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Amelia Peabody 06 : Verloren in der Wüstenstadt

Amelia Peabody 06 : Verloren in der Wüstenstadt

Titel: Amelia Peabody 06 : Verloren in der Wüstenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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dulden, daß du mit dieser Frisur in die Zivilisation zurückkehrst.«
    Nachdem der Tisch abgeräumt und die Krümel zusammengefegt worden waren, schlug Reggie vor, in den Garten zu gehen. »Ich muß mit Mentarit über Ramses’ Haar sprechen«, sagte ich. »Ich werde nicht … Wo ist sie? Ich habe sie gar nicht fortgehen sehen.«
    Reggie nahm meinen Arm. »Das wollte ich Ihnen gerade sagen«, tuschelte er. »Sie ist in den Tempel zurückgekehrt. Amenit wird ihren Platz einnehmen.«
    »Mrs. Emerson ist durchaus in der Lage, sich ohne Ihre Hilfe fortzubewegen, Forthright«, meinte Emerson mit finsterer Miene. »Hände weg von meiner Frau, wenn Sie so gut sein wollen.«
    Reggie sprang zurück, als hätte ihn etwas gestochen, und wir setzten unseren Weg in den Garten fort. Als wir uns dem Wasserbecken näherten, gerieten die Hängepflanzen an der Mauer heftig in Bewegung. Ein Gesicht blickte auf uns hinunter. Es war mit braunem Fell bewachsen.
    Ramses begrüßte die Katze, indem er seltsame, leise Geräusche ausstieß. Das Tier antwortete ihm, doch anstatt zu ihm herabzuspringen, fing es an, auf der Mauer hin und her zu laufen. Ramses folgte ihm mit erhobenem Blick und ausgestreckten Armen wie ein kleiner Romeo, der einer pelzigen und recht flinken Julia den Hof machte.
    »Eine der Tempelkatzen – hier?« rief Reggie aus.
    »Woher wissen Sie, daß es sich um eine Tempelkatze handelt?« fragte Emerson. »Aus dem Tempel der Bastet?« wollte ich gleichzeitig wissen.
    Da es die Höflichkeit gebot, antwortete Reggie mir zuerst: »Bastet, Isis, Mut – diese heidnischen Gottheiten sind hier in einer Göttin vereint. Die ihr geweihten Katzen gehören einer besonderen Rasse an, sind größer als die gewöhnlichen und werden wie Heilige verehrt.«
    »Sie kommt einfach nicht hinunter«, quengelte Ramses wie ein ganz gewöhnliches Kind. »Mama, kannst du …«
    »Nein, kann ich nicht«, antwortete ich mit Nachdruck. »Katzen sind immun gegen Überzeugungsversuche, die beim Menschen durchaus wirksam sein können. Außerdem sind sie eigenwillige Geschöpfe …«
    »… die über ein ausgezeichnetes Gehör verfügen«, ergänzte Emerson den Satz. »Ich glaube, wir bekommen Besuch, Amelia.«
    Von einer unerklärlichen Ahnung getrieben, drängten wir uns enger aneinander. Die Katze machte sich aus dem Staub, und Ramses stellte sich neben mich. Als der Besucher, gefolgt von Bogenschützen und weißverhüllten Mägden, in Sicht kam, stieß Reggie einen Fluch aus und zog sich auf die andere Seite des Wasserbeckens zurück.
    Tarek – denn er war es – nahm auf einem Stuhl Platz, den ein Diener ihm hastig hinschob. Als er eine Handbewegung vollführte, schimmerten seine goldenen Armreifen in der Sonne. Auch für uns und die Männer in seinem Hofstaat wurden Stühle gebracht. Einer von Tareks Begleitern war Pesaker, der Hohepriester Aminrehs. Anscheinend hatte er schlechte Laune.
    Auch Tarek schien nicht eben in guter Stimmung zu sein. Als er uns eindringlich anblickte, zeigten seine Augen nicht den freundlichen Ausdruck, mit dem er uns bis dahin bedacht hatte, und anstatt uns höflich zu begrüßen, ließ er einen zornigen Redeschwall auf uns niedergehen. »Was seid Ihr für Menschen, daß Ihr denen, die Euch gerettet haben, Höflichkeit und Dankbarkeit verweigert? Habt Ihr keine Achtung vor unseren Sitten? Ihr habt eines unserer strengsten Gesetze gebrochen! Wir haben Euch Gnade erwiesen und Euch wieder mit Eurem Freund vereint. Und Ihr vergeltet es uns mit einer Gotteslästerung. Hätte ein Angehöriger unseres Volkes diese Tat begangen, sein Leben wäre verwirkt!«
    »Allerdings gehören wir nicht zu Eurem Volk«, erwiderte Emerson ruhig. »Wenn wir ein Gesetz übertreten haben, taten wir das unwissentlich, und wir bereuen es aus tiefstem Herzen. Wir werden den Schaden so wiedergutmachen, wie Ihr es für richtig haltet.«
    »Es stimmt, Ihr seid unwissende Barbaren«, meinte Tarek gedankenvoll.
    Um Emersons Mundwinkel zuckte es. »Richtig«, antwortete er mit demselben feierlichen Ernst. »Aber ist es nicht ebenfalls richtig, daß der Weise die Pflicht hat, den Unwissenden zu belehren, anstatt ihn zu bestrafen?«
    Tarek dachte darüber nach. Pesakers Miene verfinsterte sich. Obwohl er wahrscheinlich nicht alles verstanden hatte, bemerkte er, daß der Prinz inzwischen milder gestimmt war, und das gefiel ihm offenbar gar nicht. »Was haben sie gesagt?« zischte er. »Hört nicht auf sie. Es gibt keine Entschuldigung (?) für ihr

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