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Amelia Peabody 03: Der Mumienschrein

Titel: Amelia Peabody 03: Der Mumienschrein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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und lächelte ihn an. Im Licht der Kerze sah ich ein dunkles, mahagonifarbenes Gesicht über mir, das plötzlich böse grinste. Dann richtete der Mann sich auf und zog ein blinkendes Messer aus dem Gürtel.
    Zwei blitzartige Bewegungen, ein Stoß – ich rollte … wollte schreien … und fiel hilflos und blind in undurchdringliche Finsternis. Ein Mensch, der entführt, gefesselt, geknebelt, verschleppt und im Herzen einer unerforschten Pyramide in ein dunkles Loch geworfen wird, muß ein Narr sein, wenn er keine Angst hat. Da ich kein Narr war, hatte ich Todesangst, denn in einem kleinen Teil meines Gehirns wußte ich, daß der Boden einer solchen Kammer mit Stein gefliest war und ich hilflos zerschellen würde.
    Seit diesen Sekunden glaube ich den Menschen, die behaupten, daß man angesichts des Todes noch einmal sein ganzes Leben vor sich sieht, doch als ich aufprallte, stellte ich fest, daß der Boden überraschenderweise mit Wasser bedeckt war. Darunter befand sich eine Schlammschicht und erst darunter der Steinboden. Das Wasser und der Schlamm mußten meinen Fall gebremst haben, dennoch war der Aufprall so stark, daß ich erst einmal keine Luft bekam. Instinktiv wollte ich schwimmen, wobei ich feststellte, daß ich nicht mehr gefesselt war. Als nächstes merkte ich, daß das Wasser kaum einen Meter tief war. Nachdem ich mich hochgerappelt hatte, riß ich mir sofort den Knebel aus dem Mund.
    Es konnten nur Sekunden vergangen sein, bevor ich von einem großen Körper, der hinter mir ins Wasser klatschte, erneut umgerissen wurde. In wilder Panik tastete ich umher und bekam endlich etwas zu fassen, das sich wie ein schleimiges, nasses Hundefell anfühlte. Zum Glück hatte Emerson so starke, dichte Haare, denn ich packte mit beiden Händen zu und riß seinen Kopf über die Oberfläche. Nie werde ich den glücklichen Moment vergessen, als seine größte und längste Schimpfkanonade losbrach. Emerson war bei Bewußtsein! Er lebte! Das Wasser mußte ihn aufgeweckt haben.
    Nachdem er den Schlamm ausgespuckt hatte, den er offenbar in den Mund bekommen hatte, stürzte er sich auf mich und wollte mich niederschlagen, doch da ich damit gerechnet hatte, konnte ich ausweichen. So laut ich konnte rief ich meinen Namen.
    »Peabody!« gurgelte Emerson. »Gott sei Dank bist du es. Aber wo sind wir, zum Teufel?«
    »In der Schwarzen Pyramide, Emerson. Oder, besser gesagt, darunter. Obwohl mich dieser Fledermausgestank fast um den Verstand gebracht hat, meine ich, daß die Hauptrichtung des Gangs …«
    Während ich antwortete, hatte Emerson mein Gesicht ertastet, und jetzt verschloß er mir den Mund mit einem Kuß. Es schmeckte nicht überwältigend, aber ich hatte trotzdem nichts dagegen.
    Irgendwann löste sich Emerson von mir und sagte: »Ich kann mich nur noch erinnern, daß mich jemand auf den Kopf geschlagen hat. Ist es dir besser ergangen, weil du weißt, wo wir sind? Oder hast du alles nur erfunden? Jedenfalls war ich noch nie in einer Pyramide, die auch nur annähernd so naß gewesen wäre wie diese.«
    »Ich war gefesselt und geknebelt, aber nicht bewußtlos. Emerson, sie haben den Eingang gefunden! Er liegt auf der Nordseite, wo de Morgan gesucht hat, aber auf Bodenhöhe nahe der südwestlichen Ecke. Kein Wunder, daß er ihn nicht gefunden hat.« Ein Räuspern bedeutete mir, daß ich abschweifte, also fuhr ich fort: »Ich vermute, daß wir uns in der Grabkammer befinden. Die Pyramide steht ganz in der Nähe des Fruchtlandes, und ich glaube, daß die letzte Überschwemmung auch diese Kammer überflutet hat.«
    »Ich verstehe überhaupt nichts mehr«, sagte Emerson. »Weshalb haben sie uns denn nicht umgebracht, denn wie es aussieht, könntest du den Weg zurückverfolgen?«
    »Ich hoffe, Emerson, aber die Pyramide ist sehr raffiniert angelegt. Außerdem habe ich alles nur teilweise verfolgen können, weil ich durch die Gänge gezerrt wurde, und …«
    »Verdammt!« rief Emerson. »Gezerrt, sagst du? Diese Verbrecher! Wenn ich sie in die Finger bekomme, bleibt nicht mehr viel von ihnen übrig!«
    »Danke, mein lieber Emerson, aber zuerst sollten wir uns ein wenig umsehen.«
    »Bist du Bastet, daß du in der Dunkelheit sehen kannst?«
    »Nein, aber da unsere Augen an die Dunkelheit gewöhnt sind, brauchen wir überhaupt nicht viel Licht. Wenn du ruhig stehenbleiben würdest, könnte ich Licht machen.«
    »Die Strapazen haben meinem Schatz offenbar geschadet«, murmelte Emerson. »Peabody, du kannst doch nicht …«
    Die

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