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Amelia Peabody 05: Der Sarkophag

Amelia Peabody 05: Der Sarkophag

Titel: Amelia Peabody 05: Der Sarkophag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Percy sich gerade noch retten.
    Helen rannte auf die Unfallstelle zu. Violet fing an zu kreischen. Während ihre Schreie »Tot! Tot!« schauerlich durch das Geäst der Bäume hallten, eilte ich Helen zur Seite.
    Auf den ersten Blick schien Ramses ausweglos mit dem Fahrrad verkeilt zu sein, trotzdem gelang es uns schließlich, ihn zu befreien. Seine Arme und sein Gesicht waren aufgeschrammt und bluteten, und sein neuer Matrosenanzug war völlig ruiniert. Genau wie das Fahrrad.
    Nachdem ich mich vergewissert hatte, daß er unverletzt war, schüttelte ich ihn leicht. »Was ist denn nur in dich gefahren, so etwas zu tun, Ramses? Das war nicht nur töricht und gefährlich, sondern dir auch strengstens untersagt. Das Fahrrad gehörte dir nicht, und du hattest kein Recht, es unerlaubt zu benutzen.«
    »Violet erklärte mir –«, hub Ramses an.
    »Ramses, Ramses.« Helen schüttelte betrübt den Kopf. »Ein kleiner Gentleman entschuldigt seine Handlungen doch nicht, indem er eine junge Dame dafür verantwortlich macht. Niemand hat dich gezwungen, Violets Drängen nachzugeben.«
    »Verzeihung, Ma’am – Tante Amelia«, bemerkte Percy ruhig. »Violet hat lediglich gesagt, daß sie Ramses nur zu gern beim Fahrradfahren zusähe; er prahlte damit, wie gut er das könne. Ich hätte ihn davon abhalten sollen. Ich übernehme die volle Verantwortung.«
    Ramses drehte sich um und versetzte seinem Cousin einen Tritt vors Schienbein. »Ich werde dir helfen, irgendeine Verantwortung für mich zu übernehmen! Wer zum Teufel bist du überhaupt, daß du so etwas behaupten kannst?«
    Percy ließ sich nichts anmerken, wich nur mit schmerzverzerrtem Gesicht vor Ramses zurück. Letzterer wäre ihm an den Kragen gegangen, wenn ich ihn nicht an selbigem gepackt hätte.
    »Ramses, hör auf! Du beschämst mich zutiefst. Deine Ausdrucksweise, dein tätlicher Angriff auf deinen Cousin, deine Zerstörung von Miss McIntoshs Rad …«
    Ramses hörte auf, sich meiner Umklammerung zu entwinden. »Ich entschuldige mich bei Miss McIntosh«, keuchte er, während er sich mit seinem blutverschmierten Armel über sein aufgeschürftes Gesicht fuhr. »Ich werde ihr den Kaufpreis so rasch wie möglich erstatten. Augenblicklich besitze ich zwölfeinhalb Schilling und werde in Kürze … Mama, du schnürst mir in einer Weise die Luft ab, daß mir schmerzvoll deutlich wird, wie ein Verbrecher den Strang empfinden muß.«
    »Lassen Sie ihn los, Amelia«, drängte Helen. Ich gab schon deshalb bereitwillig nach, weil Ramses’ Gesichtsfarbe merklich dunkler geworden war; eigentlich hatte ich gar nicht so grob sein wollen. Helen beugte sich über den Jungen und berührte dessen aufgeschürfte Wange.
    »Ich bin keineswegs wütend auf dich, Ramses, aber ich gestehe, ich bin enttäuscht. Nicht wegen des Fahrrads; du hast es schließlich nicht willkürlich beschädigt. Weißt du, weshalb ich deinetwegen enttäuscht bin?«
    In seiner merkwürdigen Art hatte Ramses Helen immer gemocht, doch wenn er mich so angestarrt hätte wie sie, dann hätte ich einen Polizeibeamten gerufen. Schließlich nahm sein geschundenes Gesicht wieder den gewohnt teilnahmslosen Ausdruck an. »Sie glauben, daß ich mich nicht wie ein kleiner Gentleman verhalte?« bemerkte er.
    »Ganz recht. Ein Gentleman nimmt sich nicht das Eigentum anderer, ohne zuvor um Erlaubnis zu fragen; er rechtfertigt sein Verhalten nicht, indem er anderen die Schuld gibt; er bedient sich keiner üblen Ausdrucksweise; und er tritt nie, niemals, eine weitere Person.«
    »Hmmm.« Ramses dachte darüber nach. »Um gegenüber meiner Mama und meinem Papa gerecht zu bleiben, muß ich sagen, daß sie sich bemüht haben, mir solche Verhaltensweisen zu vermitteln, ohne diese allerdings in solch dogmatischer Form darzulegen; doch bis zum jetzigen Zeitpunkt habe ich nie gänzlich begriffen, welche Schwierigkeiten –«
    »Geh auf dein Zimmer, Ramses!« entfuhr es mir.
    »Ja, Mama. Aber ich würde gern ausführen –«
    »Auf dein Zimmer!«
    Ramses verschwand. Mir fiel auf, daß er hinkte.
    Ich bestellte eine Droschke für Helen, lobte Percy wegen seiner guten Absichten und seines mannhaften Verhaltens, sprach mit Violet – die ihr Schluchzen eingestellt hatte, sobald sie feststellen mußte, daß ihr niemand Beachtung schenkte – und ging schließlich nachdenklich ins Haus zurück.
    Ich führte ein langes, ernstes Gespräch mit Ramses. Er erlaubte gönnerhaft, daß ich sein Bein untersuchte und kalte Kompressen auf die

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