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Amelia Peabody 03: Der Mumienschrein

Titel: Amelia Peabody 03: Der Mumienschrein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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kleine Streichholzflamme spiegelte sich in seinen erstaunten Augen. »Halte die Schachtel«, sagte ich. »Ich brauche beide Hände, um die Kerze herauszuholen. So. Schon besser, oder etwa nicht?«
    Obwohl Emerson bis zu den Hüften im Wasser stand und sich zwei große Beulen auf seinem Kopf bildeten, grinste er mich an: »Nie wieder werde ich mich über deine Ausrüstung lustig machen, Peabody.«
    »Ich bin glücklich, festzustellen, daß die Kästen offenbar wirklich wasserfest sind«, sagte ich. »Schließe die Schachtel vorsichtig, und stecke sie bitte in deine Hemdtasche!«
    Während Emerson die Streichhölzer einsteckte, blickten wir uns um, doch der Raum war so groß, daß wir nicht viel mehr sahen als unsere mitgenommenen Gesichter. Weiter hinten erkannte ich etwas, das wie eine Insel aus dem Ozean ragte. Sofort wateten wir dorthin.
    »Es ist der königliche Sarkophag«, bemerkte Emerson überflüssigerweise. »Und er ist offen! Verdammt! Wir sind nicht die ersten Menschen in diesem Grab, Peabody!«
    »Dann muß der Deckel irgendwo auf … autsch! Ich habe gerade meinen Fuß daran gestoßen!«
    Die Seitenwände des roten Granitsarges reichten Emerson bis zum Kopf. Er packte mich an den Hüften und hob mich hoch. Da der Rand ungefähr dreißig Zentimeter breit war, konnte ich mich einigermaßen bequem hinsetzen.
    »Gib mir die Kerze«, sagte er. »Ich will die Kammer in Augenschein nehmen.« Er watete zur nächstgelegenen Wand, die jedoch so glatt war, daß mein Mut sank.
    »Hebe die Kerze höher! Ich bin von ziemlich weit oben heruntergefallen.«
    »Da täuscht man sich leicht«, erwiderte er, aber er folgte meinem Rat. Nachdem er zwei Wände abgeschritten hatte, entdeckte er hoch oben an der dritten eine dunkle Öffnung. Emerson hob die Kerze hoch über seinen Kopf.
    Solange ich lebe, werde ich dieses Bild vor Augen haben, wie Emerson, vom Kerzenlicht beschienen, in heroischer Haltung vor der völlig glatten, gewaltig hohen Wand steht und wir beide begreifen, daß es aus dieser Grabkammer kein Entkommen geben wird, weil die Öffnung meilenweit außer Reichweite ist. Emerson ist nicht ganz zwei Meter groß und ich etwa einen Meter und siebzig, aber bis zur Öffnung waren es knapp fünf Meter, schätzte ich.
    Emerson hatte dieselben Gedanken, denn er wandte sich ab und kam zu mir. »Fünf Meter, schätze ich«, sagte er ruhig.
    »Ja, mindestens«, sagte ich.
    »Rechne unsere Körperlängen zusammen, addiere die ausgestreckten Arme …«
    »Und ziehe die Entfernung zwischen Kopf und Schultern wieder ab …« Ich brach in befreiendes Gelächter aus, in das Emerson einstimmte.
    »Trotzdem sollten wir es wenigstens versuchen, Peabody.«
    Als ich auf seinen Schultern stand, fehlte zwischen meinen Fingerspitzen und dem unteren Rand der Öffnung noch ein knapper Meter. Nachdem ich es Emerson mitgeteilt hatte, überlegte er. »Und wenn du auf meinen Kopf steigst?«
    »Das bringt ja nur wenige Zentimeter.«
    Er legte seine Hände um meine Knöchel. »Ich werde dich jetzt um Armeslänge hochheben, Peabody. Kannst du dich ganz steif machen und dich an der Wand abstützen?«
    »Aber natürlich, mein Liebster. Als Kind wollte ich immer Artistin werden! Kannst du mich denn hochheben?«
    »Du bist doch leicht wie eine Feder, Peabody. Wenn du Artistin wirst, werde ich Gewichtheber! Wer weiß, vielleicht gefällt uns das irgendwann besser!«
    »Bitte langsam, mein Lieber!«
    »Aber natürlich!«
    Ich glaube, ich habe schon öfter erwähnt, daß Emerson stark ist, aber wie stark, hatte ich bis zu diesem Augenblick selbst nicht gewußt. Ich schnappte nach Luft, als ich plötzlich nur noch Luft unter meinen Fußsohlen fühlte. Ich hörte, wie Emerson die Luft anhielt, und dann fühlte ich mich langsam höher und höher steigen. Ich dachte, ich hätte Flügel, und genoß das überraschende Gefühl. Doch als es plötzlich vorbei war, fühlten meine Finger immer noch den glatten Stein. Vorsichtig blickte ich nach oben.
    »Noch zehn Zentimeter, Emerson. Kannst du …«
    »Uff«, seufzte Emerson am Ende seiner Kraft.
    »Dann lasse mich wieder herunter. Wir müssen uns etwas anderes überlegen.«
    Das Herunterlassen war viel unangenehmer. Mit zitternden Knien konnte ich mich kaum aufrecht halten, bis ich endlich auf der Schulter meines Mannes Halt gefunden hatte. Irgendwie brachte er noch die Kraft auf zu lachen.
    »Komm, setz dich, Peabody. Ich werde dich wie Christophorus über das Wasser tragen.«
    Wir saßen nebeneinander auf dem

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