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Amelia Peabody 05: Der Sarkophag

Amelia Peabody 05: Der Sarkophag

Titel: Amelia Peabody 05: Der Sarkophag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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besuchen willst?«
    »Ja. Kommst du mit?«
    Ich täuschte ein Gähnen vor. »Ich glaube nicht, Emerson. Ich bin etwas erschöpft, und wie du weißt, üben Mumien wenig Anziehungskraft auf mich aus. Geh allein hin, ich wünsche dir viel Spaß.«
    Emerson stürmte in Richtung Treppe. Dort blieb er stehen. »Solltest du deine Meinung ändern, Amelia, wirst du nicht allein eingelassen. Es handelt sich nämlich keineswegs um einen Vortrag, sondern um eine wissenschaftliche Dokumentation, die ausschließlich geladenen Gästen und nicht der allgemeinen Öffentlichkeit zugänglich ist.«
    »Ist sie das?« Neugier überkam mich, aber ich wäre eher gestorben, als das zuzugeben. »Nun, wenn du nach Hause kommst, wirst du mir alles berichten.«
    Zehn Minuten nachdem Emerson das Haus verlassen hatte, läutete ich Gargery und bat ihn, die Kutsche vorfahren zu lassen. Emerson war zu Fuß gegangen; die Royal Society, wo die Demonstration stattfand, befand sich im Somerset House, nicht weit von uns.
    Ich hatte meine Gründe, warum ich die Kutsche nahm, und diese hatten beileibe nichts mit den Gefahren zu tun, die einer Dame nachts allein auf Londons dunklen Straßen drohten. Emerson führte irgend etwas im Schilde. Er war nicht zum Somerset House unterwegs, um sich Mr. Budges Elaborate zur Mumifikation anzuhören. Er hätte einen Riesenbogen um den Saal gemacht, in dem Mr. Budge zu diesem Thema dozierte. Bei früherer Gelegenheit hatte er mir zwar erklärt, warum er das Enthüllen der Mumie für erforderlich hielt, aber schon damals hatte mich der Verdacht beschlichen, daß er andere als die mir dargelegten Motive verfolgte. Wie auch immer diese aussahen, mir war klar, daß er mich nicht mitnehmen wollte. Wenn es anders gewesen wäre, hätte er mir schlichtweg untersagt, ihn zu begleiten.
    Da war noch eine andere Möglichkeit, die ich zwar weit von mir wies, aber nicht gänzlich ausschloß. Emerson beabsichtigte vielleicht gar nicht, die Veranstaltung zu besuchen. Vielleicht ging er … woandershin. Falls ich ihn nicht im Somerset House antraf, würde ich ihm folgen, und … Ich war mir nicht sicher, was ich tun würde. Falls sich mein Verdacht als richtig erwies, lehnte ich jede Verantwortung für meine weiteren Reaktionen ab.

11
     
    Die Naivität des männlichen Geschlechts erstaunt mich doch immer wieder. Ich glaubte zu wissen, warum Budge den Termin seiner Veranstaltung verlegt hatte. Damit hoffte er, der Aufmerksamkeit des falschen Priesters zu entgehen, da seine letzte Begegnung mit diesem Individuum für extremes Aufsehen gesorgt hatte, vielleicht aber auch Emersons Nachstellungen. Natürlich erwies sich diese Hoffnung als vergeblich. Emerson war ein anerkannter Experte auf diesem Gebiet und hatte ein Anrecht darauf, von der Terminverschiebung informiert zu werden, wie es in der Tat geschehen war.
    Falls Emerson die Sache in die Hand genommen hätte – wie es eigentlich der Fall gewesen sein sollte –, hätte er sichergestellt, daß der »Priester« anwesend war. Mir gegenüber hatte er das zwar nicht zugegeben, aber es bedurfte nur einer marginalen Logik, daß das einer seiner Gründe war, warum er die Mumie öffentlich und mit dem größtmöglichen Wirbel enthüllen wollte. Zweimal war es ihm mißlungen, den Burschen zu schnappen; um so entschlossener würde er auf einen erfolgreichen dritten Versuch hinarbeiten.
    Wenn ich es nicht besser gewußt hätte, hätte ich angenommen, daß mich Henry zu einer falschen Adresse kutschiert hatte – Covent Garden zur Premiereneröffnung oder eine Abendgesellschaft auf einem glanzvollen Anwesen. Unablässig fuhren Kutschen vor und entluden ihre Insassen – Männer in Abendgarderobe, Frauen in Seidenroben und mit funkelnden Juwelen. Offenbar hatte Budge jeden Adligen und jede Berühmtheit in ganz London zu seiner Vorstellung eingeladen. Damit hatte er (borniert wie er war) natürlich sein ursprüngliches Vorhaben hinfällig gemacht; trotzdem rechnete er im Gegensatz zu mir vermutlich nicht damit, daß der vermeintliche Priester möglicherweise einer der Adligen war, deren Gunst er genoß.
    Ich bahnte mir einen Weg durch die Menge. Das hat mir noch nie Schwierigkeiten bereitet. In diesem Zusammenhang sind meine überaus nützlichen Schirme von großem Vorteil, von denen ich eine ganze Reihe in unterschiedlichen Formen und Farben besitze. An jenem Abend trug ich einen eleganten, zu meiner Abendgarderobe passenden Regenschirm aus schwarzem Seidentaft mit silbernem Knauf und

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