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Amelia Peabody 03: Der Mumienschrein

Titel: Amelia Peabody 03: Der Mumienschrein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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außerdem ein alter Freund. Er begrüßte mich mit zurückhaltender Freude. »Ich habe gehört, daß Sie demotische Papyri suchen, Mrs. Emerson. Weshalb sind Sie denn nicht zu mir gekommen!«
    »Wäre ich doch, Mr. Kriticas, wenn mich nicht Abd el Attis Tod abgelenkt hätte. Sie haben doch sicher davon gehört.«
    »Ah ja.« Kriticas’ griechisches Gesicht verdüsterte sich. »Eine Tragödie! Traurig, traurig … Ich kann Ihnen einen ausgezeichneten Papyrus der sechsundzwanzigsten Dynastie anbieten …«
    Während ich die Ware betrachtete und den Kaffee schlürfte, den er mir aufgedrängt hatte, erkundigte ich mich kurz nach seiner Familie. »Ich habe gesehen, daß Abd el Attis Laden geschlossen ist«, sagte ich beiläufig. »Wer ist denn der neue Besitzer? Sein Sohn oder seine Frau, die reizende alte Dame?«
    Kriticas konnte schweigend lachen. Sein gesamter mächtiger Körper wurde von einem Beben geschüttelt, aber über seine bärtigen Lippen kam kein einziger Laut. »Kennen Sie die Dame?«
    »Ja, sie machte einen sehr entschlossenen Eindruck auf mich.«
    »Ja, das kann man wohl sagen! Aber sie hat natürlich keinen gesetzlichen Anspruch, sondern sie hat im Namen ihres Sohnes Hassan gehandelt. Er ist das schwarze Schaf der Familie, handelt mit Drogen und hat pausenlos Schwierigkeiten mit der Polizei. Aber Sie wissen ja, wie diese Mütter sind. Je schlechter der Sohn, desto mehr hängen sie an ihm.«
    »Hm«, machte ich nur.
    »Ihre Anstrengungen waren von vornherein zum Scheitern verurteilt«, fuhr Kriticas fort, »denn Abd el Atti hatte seinen Sohn bereits vor Jahren enterbt. Wahrscheinlich steckt er gerade wieder in Schwierigkeiten, denn ich habe ihn schon einige Wochen lang nicht mehr gesehen.«
    Plötzlich schoß mir ein Gedanke durch den Kopf, und ich wunderte mich, daß ich nicht bereits früher daraufgekommen war. »Ich glaube, daß ich ihn in der letzten Zeit öfter gesehen habe«, sagte ich. »Ist er etwa mittelgroß, und hat er finstere Augenbrauen? Fehlt ihm vielleicht auch ein Schneidezahn?«
    »Er und etwa hunderttausend andere Ägypter passen auf diese Beschreibung«, sagte Kriticas und lachte wieder schweigend. »Aber jetzt zum Geschäft, Mrs. Emerson. Dieser Papyrus ist von ausgezeichneter Qualität. Ich habe bereits einen Interessenten, aber wenn Sie sich entschließen könnten …«
    Nach einigem Hin und Her kaufte ich den Papyrus, worüber sich Kriticas sichtlich freute. Als er einige Sekunden lang nicht ganz so wachsam war, schlug ich zu. »Gehört dieser Papyrus vielleicht zur Beute des Meisters?«
    Ich hatte die siim issaagha-Sprache benutzt. Kriticas’ Augenlider zitterten. »Wie bitte, Mrs. Emerson?«
    »Sie verstehen diesen Dialekt genausogut wie ich«, sagte ich. »Aber lassen wir das, Mr. Kriticas. Sie haben sicher gute Gründe für Ihr Schweigen. Emerson und ich sind Ihre Freunde. Falls Sie Hilfe brauchen, können Sie uns immer darum bitten.«
    Der würdige Grieche spitzte seine Lippen. »Haben Sie dasselbe auch zu Abd el Atti gesagt?« fragte er.
     
    Zum Mittagessen ging ich ins Shepheard’s Hotel, was Emerson sicher als reine Zeitverschwendung angesehen hätte. Aber in diesem Fall irrte er sich, denn das Hotel war ein Treffpunkt und als Nachrichtenbörse unbezahlbar. Mr. Baehler erkannte mich sofort und leistete mir einen Aperitif lang Gesellschaft, wobei ich eine Menge Klatsch erfuhr. Nach dem Essen ging ich hinaus auf die Terrasse, wo ich meinen Kaffee trinken wollte, und stieß sofort wieder auf ein bekanntes Gesicht. Er wollte mich zwar nicht kennen, doch ich machte mich bemerkbar, indem ich mit meinem Sonnenschirm winkte. »Prinz Kalenischeff! Hoheit!«
    Er spielte den Überraschten, und wir beschlossen, unseren Kaffee gemeinsam zu trinken. »Ich dachte, Sie würden keinen Schritt ohne Ihren Mann machen«, sagte er, nachdem wir uns gesetzt hatten.
    »Ich bin genauso überrascht, Sie hier zu sehen! Ist in Dahschûr alles in Ordnung?«
    In dieser Art plätscherte die Unterhaltung fort. Ich ließ ihn reden und versuchte, immer wieder spitzfindige Fragen unterzubringen. Erst nach einer ganzen Weile bemerkte ich, daß er immer näher und näher gekommen war, bis er schließlich meinen Fuß berührte.
    »Ich war heute morgen im Khân Kalîlî«, sagte ich und zog meinen Fuß ein Stück zurück.
    »Welch ein Zufall! Ich war ebenfalls dort«, sagte Kalenischeff. »Wenn wir uns früher getroffen hätten, hätte ich Sie zum Lunch einladen können.«
    Diesmal war es kein Fuß, sondern

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