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Amelia Peabody 06 : Verloren in der Wüstenstadt

Amelia Peabody 06 : Verloren in der Wüstenstadt

Titel: Amelia Peabody 06 : Verloren in der Wüstenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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hatte ihr das Kind abgenommen; es zog Ramses an der Nase, und der Ausdruck auf dem Gesicht meines Sohnes entschädigte mich für viele Unannehmlichkeiten, die er mir schon verursacht hatte.
    »Stellt mich unter Euren Schutz (?), große Herrin«, keuchte die kleine Frau. »Hüllt mich in die … Eurer Gewänder (?).«
    »Gewiß, gewiß«, erwiderte ich, während ich versuchte, ihr auf die Füße zu helfen. Murtek kam auf uns zugetrottet.
    »Kommt, edle Herrin, kommt schnell. Ihr habt etwas Verbotenes getan, sehr gefährlich …«
    »Nicht, ehe Ihr dieser Frau nicht Euer Wort gegeben habt, daß ihr nichts geschieht, Murtek. Und vergeßt nicht, durch meine Zauberkräfte werde ich erfahren, ob ihr etwas zugestoßen ist.«
    Murtek stieß ein Stöhnen aus. »Das werdet Ihr ganz sicher, verehrte Madam.«
    Er wiederholte der Frau diese Worte. Sie blickte mit tränenüberströmtem Gesicht auf, doch die keimende Hoffnung, die es erhellte, versicherte mir, daß es sich wirklich um einen feierlichen Schwur handelte. Dennoch erhob sie sich nicht, sondern bedeckte meine staubigen Stiefel mit unzähligen Küssen und schickte sich an, dasselbe mit Murteks Sandalen zu tun. Er sprang zurück, als ob sie eine Aussätzige wäre – und nach gesellschaftlichen Maßstäben war sie es wahrscheinlich auch. Am merkwürdigsten aber war ihr Verhalten gegenüber Emerson: Vor mir war sie nur niedergekniet und hatte mir die Stiefel geküßt, doch als er sich näherte, warf sie sich flach wie ein Fußabstreifer mit dem Gesicht in den Staub.
    Emerson wich zurück und errötete heftig, »Ich muß sagen Peabody, das hier ist mir verdammt peinlich. Was zum Teufel hat sie bloß?«
    Ich beugte mich über die kleine Frau, die sich nicht rührte, bis Emerson das Wort an sie richtete. Er war so verlegen, daß er nicht gleich den richtigen Ausdruck fand. »Erhebt Euch, edle Herrin … äh … Frau … oh, verdammt! Fürchtet Euch nicht. Alles ist gut. Äh … dem kleinen Knaben geht es gut. Ach, komm, Peabody, ich kann so etwas nicht ausstehen.«
    Letzteres hatte er natürlich auf englisch gesagt, aber sie mußte etwas verstanden haben, denn sie erhob sich auf die Knie. Nachdem sie als Zeichen großer Ehrerbietung ihr Gesicht verhüllt hatte, richtete sie eine kurze Ansprache an Emerson und deutete dann an, daß sie sich zurückziehen wolle.
    Doch zuerst mußten wir das Kind von Ramses’ Nase lösen, worauf der Kleine – damit meine ich das Kind, nicht Ramses – lauthals zu schreien begann. Das Gebrüll ging weiter, bis es vom fallenden Türvorhang gedämpft wurde.
    Auf dem Rückweg war Murtek überhaupt nicht gesprächig, und anfangs schwiegen auch wir, während wir das dramatische Ereignis und seine möglichen Folgen überdachten. Schließlich ergriff Ramses (natürlich war es wieder einmal Ramses) das Wort.
    »Hast du verstanden, was sie dir gesagt hat, Papa?«
    Emerson hätte das nur zu gerne behauptet, aber er ist im Grunde seines Herzens ein ehrlicher Mensch. »Hat sie mich ihren Freund genannt?«
    »Das war eines der Wörter, die sie benutzt hat«, antwortete Ramses unerträglich herablassend. »Die ganze Anrede lautete in etwa >Freund der rekkit <.Das Wort rekkit ist offenbar aus dem altägyptischen Begriff für >gemeines Volk< abgeleitet.«
    »Hmm, ja«, meinte Emerson. »Wie einige andere Wörter, die die Adligen benutzen. Die kleine Frau sprach anscheinend einen anderen Dialekt. Ich muß zugeben, daß ich sie kaum verstanden habe.«
    »Sie und die Diener sehen auch anders aus«, sagte Ramses. »Vielleicht gehören sie einer anderen Rasse an.«
    »Das ist nicht richtig«, antwortete Emerson. Er kann es nicht leiden, wenn man sich unpräzise ausdrückt. »Dieses Wort wird häufig falsch verwendet, Ramses, selbst von Wissenschaftlern. Allerdings gibt es innerhalb einer Rasse verschiedene Unterteilungen, und möglicherweise … Hallo, Murtek.«
    Er versetzte dem alten Priester, der leise murmelnd vor uns her trottete, einen Schubs. Murtek fuhr zusammen. »Verehrter Sir?«
    »Gibt es Ehen zwischen Angehörigen Eures Volkes und den rekkit? «
    Murtek verzog die Lippen, als wolle er ausspucken. »Sie sind Ratten. Menschen heiraten keine Ratten.«
    »Aber einige ihrer Frauen sind doch recht hübsch«, meinte Emerson und bedachte den Priester mit einem anzüglichen Lächeln von Mann zu Mann.
    Murteks Züge hellten sich auf. »Wünscht der verehrte Sir die Frau? Ich lasse sie holen …«
    »Nein, nein«, sagte Emerson, wobei er sich Mühe gab, seinen

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