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Amelia Peabody 03: Der Mumienschrein

Titel: Amelia Peabody 03: Der Mumienschrein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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hatte.
    Während ich meine Arbeit verrichtete, blickte ich immer wieder sehnsuchtsvoll in nördlicher Richtung, wo sich die Pyramiden von Dahschûr klar gegen den blauen Himmel abzeichneten. So ähnlich mußte sich Eva gefühlt haben, als sie auf das für immer verlorene Paradies zurückblickte. Als ich wieder einmal hinsah, erkannte ich einen Reiter, der auf einem arabischen Hengst durch die Wüste galoppierte. Er bot ein majestätisches Bild und hatte wenige Minuten später unser Camp erreicht. Geschickt zügelte er das Pferd, doch der großartige Gesamteindruck war verdorben, als ich erkannte, wen de Morgan vor sich auf den Sattel gesetzt hatte. Es handelte sich um meinen Sohn, sonnenverbrannt, voller Sand und grinsend.
    Vorsichtig reichte de Morgan Ramses zu mir herunter, doch ich ließ ihn augenblicklich zu Boden fallen und rieb meine Hände ab. »Wo haben Sie ihn gefunden?« fragte ich.
    »Auf halbem Weg zwischen meinem Camp und Ihrem. Im Niemandsland sozusagen. Als ich ihn fragte, wohin er wollte, meinte er, er hätte die Absicht gehabt, mich zu besuchen. C’est un enfant formidable! Ein wirklicher Sohn meines verehrten Kollegen! Ein Knabe aus echtem englischen Holz!«
    Emerson kam gerade noch zurecht, um die letzte Bemerkung mitzuhören, doch der Blick, mit dem er de Morgan bedachte, hätte jeden anderen Menschen eingeschüchtert. Aber de Morgan zwirbelte nur seinen Schnurrbart und beglückwünschte Emerson zur Intelligenz, dem Mut und dem ausgezeichneten Französisch seines Sohnes.
    »Hm! Ja, ja, zweifellos«, brummte Emerson. »Ramses, was fällt dir ein, einfach so herumzuspazieren?«
    »Ich bin nicht herumfpaziert! Ich wufte immer genau, wo ich mich befand. Ich muf allerdingf zugeben, daf ich die Entfernung unterfätzt habe. Ich benötige unbedingt ein Pferd wie diefef, Papa!«
    De Morgan lachte. »Ein Hengst wie Mazeppa ist schwer zu bändigen«, sagte er, während er die Mähne des Pferdes streichelte. »Aber ein kleineres Tier – doch; doch, das erscheint mir vernünftig.«
    »Ich möchte nicht, daß Sie die Wünsche meines Sohnes auch noch unterstützen«, sagte ich und sah Ramses böse an. »Ramses, wo ist Selim?«
    »Er hat mich natürlich begleitet«, antwortete Ramses. »Aber Mr. de Morgan wollte ihn nicht auf dem Pferd mitnehmen.«
    De Morgan gab nicht so rasch auf. »Was soll Ihrem Jungen denn schon passieren? Er muß doch nur dem Fruchtland folgen, um den richtigen Weg zu finden. Ein kleines Pferd – vielleicht ein Pony? Der junge Mann ist mir jederzeit willkommen. Wir können ihm sicher auch interessantere – viel interessantere Dinge zeigen.«
    Emerson ließ bedrohliche Laute hören, aber er beherrschte sich. »Haben Sie Ihre Grabkammer schon entdeckt?« fragte er.
    »Wir haben gerade erst begonnen, danach zu suchen«, erklärte de Morgan hoheitsvoll. »Aber da die Kammer üblicherweise mitten unter der Pyramide liegt, dürfte es nur eine Frage der Zeit sein. Ich habe das Gefühl, daß wir in diesem Jahr große Entdeckungen machen werden. Wie steht es denn bei Ihnen?«
    »Wie Sie haben auch wir gerade erst begonnen«, sagte ich, bevor Emerson den Mund aufmachen konnte. »Möchten Sie nicht hereinkommen und eine Tasse Tee mit uns trinken?«
    De Morgan lehnte höflich ab und betonte, daß er bereits eine Verabredung zum Abendessen hätte. »Wie Sie ja wissen, ist Dahschûr ein sehr bekannter Ort. Augenblicklich ist die Dahabije der Gräfin von Westmoreland angekommen. Ich diniere heute abend bei ihr.«
    Dieser Pfeil prallte an Emerson ab, denn weder imponierten ihm Titel und Auszeichnungen, noch schätzte er Gesellschaften. Aber die anderen Bemerkungen hatten ihr Ziel nicht verfehlt. De Morgan wünschte uns Glück und wiederholte seine Einladung an Ramses. »Du wirst also kommen, nicht wahr, um zu lernen, wie man eine richtige Grabung leitet, mon petit ?«
    Ramses sah voller Ehrfurcht zu dem eleganten Reiter auf. »Ja, daf mache ich fehr gern.«
    Mit einer angedeuteten Verbeugung in meine Richtung und einem spöttischen Grinsen zu Emerson verabschiedete sich de Morgan, gab seinem Hengst die Sporen und ritt der untergehenden Sonne entgegen, was allerdings nicht die richtige Richtung war.
    »Typisch Franzose!« knurrte Emerson verächtlich. »Die tun alles für eine großartige Geste!«
6. Kapitel
     
    Letzten Endes bekam Ramses seinen Willen. Da unser Grabungsfeld sehr weitläufig war und auch ziemlich abseits lag, beschlossen wir, uns für eine längere Zeit Esel zu leihen, für die auch

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