Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Amelia Peabody 05: Der Sarkophag

Amelia Peabody 05: Der Sarkophag

Titel: Amelia Peabody 05: Der Sarkophag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
Vom Netzwerk:
Rüschenband bei mir. Diese Rüschen gefielen mir besonders gut. Sie verliehen dem Gegenstand etwas spielerisch Frivoles und kaschierten seine eigentliche Funktion – denn der Stock war aus gehärtetem Stahl und die Spitze messerscharf.
    Emersons stringente Warnung, daß man mich ohne Einladung nicht einlassen würde, hatte mich amüsiert, da ich keineswegs mit irgendwelchen diesbezüglichen Schwierigkeiten rechnete. In der Tat versuchte mich der Saalordner am Eintreten zu hindern, ließ sich jedoch aufgrund meines gebieterischen Verhaltens und einer Drohgebärde mit meinem Schirm eines Besseren belehren.
    Ob Budge so töricht gewesen war, die Presse einzuladen, wußte ich nicht, aber das hätte auch keine Rolle gespielt; die Journalisten hätten es ohnehin erfahren. Kevin O’Connell war einer der ersten, der mir auffiel. Er stand vor der Tür zum Vortragssaal und kritzelte eifrig in sein Notizbuch.
    Als er mich erkannte, machte er eine abrupte Bewegung, als wolle er flüchten, doch die Rüschen beruhigten ihn. Im inneren Zwiespalt, ob er nun gekränkt sein sollte oder nicht, baute er sich in voller Größe vor mir auf und betrachtete mich herablassend.
    »Guten Abend, Mrs. Emerson«, meinte er reserviert.
    Ich versetzte ihm einen freundschaftlichen Klaps mit meinem Schirm. »Also, Kevin, seien Sie doch nicht beleidigt. Die Scharte ist noch nicht ausgewetzt; Sie haben mich häufiger ausgetrickst als ich Sie, und Sie wissen sehr wohl, daß Sie an meiner Stelle genauso gehandelt hätten.«
    »Hmhm«, erwiderte Kevin.
    »Gut schauen Sie heute abend aus«, fuhr ich fort. »Abendgarderobe steht Ihnen, besonders bei Ihrem tizianroten Haar. Haben Sie den Anzug ausgeliehen?«
    Er versuchte, seine Aura gekränkter Würde aufrechtzuerhalten, aber er gehörte nicht zu den nachtragenden Menschen. Seine Augen zwinkerten, und seine Mundwinkel zuckten. »Und was soll diese Schmeichelei, Mrs. E.? Nein, der Anzug ist nicht geliehen.«
    »Hatte ich auch nicht erwartet. Er sitzt einfach zu perfekt.«
    »Wo ist der Professor? Ich hoffe doch, daß er nicht krank ist.«
    »Nein, tun Sie nicht; Sie würden sich freuen, wenn er sich vor Schmerzen krümmte.« Kevin grinste, und ich fuhr fort: »Ich wurde aufgehalten. Er müßte vor mir eingetroffen sein. Haben Sie ihn nicht gesehen?«
    »Nein. Aber Mr. Budge habe ich ebenfalls noch nicht bemerkt, und der muß hier sein. Ich vermute, er kam durch einen Seiteneingang, wie der Professor vielleicht auch. Ich«, sagte Kevin mit einem Anflug tiefen Widerwillens, »notiere die ehrenwerten Gäste. Zum Teufel, diese Veranstaltung entwickelt sich zu einem gesellschaftlichen Ereignis, Mrs. E.; man hätte Lady Whatworth herschicken sollen, die Dame verfaßt den Adelsklatsch für The Queen. Tut mir wirklich sehr, sehr leid, daß ich in all das hineingeraten bin.«
    »Vielleicht fehlt Ihnen Ihre Gegnerin«, meinte ich süffisant.
    »Sie verlieh der Sache wenigstens einen gewissen Reiz«, stimmte Kevin zu. »Aber ich habe nie damit gerechnet, daß sie durchhalten würde; sie hat aufgegeben und ist nach Hause zu ihrer Großmama gerannt. Man will die Türen schließen, Mrs. E. Wir gehen besser hinein.«
    »Darf ich mich zu Ihnen setzen?«
    Kevin warf mir einen mißtrauischen Blick zu. »Was haben Sie vor, Mrs. Emerson? Warum sind Sie nicht bei Ihrem Gatten?«
    »Beeilen Sie sich, Kevin, ansonsten finden wir keinen Platz mehr.«
    Der Saal war zum Bersten gefüllt. Zwei Seitengänge sowie ein Mittelgang unterteilten die Stuhlreihen. Flackernde Gaslampen erhellten das erhöhte Podium, auf dem sich mehrere Stühle, ein Tisch, ein Vortragspult und ein Holzgestell befanden. Für die Presse waren Plätze im vorderen linken Bereich reserviert, die besten Mittelplätze waren den Ehrengästen vorbehalten. Kevins Kollegen machten mir höflich Platz; und wir saßen kaum, als zwei Männer den Sarkophag auf das Podium trugen und ihn vorsichtig auf das Gestell hoben.
    Budge erschien als nächster. Er setzte sich auf einen der auf dem Podium stehenden Stühle, schlug affektiert die Beine übereinander und schien sich dann seinen mitgebrachten Unterlagen zu widmen.
    Ihm folgten einige weitere Herren – Sir William Appleby, einer der Treuhänder des Museums; Mr. Alan Smythe-Jones, ein Mitglied der Royal Society, und ein stattlicher glatzköpfiger Mann in Abendgarderobe, in dem ich den Mediziner vermutete. Kein einziger Ägyptologe war zugegen, und Emerson ließ sich ebenfalls nicht blicken.
    Nachdem er gewartet hatte, bis

Weitere Kostenlose Bücher