Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Amelia Peabody 06 : Verloren in der Wüstenstadt

Amelia Peabody 06 : Verloren in der Wüstenstadt

Titel: Amelia Peabody 06 : Verloren in der Wüstenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
Vom Netzwerk:
Teufel soll ich das wissen, Peabody? Normalerweise nehme ich zu einer Expedition nach Afrika keinen Almanach mit.«
    »Ich hätte daran denken sollen«, meinte ich bedauernd. »In Zukunft werde ich einen einstecken. Es würde so gelegen kommen – eine Sonnenfinsternis, meine ich.«
    »Noch besser wäre die Ankunft des Kamelcorps mit fliegenden Standarten«, stellte Emerson fest. Die Verzögerungen schienen seinen Sinn für Humor negativ zu beeinflussen. »Verdammt, Peabody, Himmelskörper bewegen sich nicht, wie man es gerade braucht, und eine völlige Sonnenfinsternis ist ohnehin ein ziemlich seltenes Phänomen. Wie bist du denn auf diese dumme Idee gekommen?«
    Zweimal an diesem Nachmittag ging ich ins Vorzimmer, um zu fragen, ob eine Nachricht für uns eingetroffen sei. Man versicherte mir, daß sie in diesem Fall sofort bei uns abgegeben worden wäre. Daß Emerson in aller Seelenruhe Tagebucheintragungen machte, vergrößerte nur meine Ungeduld, und ich ging, die Hände auf dem Rücken, im Zimmer auf und ab. Schließlich hörte ich das Schlurfen von Sandalen und das Klappern von Waffen, das die Ankunft der Wachen ankündigte – dem Geräusch nach zu urteilen, waren es mehrere.
    »Endlich!« rief ich aus. »Die Botschaft!«
    Emerson erhob sich; seine Augen verwandelten sich in schmale Schlitze. »Wie es sich anhört, ist es mehr als nur ein Bote. Vielleicht ist Tarek selbst gekommen.«
    Der Vorhang wurde von einer Speerspitze beiseite geschoben, und zwei Soldaten kamen herein. Zwischen sich schleppten sie einen dritten Mann, den sie mit einem kräftigen Schubs ins Zimmer stießen. Da die Hände des Gefangenen auf dem Rücken gefesselt waren, konnte er den Sturz nicht abfangen, stolperte und fiel mir genau vor die Füße.
    Natürlich handelte es sich bei dem Gefangenen um Reggie Forthright. Sein Anzug war zerknittert und ausgebleicht, und inzwischen war ihm ein dichter Bart gewachsen. Abgesehen von seiner Blässe, die darauf hinwies, daß er längere Zeit hinter Kerkermauern verbracht hatte, machte er einen recht fidelen Eindruck. Sein Gesicht sah sogar ziemlich rundlich aus. Das mochte am Bewegungsmangel liegen, aber ich wurde dadurch an die Azteken erinnert, die ihre Gefangenen zu Opferzwecken mästeten.
    Emerson verdrehte die Augen zum Himmel und setzte sich wieder. Ich kniete neben dem am Boden Liegenden nieder und … doch es wäre, wie ich befürchte, eine Wiederholung, wenn ich meine nun folgenden Handlungen beschriebe. Bald saß Reggie auf einem Stuhl und stärkte sich mit ein wenig Wein.
    Mir sprudelten Tausende von Fragen über die Lippen, auf die Reggie wiederum mit einem Schwall von Fragen antwortete. Es dauerte eine Weile, bis wir uns ausreichend beruhigt hatten und in der Lage waren, uns zusammenhängend auszudrücken.
    Reggie bestand darauf, daß ich zuerst unsere Reise und unsere bisherigen Abenteuer schilderte. Im Laufe meines Berichts zeigte Emerson zunehmend Anzeichen von Ungeduld, und nachdem ich unseren Besuch im Dorf und die Rettung von Mutter und Kind beschrieben hatte, unterbrach er mich: »Du wirst allmählich heiser, Peabody. Jetzt soll Mr. Forthright seine Geschichte erzählen.«
    In seiner charmanten Art gestand uns Reggie, daß er sich gleich zu Anfang verirrt hatte. »Wenigstens glaubte ich das, Mrs. Amelia, denn die Orientierungspunkte, die Sie beschrieben haben, habe ich nie gesehen. Damals dachte ich mir noch nichts dabei, denn wie der Professor zweifelte auch ich an der Genauigkeit der Karte, die mein armer Onkel angefertigt hat. Doch nachdem ich nun von Ihrer Reise gehört habe … Es ist unerklärlich! Ich bin doch nicht zu dumm, um einen Kompaß zu lesen.«
    »Vielleicht gibt es trotzdem eine Erklärung«, meinte ich nachdenklich. »Möglicherweise steckt der Fehler in Ihrer Kopie der Karte.«
    »Ich versichere Ihnen …«, fing Reggie an.
    »Schon gut«, sagte Emerson. »Warum sind Sie nicht umgekehrt, als Sie den ersten Orientierungspunkt nicht gefunden haben?«
    »Nun, wissen Sie, wir haben am vierten Tag Wasser gefunden und hatten auch noch genügend Lebensmittel für den Rückweg. Es war nur ein verlassener Brunnen, der erheblicher Reinigung bedurfte, ehe wir ihn benutzen konnten, aber wir gewannen dadurch Zeit. Uns widerfuhr keiner der Unglücksfälle, mit denen Sie sich herumschlagen mußten. Die Kamele waren gesund und die Männer willig und bester Stimmung. Deshalb beschloß ich, noch ein paar Tage weiterzureiten. Ich hatte das Gefühl, daß ich die Suche noch nicht

Weitere Kostenlose Bücher