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Amelia Peabody 05: Der Sarkophag

Amelia Peabody 05: Der Sarkophag

Titel: Amelia Peabody 05: Der Sarkophag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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unverkennbar.«
    »Ramses in irgendeiner Form umzufunktionieren, die ihm nicht behagt, ist unmöglich«, erwiderte ich. »Um ehrlich zu sein, Helen, ich bin froh, daß wir die Gelegenheit zum Plaudern finden. Ich mache mir Sorgen um den Jungen, und Ihre Erfahrung im Umgang mit Kindern –«
    »Ausschließlich Mädchen, Amelia. Allerdings steht Ihnen mein bescheidenes Wissen wie immer zur Verfügung.«
    Ich berichtete ihr von Ramses’ Antipathie gegenüber seinem Cousin Percy. »Sie werden handgreiflich, Helen, das weiß ich ganz genau; und Ramses ist derjenige, der die Auseinandersetzungen initiiert, denn er macht keinen Hehl aus seiner Percy gegenüber gehegten Abneigung, wohingegen Percy ängstlich darauf bedacht ist, eine Freundschaft aufzubauen. Ich dachte, Ramses würde die Gesellschaft kindlicher Spielgefährten guttun, aber scheinbar ist das Gegenteil der Fall.«
    »Das beweist nur, wie wenig Sie über Kindererziehung wissen«, bemerkte Helen mitfühlend. »Ramses ist ein Einzelkind, das – wie soll ich mich ausdrücken? – unter außergewöhnlichen Bedingungen heranwächst. Er ist es gewohnt, die volle Aufmerksamkeit seiner Eltern zu genießen. Selbstverständlich weigert er sich, diese mit anderen Kindern zu teilen.«
    »Glauben Sie das wirklich?«
    »Ich weiß es. Das gleiche habe ich bei meinen Schülerinnen bemerkt. Die Geburt eines Geschwisterkindes führt häufig zu Verhaltensänderungen.«
    »Aber Percy ist doch kein Baby.«
    »Das macht es um so schlimmer. Alle kleinen Jungen kämpfen miteinander, Amelia - ja, und einige kleine Mädchen natürlich auch, obwohl sie normalerweise gerissener und subtiler im Austeilen ihrer Boshaftigkeit sind.«
    Sie fuhr fort, mir einige Vorfälle aus ihrem Schulalltag zu schildern, und ich war schließlich froh, eine andere berufliche Laufbahn gewählt zu haben.
    Als es Zeit zum Aufbruch wurde, machte sie den Vorschlag, ich könne eine Runde auf ihrem neuen Sicherheitsfahrrad drehen, das sie sehr empfehle.
    Doch als wir aus dem Haus traten, war weit und breit kein Fahrrad zu entdecken. »Ich habe es genau hier abgestellt«, erklärte Helen mit verwirrtem Gesichtsausdruck.
    Dann bemerkte ich Violet, die hinter einem der riesigen Blumentöpfe auf der Terrasse kauerte. »Was machst du da, Violet?« fragte ich. »Hast du das Fahrrad der Dame gesehen?«
    »Ja, Tante `melia.«
    »Sei kein Feigling«, meinte ich ungehalten. »Komm da raus.«
    »Sie verschrecken das Kind, Amelia«, bemerkte Helen.
    »Ich? Ein Kind verschrecken? Wie können Sie annehmen –«
    »Lassen Sie mich mit ihr sprechen.« Sie schritt auf das Mädchen zu, streckte ihre Hand aus und lächelte. »Du bist also Violet? Deine Tante hat mir erzählt, was für ein braves Mädchen du bist. Komm und gib mir einen Kuß.«
    Einen Finger im Mund, kroch Violet aus ihrem Versteck hervor, während sie mich aus den Augenwinkeln unablässig beobachtete. Wer sie so sah, mußte annehmen, daß ich sie tagtäglich verprügelte. Helen nahm das Kind mütterlich in die Arme. »Erzähle mir, was mit meinem Fahrrad geschehen ist, kleine Violet«, säuselte Helen.
    Violet streckte ihren Finger aus. »Ramses hat es.«
    Von der Haustür bis zur Gartenpforte sind es ungefähr 300 Meter . Die mit Kies bedeckte Auffahrt windet sich in einem weiten Bogen um die Terrasse; aufgrund der angepflanzten Bäume und Sträucher ist ein Teil dieser Auffahrt nicht einsehbar. Erst jetzt bemerkte ich das Fahrrad, das hinter einer Baumgruppe auftauchte. Auf seinem hohen Sattel thronte Ramses. Seinen kurzen Beinen gelang es lediglich, die Pedale zu berühren, wenn diese ihren höchsten Punkt erreicht hatten; deshalb bewegte er sich ruckartig, schwankte entsetzlich von einer Seite der Auffahrt zur anderen und wurde – so schien es zumindest – aufgrund von Percys Bemühungen an einem Sturz gehindert, da dieser neben dem Rad herlief.
    Helen entfuhr ein Aufschrei der Empörung und Besorgnis, und als die beiden näher kamen, begriff ich, daß Percy das Fahrrad keineswegs unterstützend festhielt, sondern es in der Tat anzuhalten versuchte. Bestärkt wurde ich in meiner Vermutung aufgrund solcher Rufe wie: »Halt an, Cousin! Das darfst du doch nicht, du hast gar nicht um Erlaubnis gefragt!«
    Ramses’ Blick fiel auf mich. Seine Beine stellten die Bewegung ein, und Percy nutzte den Augenblick, um die Handbremse zu ziehen. Das Ergebnis war unvermeidlich. Rad und Fahrer stürzten unter schepperndem Krachen zu Boden. Mit einer flinken Bewegung konnte

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