Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Amelia Peabody 05: Der Sarkophag

Amelia Peabody 05: Der Sarkophag

Titel: Amelia Peabody 05: Der Sarkophag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
Vom Netzwerk:
Gastfreundschaft. »Percy vermißt seine Mama und seinen Papa, Ramses, was nur natürlich ist. Du mußt dich etwas zurücknehmen; häng deine eigenen Hobbys für eine Weile an den Nagel, und beschäftige dich mit den Dingen, die Percy Spaß machen.«
    Ramses erwiderte, daß Percys Vorstellung von Spaß nicht nach seinem Geschmack sei und daß er, seinen Äußerungen zufolge, seinen Papa überhaupt nicht vermißte. Da ich Schwatzhaftigkeit, insbesondere bei Kindern, über die Maßen verabscheue, fuhr ich Ramses ziemlich heftig ins Wort. »Percy meint, daß du ihn nicht magst.«
    »Da hat er ganz recht«, erwiderte Ramses. »Ich kann ihn nicht ausstehen.«
    »Vielleicht würde es dir gelingen, wenn du versuchtest, ihn besser kennenzulernen.«
    »Das bezweifle ich doch sehr. Mama, ich habe zu tun. Meine Versuchsreihe zur Mumifikation –«
    Meine Reaktion war erneut heftig und direkt, da Ramses’ Mumifizierungsstudien bereits einen unliebsamen Zwischenfall provoziert hatten, als er Violet mit einem seiner gelungenen Experimente zu beeindrucken versuchte. Aufgrund der sich daran anschließenden Hysterie des Mädchens war Emerson wutschnaubend aus der Bibliothek gestürmt.
    Einige Zeit später erhielt ich die Gelegenheit, meine Besorgnis hinsichtlich der Kinder mit einer Person zu diskutieren, deren Meinung ich in solchen Dingen schätzte. Sie gehörte zu den wenigen Damen in der Nachbarschaft, mit denen ich auf gutem Fuß stand, war die Vorsteherin einer nahe gelegenen Mädchenschule und teilte meine Ansichten in solch wichtigen Fragen wie weiblicher Bildung, Frauenwahlrecht, vernünftiger Damenbekleidung et cetera. Ich hatte ihr eine Nachricht zukommen lassen, in der ich sie von unserer Ankunft unterrichtete und sie um ein Gespräch bat, doch es war ihr erst gegen Ende der Woche möglich, meine Einladung anzunehmen.
    Sie war eine Schottin mit frischer Gesichtsfarbe und untersetzter Figur, von grauen Fäden durchzogenem braunem Haar und aufmerksamen, tiefliegenden Augen. Aufgrund ihrer Tweed-Knickerbocker und ihres kräftigen Schuhwerks fragte ich: »Sie haben doch nicht etwa die gesamte Strecke mit dem Rad zurückgelegt?«
    »Selbstverständlich. Es sind doch nur zehn Meilen – und«, fügte sie lachend hinzu, »die netten Frauen aus dem Dorf haben es endlich aufgegeben, mir Steine hinterherzuwerfen, wenn ich die Hauptstraße passiere.«
    Ich entschuldigte Emerson mit der Begründung, daß er intensiv an seinem Buch arbeitete. In Wahrheit jedoch legte er keinen gesteigerten Wert auf Helens Gesellschaft, da er behauptete, in unserer Gegenwart nicht zu Wort zu kommen. Gleichmütig akzeptierte Helen die Entschuldigung; sie konnte Emersons Gesellschaft ebenfalls nicht viel abgewinnen.
    »Um so besser«, meinte sie. »Dann können wir uns wenigstens von Frau zu Frau austauschen. Erzählen Sie mir von Ihren jüngsten Abenteuern, Amelia. In der Zeitung las ich davon, aber dieser Quelle sollte man nicht zuviel Bedeutung zumessen.«
    »Ganz gewiß sollten Sie nicht glauben, was in der Zeitung stand. Es ist richtig, daß wir in der Lage waren, Miss Debenham – die jetzige Mrs. Fraser – in einer kritischen Situation zu unterstützen …«
    »Und einen Mord aufzudecken und einen Unschuldigen des Verdachts zu entheben?«
    »Auch das, ja. Aber alles andere, was Sie vielleicht gelesen haben –«
    »Dann sind die unterschwelligen Hinweise auf Meisterverbrecher und auf eine Entführung –«
    »Schlichtweg übertrieben«, versicherte ich ihr. »Um genau zu sein, Helen, würde ich es gern dabei bewenden lassen.«
    In kurzen Zügen beschrieb ich ihr unsere Exkavationen und schloß mit den Worten: »Emerson geht davon aus, daß die Pyramide Snofru der Dritten Dynastie zuzuschreiben ist. Wir hoffen, daß wir in der kommenden Saison die Ausgrabung des Begräbnistempels abschließen und uns der Erforschung des Innenbereichs widmen können.«
    Helen hatte mir mit leicht entrücktem Blick gelauscht. Als klassische Historikerin war sie hinsichtlich der Archäologie des Mittleren Ostens relativ uninformiert. Sie wechselte das Thema und erkundigte sich nach Ramses.
    »Momentan widmet er sich dem Studium der Mumifikation«, sagte ich und verzog mein Gesicht.
    Helen lachte herzerfrischend. Sie fand Ramses recht unterhaltsam – zweifellos, weil sie ihn nur selten sah. »Er ist ein so bemerkenswertes Kind, Amelia. Versuchen Sie nicht, ihn in einen kleinen englischen Schuljungen umzufunktionieren. Schließlich ist das Elternhaus

Weitere Kostenlose Bücher