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Amelia Peabody 03: Der Mumienschrein

Titel: Amelia Peabody 03: Der Mumienschrein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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geschehen.«
    »Trotzdem sehe ich darin ein drohendes Vorzeichen«, sagte Sayce. »Mr. Cabot hat auch bestätigt, daß es zu Reibereien innerhalb der Bevölkerung gekommen ist.«
    »Kennen Sie Bruder Ezekiel?« fragte Emerson.
    Wilberforce lachte. »Ich bin Ihrer Meinung, Professor! Falls ich jemals pyromanische Gelüste entwickeln sollte, wäre dieser Ort der erste, den ich in Flammen aufgehen ließe!«
    »Sie sollten nicht scherzen, Wilberforce«, sagte der Reverend ernst. »Ich hege zwar keinerlei Sympathien für die >Brüder des Heiligen Jerusalem<, aber trotzdem wünsche ich ihnen nichts Böses, auch wenn sie der gesamten christlichen Mission durch ihr Benehmen keinen Gefallen tun.«
    »Ich glaube, daß Sie die Gefahr überschätzen, Gentlemen«, gab Emerson zurück. »Ich beobachte die Situation seit einiger Zeit, und ich glaube nicht, daß irgend jemand etwas unternimmt, solange ich hier bin.« Sayce schüttelte nur den Kopf, aber er sagte nichts mehr.
    Kurze Zeit später verabschiedeten sich die beiden, weil sie am nächsten Morgen früh aufbrechen wollten. Als sie schon an der Tür waren, räusperte sich Sayce und sagte: »Ich habe noch ein kleines Problem, das ich gern mit Ihnen besprechen würde, Mrs. Emerson. Fast hätte ich es vergessen. Nun ja, es ist auch nicht so wichtig … Erinnern Sie sich noch an das Papyrusfragment, das Sie mir zeigten? Besitzen Sie es noch?«
    »Ja«, sagte ich.
    »Dürfte ich die unverschämte Bitte äußern, daß Sie es mir überlassen? Ich habe über die Textstelle nachgedacht, die ich entziffern konnte, und ich glaube, daß sie für einen Theologiestudenten von Bedeutung sein könnte.«
    »Um ehrlich zu sein, wüßte ich im Augenblick gar nicht, wo ich danach suchen sollte«, sagte ich. »Ich habe unsere Sachen seit unserer Abreise aus Kairo nicht mehr sortiert.«
    »Aber Sie besitzen es noch?« fragte der Reverend beharrlich.
    »Ja, ganz sicher. Irgendwo muß es sein.«
    »Ich möchte Ihnen keine Umstände machen …«
    »Dann tun Sie es auch nicht!« sagte Emerson, der den kleinen Mann interessiert beobachtet hatte. »Sie erwarten doch nicht im Ernst, daß Mrs. Emerson mitten in der Nacht in Kisten und Kästen wühlt, oder?«
    »Nein, natürlich nicht. Ich dachte nur …«
    »Schauen Sie auf Ihrem Rückweg noch einmal vorbei«, meinte Emerson lässig. »Wir werden versuchen, es in der Zwischenzeit zu finden. Dann können wir weiterreden.«
    Der Reverend sah nicht sehr glücklich aus, aber mit dieser Antwort mußte er sich wohl oder übel zufriedengeben. Während wir den beiden nachsahen, wie sie in die vom Mondlicht silbrig erleuchtete Wüste hinausritten, spürte ich plötzlich Emersons Arm um meine Taille.
    »Peabody?«
    »Ja, mein lieber Emerson?«
    »Ich bin die Ausgeburt eines Egoisten, Peabody.«
    »Aber Emerson!«
    Emerson zog mich ins Zimmer und schloß die Tür. »Obwohl ich dir deinen Herzenswunsch nicht erfülle, hältst du zu mir. Als du de Morgan neulich erklärtest, daß du in römische Friedhöfe geradezu vernarrt wärest, hätte ich dich küssen können.«
    »Es ist sehr lieb, daß du das sagst, Emerson, aber jetzt würde ich gern meine Vase zusammensetzen.«
    »Ach, laß doch die Vase!« rief Emerson. »Mit diesen römischen Töpfen und Mumien ist Schluß! Morgen beginnen wir mit der Arbeit an unseren Pyramiden. Auch wenn sie nicht mehr die schönsten sind, wird die Beschäftigung mit ihnen interessanter als alles Bisherige!«
    »Emerson, machst du auch keinen Scherz?«
    »Es ist mein voller Ernst, Peabody. Mein Eigensinn hat mich daran gehindert, schon früher damit zu beginnen. Damit ist jetzt Schluß! Du möchtest dort arbeiten, und du wirst dort arbeiten!«
    Ich war überwältigt und blickte meinen Mann voll dankbarer Bewunderung, die eine so großartige Geste verdiente, schweigend an. Emersons Augen leuchteten, als er die Hand ausstreckte, um das Licht zu löschen.
8. Kapitel
     
    Normalerweise sind Emersons Liebesbezeugungen so stürmisch, daß wir danach augenblicklich in Schlaf sinken, doch heute lag ich noch wach, als Emerson längst tief und entspannt atmete. Durch das offenstehende Fenster konnte ich die Sterne sehen, und ein kühler Wind strich mir über das Gesicht. In weiter Ferne heulte ein Schakal.
    Doch dann – viel näher und kaum zu hören – ein anderes Geräusch! Ich setzte mich auf und strich mir die Haare aus dem Gesicht. Da, wieder! Ein dumpfer, kaum vernehmbarer Schlag – und dann – um Himmels willen! – ein unmenschliches

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