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Amelia Peabody 03: Der Mumienschrein

Titel: Amelia Peabody 03: Der Mumienschrein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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gleich ein Stall in der Nähe der Kirche errichtet wurde. Kaum waren die lieben Tierchen eingetroffen, unterzog ich sie einer größeren Reinigungsprozedur, was ziemlich mühsam war, da das Wasser aus dem Dorf herbeigeschafft werden mußte.
    Ramses beteiligte sich mit Feuereifer, der jedoch merklich abkühlte, nachdem ihm eines der Tiere fast den Finger abgebissen hätte, als er versuchte, ihm die ekelhaften Zähne zu putzen. Doch als wir fertig waren, bat er um einen der Esel.
    »Selbstverständlich, mein Junge«, stimmte sein naiver Vater zu.
    »Wohin möchtest du denn reiten?« fragte die wesentlich mißtrauischere Mutter.
    »Nach Dahschûr, um Mr. de Morgan zu besuchen«, sagte Ramses.
    Emersons Gesicht zog sich merklich in die Länge. Die tiefe Bewunderung seines Sohnes für diesen gelackten Franzosen hatte ihn sehr geschmerzt. »Mir wäre es lieber, wenn du nicht hinreiten würdest, Ramses. Jedenfalls nicht allein. Wir werden ein anderes Mal zusammen hinüberreiten.«
    Ramses ließ das Thema sofort fallen, klatschte in die Hände und hob seine bittenden Augen zu dem Gesicht seines verwirrten Vaters empor. »Darf ich dann wenigftenf eine ganz kleine Grabung machen? Eine ganz, ganz kleine? Bitte, Papa!«
    Ich kann nicht genau wiedergeben, welche Vermutungen mir durch den Kopf schossen, während ich Ramses in Babymanier bitten hörte, doch bevor ich noch irgend etwas einwenden konnte, sagte Emerson strahlend: »Aber klar, mein Sohn. Welch glänzende Idee! Du wirst sehr viel dabei lernen.«
    »Kann ich mir einen oder vielleicht auch zwei Männer mitnehmen, die mir helfen können, Papa?«
    »Ich wollte es dir gerade anbieten, mein Sohn. Laß mich überlegen, wen ich – außer Selim natürlich – entbehren kann.«
    Arm in Arm gingen sie davon, und ich überlegte, was Ramses wohl im Schilde führen mochte. Aber auch meine kühnste Fantasie war nicht imstande, mir eine Antwort auf diese Frage zu geben.
     
    Der Friedhof stammte tatsächlich aus römischer Zeit. Wir fanden zahlreiche in den Stein gehauene Gräber, die jedoch bereits damals gründlich beraubt worden waren. Nur gelegentlich wurden unsere Anstrengungen mit dem belohnt, was die Grabräuber übriggelassen hatten. Doch Emerson registrierte Fundstück für Fundstück aufs sorgfältigste, und ich verstaute sie in Lagerräumen. In einigen intakten Gräbern fanden wir Holzsärge oder einfachere aus einer Art Pappmaché, die allerdings nicht allzugut erhalten waren. Drei dieser Särge öffneten wir, doch Emerson mußte Ramses sehr energisch verbieten, die Mumien auszuwickeln. Darauf waren wir nun wirklich nicht eingerichtet. Zwei dieser Mumien wiesen noch die Porträtbilder auf, die in späterer Zeit die früher gebräuchlichen Masken ersetzt hatten. Die Wachsschicht auf dem Holzuntergrund war noch recht gut erhalten, und ich konservierte sie mit einer dünnen Schicht Bienenwachs, bevor ich die Bilder sorgfältig in Kartons verpackte, wie ich es bereits mit dem weitaus bedeutenderen Bild gemacht hatte, das Emerson in Abd el Attis Geschäft >gefunden< hatte.
    Am Sonntag erschien John im vollen Ornat seiner Uniform. Sogar die Knöpfe hatte er geputzt. Respektvoll bat er um die Erlaubnis, den Gottesdienst besuchen zu dürfen.
    »Aber hier gibt es doch keinen von Ihrer Kirche, John«, sagte ich, doch dieser Einwand verfing nicht. John sah mich bittend an wie ein braver Hund, so daß ich schließlich nachgab. »Also gut.«
    »Ich will auch gehen«, sagte Ramses. »Ich möchte die junge Dame fehen, in die John …«
    »Es genügt, Ramses!«
    »Auferdem möchte ich gern den koptifen Gottefdienft miterleben«, fuhr Ramses fort. »Einige Rituale follen noch fo fein wie …«
    »Ich weiß. Die Idee ist gut, Ramses. Wir werden alle zusammen gehen.«
    Emerson blickte von seinen Notizen auf. »An mich habt ihr dabei hoffentlich nicht gedacht, oder?«
    »Nicht, wenn du nicht willst, aber Ramses meinte, daß der koptische Gottesdienst …«
    »Ach was, Amelia, ich glaube dir kein Wort. Du bist doch auch nur neugierig und möchtest John mit seiner Freundin …«
    »Es reicht, Emerson«, sagte ich, worauf mir John einen dankbaren Blick zuwarf. Emersons Bemerkung hatte ihn über und über erröten lassen.
    Als wir das Dorf erreichten, hatte der Gottesdienst in der koptischen Kirche offenbar bereits begonnen, denn von draußen konnte man Stimmengemurmel vernehmen. Vom Gelände der amerikanischen Missionsstation klang das fordernde, schrille Läuten einer kleinen Glocke an unser

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