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Amelia Peabody 05: Der Sarkophag

Amelia Peabody 05: Der Sarkophag

Titel: Amelia Peabody 05: Der Sarkophag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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verschwenden ihre Zeit mit unnötigen Diskussionen um das Wesentliche –, doch Mr. Wilson strafte diese Leute Lügen. Er lehnte sich in seinem Sessel zurück und grinste schwach. »Verstehe. Es tut mir leid, daß ich Sie enttäuschen muß, Mrs. Emerson. Aber ich kannte Oldacre nur flüchtig. Er gehörte nicht zu dem Typus Mann, den ich als engen Freund geschätzt hätte. Vielleicht stellen Sie mir einfach Fragen –«
    »Hervorragend«, erwiderte ich knapp. »Mir gefällt Ihre rasche Auffassungsgabe, Mr. Wilson. War er drogenabhängig?«
    »Meines Wissens nicht«, lautete die prompte Reaktion. »Es würde mich nicht überraschen, wenn ich erführe, daß er gelegentlich Drogen nahm – das ist in einigen Kreisen so üblich –, aber er zeigte keine Anzeichen von Abhängigkeit.«
    »Dann wissen Sie also nicht, ob er eine Opiumhöhle besuchte?«
    »Er hätte mich kaum dazu eingeladen, ihn an einen solchen Ort zu begleiten«, lautete die Antwort.
    »Wer waren seine Freunde – seine engen Freunde?«
    Wilson nannte einige mir unbekannte Namen und fügte dann hinzu: »Wie schon gesagt, gehörte ich nicht zu seinem engen Freundeskreis. Von daher ist es unwahrscheinlich, daß ich weiß, wer –«
    »Ja, gewiß. Was ist mit Lord St. John?«
    Wilson lachte. Er war wirklich ein attraktiver junger Bursche, wenn er so strahlte wie jetzt; seine Zähne waren weiß und ebenmäßig und seine Gesichtszüge gut geschnitten. »Wenn Seine Lordschaft irgend etwas mit Oldacre zu tun hatte, dann sicherlich nicht aus Freundschaft. Er besitzt einen ausgeprägten Sinn für gesellschaftliche Hierarchien, der geschätzte Lord St. John.«
    »Zweifellos haben Sie recht. Nun, dann haben Sie dem nichts weiter hinzuzufügen? Schlechte Gewohnheiten, Schulden, Glücksspiel, Frauen?«
    Wilson wirkte leicht verunsichert. »Was das Thema Frauen anbelangt … Das möchte ich im Beisein einer Dame nur ungern vertiefen …«
    »Ah, ich verstehe. Gefallene Mädchen, ist es das?«
    »Äh – ja. Das Übliche, Sie wissen schon …«
    »Hmhm«, erwiderte ich.
    »Ganz recht, Mrs. Emerson. Ich selbst würde niemals … Hinsichtlich anderer Gewohnheiten – ja, er spielte; er prahlte ständig damit, daß er exklusive Clubs besuchte, und ich weiß, daß er häufig Unsummen verspielte, da er sich damit ebenfalls brüstete, als könnte man darauf auch noch stolz sein! Und ich habe bemerkt, daß er Anzeichen übermäßigen Alkoholkonsums zeigte. Aber wissen Sie, vermutlich trank er auch nicht mehr als die meisten jungen Männer.«
    »Wie wahr – und wie bedauerlich, daß solche Dinge so alltäglich geworden sind. Nun, das ist zwar betrüblich, aber nicht Ihr Fehler, Mr. Wilson. Emerson, hast du noch weitere Fragen?«
    »Nein«, meinte Emerson kurz angebunden.
    »Dann können wir die Diskussion um die frühgeschichtlichen Keramiken wiederaufnehmen.«
    Mr. Wilson holte seine Taschenuhr hervor, warf einen Blick darauf und sprang auf. »Gütiger Himmel, ich hatte keine Ahnung, wie spät es schon ist. Ich muß mich beeilen. Heute abend muß ich Mr. Budge bei seinem Vortrag assistieren.«
    »Findet er heute abend statt?« fragte ich. »Das war mir völlig entgangen.«
    »Ja, aus irgendeinem Grund verschob er den Termin. Er schuldet mir keine Rechenschaft«, fügte Wilson mit seinem gewinnenden Lächeln hinzu. »Er sagt mir, was ich zu tun habe, und ich führe seine Anweisungen aus. Heute abend soll ich ihm bei der berühmt-berüchtigten Mumie assistieren. Vielleicht sehen wir uns dort. Ich danke Ihnen, Mrs. Emerson – Professor –, es hat mich sehr gefreut. Demnächst müssen Sie mich besuchen.«
    »Ich werde Sie daran erinnern«, sagte ich und drückte ihm herzlich die Hand.
    »Sie können auf mich zählen«, erwiderte Mr. Wilson lächelnd.
    Nach seinem Aufbruch brummte Emerson: »Also, Peabody, zum Teufel mit dir, hoffentlich bist du stolz auf dich. Ich war verflucht beunruhigt –«
    »Gargery ebenfalls«, entgegnete ich. »Es tut mir besonders leid, daß er sich meinetwegen Sorgen machen mußte.«
    Emerson biß die Zähne zusammen, doch seine Neugier besiegte seine Verärgerung. »Hast du irgend etwas Interessantes in Mr. Wilsons Wohnung gefunden?«
    »Nein.«
    »Würdest du es mir sagen, wenn es so wäre?«
    »Selbstverständlich, Emerson. Du mir doch auch, oder etwa nicht?«
    Emerson senkte die Lider. Mich zur Beherrschung zwingend, bemerkte ich: »Ich werde die Köchin bitten, das Abendessen um eine halbe Stunde vorzuverlegen. Ich nehme an, daß du den Vortrag

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