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Amelia Peabody 05: Der Sarkophag

Amelia Peabody 05: Der Sarkophag

Titel: Amelia Peabody 05: Der Sarkophag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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stampfte mit dem Fuß auf. »Zum Teufel mit ihm! Er ist noch schneller, als ich das für möglich gehalten hätte. Mrs. Emerson, würden Sie –«
    Ihr Satz blieb unvollendet; der Aufruhr eskalierte in einem Aufreißen der Salontür. Auf der Schwelle stand Kevin O’Connell. Ohne Hut, mit zerzaustem Haar und einer Gesichtsfarbe, die seinem roten Schopf in nichts nachstand, starrte er uns an. Aufgrund seiner Atemnot, Erschöpfung und Verärgerung schien er vorübergehend nicht in der Lage zu sein, sich zu artikulieren.
    Hinter ihm bemerkte ich Wilkins, der auf dem Boden der Eingangshalle kauerte. Ob er ausgerutscht, gestolpert oder umgerannt worden war, konnte ich nicht beurteilen; doch er blieb weiterhin ungerührt dort sitzen.
    Die beiden jungen Leute huben gleichzeitig an zu sprechen. Miss Minton bestand darauf, daß ich irgend etwas unternahm – was, konnte ich nicht näher ergründen. Kevins Äußerungen beschränkten sich auf Anschuldigungen gegen Miss Minton. »Ach, bei Gott, wenn Sie ein Mann wären, dann …«
    Überflüssig zu erwähnen, daß ich eine weitere Fortführung dieser Unflätigkeiten nicht duldete. Nach einer kurzen Bestandsaufnahme der Situation entschied ich, daß Wilkins zu warten habe; er schien etwas benommen, aber unverletzt zu sein. Als erstes schloß ich die Tür. Dann sagte ich: »Halten Sie den Mund!«
    Für diese Aufforderung habe ich im Umgang mit Ramses schon reichlich Gelegenheit bekommen. Augenblicklich trat Stille ein.
    »Setzen Sie sich«, wies ich die beiden an. »Sie dahin, Miss Minton, und Sie, Mr. O’Connell, nehmen den Stuhl an der gegenüberliegenden Wand.«
    Ich blieb stehen, während ich mit gestrenger Stimme fortfuhr: »Ich habe bislang selten ein so ungehöriges Spektakel erlebt. Insbesondere Sie, Mr. O’Connell, sollten wissen, daß Sie mit Ihrem Eindringen in unser Haus ernsthafte körperliche Schäden riskieren. Ich kann nur hoffen, daß der Professor diesen Tumult nicht bemerkt hat. Zur Zeit erfreut er sich keineswegs bester Stimmung.«
    Dieser Verweis schien Kevin zur Vernunft zu bringen. »Sie haben in der Tat recht, Mrs. E.«, meinte er unbehaglich. »Um ehrlich zu sein, war ich außer mir vor Wut, weil mich diese schreibende Hexe auszutricksen versuchte –«
    Ihre kleinen Hände zu Fäusten geballt, sprang Miss Minton von ihrem Stuhl auf. Ich drückte sie auf ihren Platz zurück. »Sind Sie von allen guten Geistern verlassen? Sie erklären mir augenblicklich, was diese Störung zu bedeuten hat. Nein, Mr. O’Connell, schweigen Sie, Sie kommen noch früh genug an die Reihe.«
    Die junge Frau griff in ihre Handtasche, zerrte eine Zeitung daraus hervor und warf sie mir zu. Ihre Augen blitzten vor Aufregung. »Die Mumie hat erneut zugeschlagen. Es hat einen weiteren Mord gegeben!«

5
     
    Während ich die Zeitung durchging, fuhren Kevin und Miss Minton fort, sich flüsternd zu beschimpfen. Es handelte sich um die neueste Ausgabe des Mirror - frisch aus der Druckerpresse (was die an meinen Fingern haftende Druckerschwärze dokumentierte).
    Miss Minton hatte sich journalistischer Übertreibungssucht schuldig gemacht, als sie von »einem weiteren Mord« sprach, da sich das Ableben des Wachmannes nie als etwas anderes als ein natürlicher Tod erwiesen hatte. Allerdings ließ der jüngste Vorfall ernste Zweifel an dieser Diagnose aufkommen, da es sich bei dem zweiten Todesfall eindeutig um Mord handelte. Es ist zwar möglich, daß ein Mann sich selbst die Kehle aufschneidet, aber die Tiefe des Messerstiches, der sowohl die Luftröhre als auch das Rückenmark verletzt hatte, machte eine solche Schlußfolgerung unwahrscheinlich. Darüber hinaus handelte es sich bei dem zweiten Opfer nicht um einen einfachen Arbeiter. (Ich meine das lediglich im gesellschaftlichen Sinne; denn ein Mensch von niedrigem Rang ist vor dem Auge Gottes vielleicht wertvoller als ein angesehener Adliger.) Man hatte ihn als einen gewissen Jonas Oldacre identifiziert, einen Assistenten in der ägyptischen und assyrischen Kunstschätzeabteilung.
    »Der Leichnam wurde auf dem Vorplatz entdeckt«, murmelte ich, »und nicht im Museum –«
    »Und wo auf dem Vorplatz?« wollte Miss Minton mit gezücktem Bleistift wissen. »Am Fuß von Kleopatras Nadel!«
    »Es ist unerhört, daß sich dieser unzutreffende Begriff durchgesetzt hat«, bemerkte ich, während ich weiterhin die Zeitung durchblätterte. »Kleopatra hatte mit diesem Monument, das eindeutig ein Obelisk ist, nichts zu tun. Es wurde im Auftrag

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