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Amelia Peabody 03: Der Mumienschrein

Titel: Amelia Peabody 03: Der Mumienschrein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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geworden, aber die Schrift war klar und deutlich zu sehen.
    »Das ist aber kein demotischer Papyrus«, sagte ich. »Es handelt sich eindeutig um griechische Buchstaben.«
    »Das habe ich doch gesagt«, beeilte sich Abd el Atti zu sagen, »Sie haben doch nach ägyptischen Papyri gefragt? Mit diesem Stück können Sie nichts anfangen.«
    »Ich halte den Papyruf für koptif«, ließ sich Ramses vernehmen. »Und das Koptife ift die letzte Form der ägyptifen Fprache!«
    »Ich glaube, du hast recht«, sagte ich, während ich mir das Fragment noch einmal ansah. »Ich werde es kaufen, wenn Sie nichts Besseres haben. Wieviel soll es kosten?«
    Der Händler machte eine vage Handbewegung. »Ich verlange gar nichts, aber ich warne Sie, Sitt …«
    »Ist das eine Drohung, Abd el Atti?«
    »Allah bewahre mich!« stieß der Händler energisch hervor, doch dann warf er wieder einen nervösen Blick auf die Katze, dann auf mich und schließlich hinter mich, wo er ganz sicher den Schatten von Emerson erblickte, den die Ägypter den Vater der Flüche nennen. Abd el Atti schluckte. »Ich wollte Ihnen nicht drohen, sondern Sie warnen. Geben Sie es mir zurück! Dann wird Ihnen nichts geschehen, so wahr ich Abd el Atti heiße!«
    Diese Art des Vorgehens beeindruckte mich in keiner Weise, sondern erregte nur meine Neugier. Sorgfältig verstaute ich das Fragment in meiner Handtasche. »Ich danke Ihnen für die Warnung, mein Freund. Und jetzt hören Sie mir gut zu! Falls der Besitz dieses Stückes für mich gefährlich wird, wird es auch für Sie gefährlich! Ich fürchte, Sie stecken in gewaltigen Schwierigkeiten. Brauchen Sie Hilfe? Sagen Sie mir die Wahrheit! Emerson und ich werden Ihnen beistehen! Großes englisches Ehrenwort!«
    Abd el Atti zögerte. In diesem Augenblick stellte sich Bastet auf die Hinterbeine und lehnte sich an ihren jungen Herrn, weil sie wieder auf die Schulter klettern wollte. Es war zwar purer Zufall, aber dennoch hätte die Katze keinen geeigneteren Moment wählen können, um Abd el Attis ängstliche Seele zu erschrecken.
    »Es ist Allahs Wille«, flüsterte er. »Kommen Sie heute nacht, wenn der Muezzin um Mitternacht ruft.«
    Da wir jetzt ohnehin nichts mehr erfahren würden, verabschiedeten wir uns und gingen. Als ich zurückblickte, sah ich, daß sich der Mann auf der Bank niedergelassen hatte und vor sich auf den Boden starrte.
    »Der Mann hat gelogen, nicht wahr?« fragte Ramses, während wir uns zwischen den Menschen hindurchzwängten.
    »Ja, mein Sohn, ich fürchte, daß du recht hast.«
     
    Als wir im Hotel ankamen und ich darauf brannte, meinem Mann von der Möglichkeit zu erzählen, daß ich unter Umständen einem Grabräuberring auf der Spur war, fehlte von Emerson noch jedes Lebenszeichen. Ich beunruhigte mich in keiner Weise, sondern sah nach meinem Patienten, der friedlich schlummerte. Danach bestellte ich mehrere Kannen heißes Wasser und ließ für Ramses eine Badewanne herrichten. Während er hinter einem Wandschirm in der Wanne plätscherte und später sogar summte, lag ich auf meinem Bett und versuchte, mich von dem anstrengenden Vormittag zu erholen, was mir aber kaum gelingen wollte, weil Ramses schrecklich unmusikalisch und der Gesang reichlich quälend für mich war.
    Nachdem er endlich sein Bad beendet hatte und beinahe fertig angekleidet war, hörten wir plötzlich einen Laut wie leises Donnergrollen in weiter Ferne. Das Geräusch wurde lauter und lauter, je näher es unserer Tür kam. Ich sah Ramses an, und er sah mich an. Die Katze erhob sich von ihrem Platz und verschwand würdevoll, aber blitzartig unter dem Bett. Sekunden später bebte die Tür, bevor sie aufsprang und schwungvoll gegen die Wand krachte.
    Mit zornrotem Kopf stand Emerson da, und die Adern an seinem Hals waren dick geschwollen. Er rang nach Worten, doch es kam nur ein dumpfer Ton, der sich langsam bis zum Gebrüll steigerte und schließlich in einen Schwall von unflätigen Flüchen überging. Ramses lauschte voller Begeisterung dieser angewandten >Umgangssprache<.
    Erst ein Blick auf seinen hingebungsvoll zuhörenden Sohn konnte Emerson bremsen. Er verstummte, betrat das Zimmer und versetzte der Tür einen gewaltigen Tritt, so daß sie ins Schloß krachte und der Putz leise rieselte. Emerson atmete so tief, daß ich fürchtete, er würde zerspringen. »Hm!« sagte er. »Hallo, Amelia! Ramses! Hattet ihr einen erfolgreichen Vormittag?«
    »Sag lieber, was du auf dem Herzen hast!« rief ich. »Nur vielleicht ein klein

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