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Amelia Peabody 06 : Verloren in der Wüstenstadt

Amelia Peabody 06 : Verloren in der Wüstenstadt

Titel: Amelia Peabody 06 : Verloren in der Wüstenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Verbrechen. Ich befehle …«
    Tarek wandte sich zu ihm um. »Ihr wollt mir befehlen? Hier sprecht Ihr nicht für den Gott. Ich selbst werde über das Schicksal dieser Sünder entscheiden.«
    Mir ist schon häufig vorgeworfen worden, ich würde oft unüberlegt und impulsiv handeln. Doch das war in diesem Augenblick nicht der Fall. Ich hatte sorgfältig überlegt, was ich tun wollte, und Emerson selbst hatte eine ähnliche Vorgehensweise vorgeschlagen.
    »Wir sind Eurer Hoheit sehr dankbar für seine Güte«, ergriff ich das Wort. »Und wie mein Gatte bereits sagte, bereuen wir sehr, unwissentlich gegen die guten Sitten verstoßen zu haben. Vielleicht wäre es das beste, wenn wir diesen Ort verließen. Wir würden Kamele brauchen – etwa ein Dutzend würde genügen – und eine Eskorte bis zur Oase.«
    Emerson hüstelte und murmelte etwas, das wie »unverbesserlich« klang.
    Tarek lehnte sich in seinem Stuhl zurück und musterte mich ernst. »Wollt Ihr etwa fort? Vielleicht habt Ihr recht, wir sollten Euch belehren, nicht bestrafen. Und Ihr könntet uns unterrichten und auf diese Weise große Ehre und hohes Ansehen erringen.«
    »Das ist sehr freundlich von Euch, aber wir müssen leider Abschied nehmen.«
    Während dieses Gesprächs hatte Emerson ein herzliches Lachen unterdrückt. Nun beruhigte er sich wieder und beteiligte sich am Gespräch. »Ihr wißt, warum wir hier sind, Tarek«, sagte er langsam und mit Nachdruck. »Wie Ihr gesehen habt, haben wir unseren Freund gefunden. Ihr sagt, daß die anderen, die wir suchten, bei den Göttern sind. Also ist unsere Aufgabe vollbracht. Es ist Zeit, daß wir nach Hause in unser eigenes Land zurückkehren.«
    Der Hohepriester lauschte dieser Ansprache und hatte anscheinend einen Teil verstanden. (Hatte Emerson sich deshalb so einfach ausgedrückt und so langsam gesprochen?) Jetzt umklammerte Pesaker die Armlehnen seines Stuhles und rief: »Nein! Es ist verboten! Laßt Ihr etwa zu, daß diese Fremden, diese … die Gesetze mit Füßen treten …«
    Als Tarek ihm einen Blick zuwarf, verstummte er.
    »Meine Freunde«, sagte Tarek. »Denn Ihr seid meine Freunde. Kann mein Herz die verleugnen, die ich geliebt habe, selbst wenn sie meine Liebe nicht erwidern? Wenn Ihr fort wollt, sollt Ihr Euren Willen haben. Doch ich werde Euch betrauern, als wäret Ihr zu den Göttern heimgegangen.«
    »Das kommt mir irgendwie spanisch vor«, murmelte Emerson. Laut sagte er: »Dann werdet Ihr uns helfen?«
    Tarek nickte.
    »Wann?« fragte Emerson.
    »Bald, meine Freunde.«
    »Morgen?« mischte ich mich ein.
    »Aber eine solche Reise kann nicht so schnell vorbereitet werden«, antwortete Tarek, dessen Englisch sich enorm verbessert hatte. »Eine angemessene Eskorte, Geschenke … Zeremonien der Verehrung und des Abschieds.«
    Das kam nun wiederum mir spanisch vor. »Zeremonien«, wiederholte ich.
    »Ihr wollt unsere Bräuche studieren«, meinte Tarek. »Unsere merkwürdigen, primitiven Zeremonien. Die findet Ihr doch so faszinierend, oder? Aus diesem Grund seid Ihr doch unter anderem hier. Ja, Ihr werdet die größte Zeremonie von allen miterleben, bevor ihr … uns verlaßt. Sie findet schon sehr bald statt. Und dann, meine Freunde … sagen wir uns Lebewohl.«
     
    »Ach, du meine Güte«, stöhnte ich. »Ich befürchte, daß ich mich in unserem Freund Tarek gründlich getäuscht habe.«
    »Außerdem spricht er viel besser Englisch, als er uns verraten hat. Ein Lob an seinen Lehrer, meinst du nicht auch, Peabody?«
    »Ja, obwohl ich persönlich finde, daß er einen äußerst blumigen Stil hat. Er klang genau wie …«
    »Wie können Sie so ruhig sein?« brach es aus Reggie heraus. »Haben Sie denn die Drohung hinter seinen freundlichen Worten nicht verstanden?«
    »Aber natürlich gehe ich davon aus, daß es sich dabei um eine Drohung handelte«, antwortete Emerson. Er zog seine Pfeife hervor und betrachtete sie traurig. »Doch womit genau drohte er uns? Bis jetzt haben wir noch keine Hinweise dafür entdeckt, daß hier Menschenopfer üblich sind.«
    »Aber sie finden statt«, sagte Reggie und biß sich auf die Lippe. »Tarek hat sie mir bis in alle schauerlichen Einzelheiten geschildert …«
    Schaudernd hielt er inne. »Wie geht das vor sich, Mr. Forthright?« fragte Ramses interessiert. »Schlagen sie den Opfern mit einem Knüppel den Schädel ein wie die alten Ägypter oder …«
    »Schon gut, Ramses«, unterbrach ich. »Wenn Mr. Forthright recht hat, werden wir es vielleicht bald aus

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