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Amelia Peabody 04: Im Tal der Sphinx

Titel: Amelia Peabody 04: Im Tal der Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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aufgefallen, hätte er vermutlich sofort davon Abstand genommen.
    Sobald das Hörproblem gelöst war, beschrieb ich die Situation. »Ich kann die Steine nicht beiseite räumen, Emerson. Sie sind zu schwer für mich. Ich denke, wir werden letztlich auf Mr. Frasers Angebot zurückgreifen müssen.«
    »Ist mit Ramses alles in Ordnung? Hat sich der arme Junge verletzt?« fragte Emerson ängstlich.
    »Er arbeitet an einem Manuskript, von dem ich annehme, daß es sich um seine ägyptische Grammatik handelt«, entgegnete ich kurz angebunden. »Mr. Fraser, wenn Sie die Güte hätten?«
    Donald folgte mir in den Stollen. Beim Anblick des Hindernisses pfiff er leise. Im flackernden Lichtschein der von mir festgehaltenen Kerze ähnelte er einem der altägyptischen Arbeiter, die auf Händen und Füßen vor der Grabkammer kauerten, in der sie ihren königlichen Gebieter (vergeblich) für alle Ewigkeit zur letzten Ruhe gebettet wähnten.
    Leise sagte ich zu ihm: »Sehen Sie sich die Lage an, Mr. Fraser, ich flehe Sie an, bevor Sie auch nur einen der Steine berühren. Ein unvorsichtiger Griff …«
    »Ich verstehe«, sagte Donald.
    Dann hörten wir eine dünne, hohe Stimme. »Ich schlage vor, Mr. Nemo – oder Mr. Fraser, was wohl zutreffender ist –, daß Sie zunächst versuchen, den zentralen Punkt auszumachen, über dem sich der größte Teil des Einsturzes erhebt. Denn nach meinen Berechnungen müßte das Gesamtgewicht der über uns befindlichen Pyramide ungefähr achtzehneinviertel Tonnen betragen, plus/minus einen Zentner …«
    Es fällt mir schwer, Ramses’ weiteren Vortrag zu rekapitulieren. Er wurde begleitet von den ständigen unprofessionellen Nachfragen Donald Frasers, was ich ihm – das muß ich an dieser Stelle sagen – natürlich nicht übelnehmen konnte. Er leistete gute Arbeit, insbesondere unter den gegebenen, widrigen Umständen, und hatte den Spalt, durch den ich zunächst das Licht von Ramses’ Kerze hatte durchschimmern sehen, bald erheblich vergrößert. Sobald das Loch groß genug war, erschien Ramses’ Kopf in der Öffnung – gräßlich ausgeleuchtet aufgrund der von ihm getragenen Kerze. Sein kleines Gesicht sah der Mumie seines Namensvetters entsetzlich ähnlich, und er hörte nicht auf, uns mit Ratschlägen zu traktieren. »Mr. Nemo – wenn Sie erlauben, daß ich Sie weiter mit diesem Pseudonym anrede, bis Sie sich mir offiziell mit Ihrem korrekten Namen vorgestellt haben –, ich bitte Sie entschieden darum, nichts von der linken – also Ihrer rechten – Seite des Spalts zu entfernen. Meine Einschätzung der Situation …«
    Der Vortrag endete mit einem Aufschrei von Donald, der es nicht länger ertragen konnte, seine Beute an der Kehle packte und sie durch die Öffnung hievte. Das war riskant, hatte aber keine weiteren negativen Folgen, außer daß Ramses’ untere Körperhälfte, wie ich später entdeckte, durch das unsanfte Zerren über die scharfen Felskanten heftige Schürfwunden davontrug.
    »Bitte folge mir, Ramses«, sagte ich kurz angebunden.
    »Ja, Mama. Das würde ich auf jeden Fall gern tun, da ich mich aufgrund von Mr. Nemos festem Griff des Eindrucks nicht erwehren kann, daß er sich im Zustand starker emotionaler Erregung befindet, und ich es deshalb vorziehen würde, Distanz zwischen mir und ihm …«
    Ich versetzte Ramses einen Stoß. Später behauptete er, ich hätte ihn geschlagen, aber das stimmt nicht. Ich schubste ihn lediglich, damit er endlich vorwärts kam. Damit erzielte ich auch die gewünschte Wirkung.
    Schweigend kehrten wir zum Haus zurück. Als wir dort eintrafen, war alles dunkel, und Hamid, der Koch, teilte uns ungehalten mit, das Abendessen sei völlig angebrannt, da wir ihm nicht gesagt hatten, daß wir später kämen.
    Nachdem wir die erforderlichen Wiederherstellungsmaßnahmen an unseren körperlichen und bekleidungstechnischen Blessuren vorgenommen sowie ein ziemlich bescheidenes Mahl zu uns genommen hatten, trafen wir uns im Salon zur Lagebesprechung.
    Da ich das Gefühl hatte, daß unsere ramponierten Nerven ebenfalls einer Wiederherstellung bedurften, bot ich allen, natürlich mit Ausnahme von Ramses, Whiskey an. Er und die Katze nahmen Milch, und Enid entschied sich für Tee. Das göttliche Getränk (ich meine in diesem Fall den Whiskey) erzielte die gewünschte Wirkung, obgleich die Erholung von Emersons Nervenkostüm größtenteils der Tatsache zuzuschreiben war, daß sein Sohn mehr oder weniger unversehrt gerettet worden war und daß ich mich

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