines Bruders in Kenntnis gesetzt hatte. Doch rechtfertigten, wie sie sagte, seine Nachlässigkeit und Ungerechtigkeit kein schlechtes Benehmen meinerseits. Ich schuldete es mir selbst und meiner Familie, mich dem Mann vorzustellen, den ich irgendwann beerben würde. Sie überzeugte mich; doch ich verriet ihr nie, daß ihr das gelungen war, denn ich hatte schon selbst einen närrischen Plan gefaßt. Als ich Kenia verließ, sagte ich ihr nur, daß ich beabsichtigte, in der weiten Welt mein Glück mit der Photographie zu versuchen, die schon seit meiner Jugend mein Steckenpferd gewesen war. Sicherlich hat sie von dem Geheimnis gelesen, das den Tod meines Onkels umgibt, doch sie hat keine Ahnung, daß der Charles Milverton aus der Zeitung ihr mißratener Sohn ist.«
    »Aber sie muß vor lauter Sorge um Sie schier außer sich sein!« rief ich aus. »Sie weiß ja nicht, wo Sie sind.«
    »Sie glaubt, ich sei auf dem Wege nach Amerika«, beichtete der junge Mann leise. »Ich sagte ihr, ich würde ihr meine Adresse schicken, wenn ich mich erst einmal häuslich niedergelassen hätte.«
    Ich konnte nur seufzend den Kopf schütteln. Allerdings war es sinnlos, Arthur dazu zu drängen, sich sofort mit seiner Mutter in Verbindung zu setzen; die Wahrheit würde viel schmerzlicher sein als die Ungewißheit, in der sie im Augenblick schweben mußte, obwohl ich, was Arthurs Zukunft betraf, die schrecklichsten Vorahnungen hatte. Aber es bestand immer noch die Möglichkeit – und sei sie auch noch so abwegig –, daß ich mich irrte.
    »Mein Plan war, mich meinem Onkel als Fremder vorzustellen und sein Wohlwollen und Vertrauen zu gewinnen, ehe ich meine wahre Identität preisgab«, erzählte Arthur. »Sie brauchen nichts dazu zu sagen, Mrs. Emerson. Es war ein naiver Einfall, der in einen Kitschroman gehört. Ich schwöre Ihnen, ich hatte keine andere Absicht, als mich durch harte Arbeit und Aufopferung zu beweisen. Selbstverständlich kannte ich das Vorhaben meines Onkels, in Ägypten zu überwintern – wahrscheinlich hat der Großteil der englischsprechenden Erdbevölkerung davon gewußt. Also reiste ich nach Kairo und bewarb mich gleich nach seiner Ankunft um eine Stelle. Meine Empfehlungsschreiben …«
    »Gefälscht?« fragte ich.
    »Ich konnte ihm unter diesen Umständen kaum echte Empfehlungen vorlegen, oder? Die, die ich verfaßte, waren sehr beeindruckend, das kann ich Ihnen versichern. Er stellte mich sofort an. Und das war der Stand der Dinge, als er starb. Er wußte nicht, wer ich bin, obwohl …«
    Er zögerte. Da ich sicher war, was er sagen wollte, beendete ich den Satz für ihn. »Sie glauben, er hatte eine Vermutung? Nun, das tut nichts mehr zur Sache. Mein lieber Arthur, Sie müssen den Behörden Ihr Herz ausschütten. Zugegebenermaßen macht Sie das in höchstem Maße des Mordes verdächtig …«
    »Aber es gibt keinen Beweis für einen Mord«, unterbrach Arthur. »Die Polizei war davon überzeugt, daß seine Lordschaft eines natürlichen Todes gestorben ist.«
    Damit hatte er recht; allerdings war es nicht unbedingt ein Zeichen für seine Unschuld, daß er mich so rasch auf diesen kleinen Denkfehler hingewiesen hatte. Trotzdem war es sinnlos zu fragen, wer Lord Baskerville ermordet hatte, solange ich nicht beweisen konnte, daß wirklich ein Mord stattgefunden hatte.
    »Um so mehr Grund dafür, daß Sie die Wahrheit sagen«, beharrte ich. »Sie müssen sich offenbaren, um Ihr Erbe antreten zu können …«
    »Pssst« Arthur legte mir die Hand auf den Mund. Die Angst um meine eigene Sicherheit, die ich vor lauter Interesse an seiner Erzählung

Weitere Kostenlose Bücher