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Amelia Peabody 03: Der Mumienschrein

Titel: Amelia Peabody 03: Der Mumienschrein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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die ich kannte, aber in bezug auf Bruder Ezekiel stimmte ich mit ihrer Meinung überein. Ich wollte ebenfalls auf dem schnellsten Weg vor ihm flüchten und hatte ihm deshalb John zum Fraß vorgeworfen. Doch John war ein williger Märtyrer.
    Da die Baronin im Besitz von Papyri war, war der Besuch bestimmt zu vertreten, auch wenn Emerson nicht besonders begeistert sein würde. Ich hatte John den Missionaren und meinen Sohn dieser Baronin überlassen und noch dazu meinem Mann zu einer seiner geliebten Abendgesellschaften verholfen, aber es gab trotzdem noch einen mildernden Umstand für mich. Wir würden an diesem Nachmittag allein im Haus sein, und ich hatte keinen Zweifel, daß ich Emerson dazu bringen konnte, seinen Pflichten nachzukommen.
     
    Emerson war schnell überzeugt. Er weigerte sich standhaft, seinen Abendanzug zu tragen, und ich bestand nicht länger darauf, nachdem ich festgestellt hatte, daß ich in meinem Samtgewand unmöglich auf einem Esel reiten konnte. Also zog ich meine besten türkischen Hosen an. Selim und Daoud begleiteten uns.
    Bastet war nicht sehr begeistert gewesen, als sie gemerkt hatte, daß Ramses nicht mit zurückgekommen war. Wir hatten sie in einem der Lagerräume eingesperrt, um sie am Kirchgang zu hindern. Als ich sie befreite, maunzte sie laut und schoß an mir vorbei aus dem Haus. Bis zu unserem Aufbruch war sie nicht wieder erschienen. Auch John war noch nicht aufgetaucht.
    »Wir müssen irgend etwas unternehmen, Amelia«, sagte Emerson, während wir nach Norden ritten. »Ich möchte nicht, daß John ein >Bruder des Heiligen Jerusalem< wird! Eigentlich hatte ich ihm mehr Intelligenz zugetraut!«
    »Er hat sich doch nicht bekehren lassen, du Dummer«, sagte ich zärtlich. »Er liebt, und, wie du weißt, nützt Intelligenz in diesem Zustand herzlich wenig!«
    Statt auf meine freundliche Bemerkung zu antworten, brummte Emerson nur.
    Ich liebte diese Abende in der Wüste, wenn ein kühler Luftzug die Hitze des Tages vertrieben hat und sich über uns der Himmel wie eine dunkelblaue Porzellanschüssel wölbt, während nur noch ganz im Westen ein wenig Helligkeit die Linien der Pyramiden nachzeichnet, daß sie aussehen wie Treppen in himmlische Höhen.
    Wir ritten im Schatten am Fuß der >Schwarzen Pyramide< entlang auf den Fluß zu. Der Boden war mit Kalksteinbrocken übersät, und wir kamen an der Stelle vorbei, wo de Morgan in der letzten Saison die Umfassungsmauer und die Ruinen des Totentempels der Pyramide ausgegraben hatte, doch es war nur wenig mehr als einige Säulen von seinem Werk übriggeblieben. Noch einige Jahre, und die Wüste würde wieder alle Spuren vernichtet haben, so wie sie bereits die Monumente der Unsterblichkeit verschluckt hatte. Der Grabungsplatz war verlassen, denn de Morgan wohnte in dem nahe gelegenen Dorf Menyat Dahschûr.
    Wir folgten dem langen Schatten der Pyramide hinunter zum Fluß. Mehrere Dahabijes schaukelten auf dem Wasser, doch es war nicht besonders schwer, das Kajütboot der Baronin zu entdecken, denn am Heck wehte unübersehbar die deutsche Flagge. Auf einem frisch gemalten Bild stand der Name des Schiffes: Cleopatra. Es hätte mich gewundert, wenn die Baronin einen anderen Namen gewählt hätte.
    Mich überkamen wehmütige Erinnerungen, als ich meinen Fuß auf die Decksplanken des Schiffes setzte, denn mit diesen Hausbooten den Nil zu befahren war weit aufregender als alles, was Mr. Cook mit seinen großen Dampfern anzubieten hatte.
    Der große Salon nahm den gesamten vorderen Teil des Schiffes ein, und aus der langen Fensterreihe hatte man einen großartigen Ausblick. Der Dolmetscher der Baronin stieß die Tür auf, meldete unsere Ankunft, und wir betraten einen vom Licht der untergehenden Sonne durchglühten, luxuriös eingerichteten Raum. Ein gewaltiges Sofa mit unzähligen Kissen nahm die Breitseite ein und diente augenblicklich unserer Gastgeberin als Ruhelager. Ihr schwarzes Haar war mit goldenen Ketten umflochten, und zahlreiche Armreifen klimperten leise, als sie uns die Hand zur Begrüßung reichte. Ihr schneeweißes Gewand war aus feinstem Chiffon, und um den Hals trug sie einen schweren Kragen aus purem Gold, der mit Türkisen und Karneolen besetzt und ohne Zweifel ein antikes Stück war. Die etwas theatralische Aufmachung sollte sicher an die große ägyptische Königin erinnern.
    Von Emerson, der hinter mir gegangen war, kamen seltsame Erstickungslaute. Als ich mich umdrehte, sah ich, daß nicht unsere Gastgeberin das Ziel seines

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