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Amelia Peabody 06 : Verloren in der Wüstenstadt

Amelia Peabody 06 : Verloren in der Wüstenstadt

Titel: Amelia Peabody 06 : Verloren in der Wüstenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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nicht, was ich glauben oder wem ich trauen soll.«
    »Ich stimme dir zu, Emerson. Vielen Dank übrigens, daß du meine Hosen angezündet hast. Ich vergesse ständig, daß Reggie nicht mehr Verstand hat als eine Eidechse. Er kann unmöglich der Bote sein, den unser mitternächtlicher Besucher angekündigt hat. Aber das mit Mr. Forths kleinem Buch war schon ein merkwürdiger Zufall. Könnte Prinzessin Amenit die Botin sein?«
    »Wenn ja, hat sie sich eine gefährlich umständliche Methode ausgesucht, Kontakt mit uns aufzunehmen«, antwortete Emerson. »Vielleicht ist es doch nur ein Zufall. Wir wissen nicht, wie groß Willie Forths Bibliothek war und wie viele seiner Bücher er an Freunde und Schüler verschenkte. Ich rate dir, in Gegenwart der beiden jungen Liebenden Stillschweigen zum Thema rekkit zu bewahren, Peabody. Menschen in ihrem Zustand scheren sich im allgemeinen nur um ihre eigene kostbare Haut.«
    »Soweit würde ich nicht gehen. Allerdings neigen sie zur Leichtgläubigkeit, solange sie sich einbilden, daß sie verliebt sind. Möglicherweise wird Reggie von dieser jungen Frau getäuscht.«
    »Ganz recht. Verdammt, Peabody, ich möchte mich nur ungern aus dem Staub machen, ohne etwas für die armen Teufel im Dorf getan zu haben. Wir müssen eine zweite Expedition starten.«
    »Natürlich. Allerdings habe ich die Hoffnung noch nicht aufgegeben, auf die eine oder andere Weise wieder von meinem geheimnisvollen Besucher zu hören.«
     
    Gespannt erwartete ich die erste Begegnung der beiden jungen Liebenden nach so vielen Tagen der Trennung und Ungewißheit. Voll Mitgefühl malte ich mir aus, wie Amenit Tränen der Sorge vergossen hatte, während sie daran dachte, in welcher Gefahr ihr Liebster schwebte. Ich stellte mir ihre Freudentränen vor, wenn sie von seiner Freilassung erführe. Vor meinem geistigen Auge sah ich, wie sie einander in die Arme fielen und Koseworte murmelten. Und dann würden sie sich Hand in Hand in die Abgeschiedenheit des Gartens zurückziehen. Begleitet vom beruhigenden Summen der Bienen und vom Gurren der Tauben in den Mimosenbäumen würden sie sich in liebevoller Verzückung verlieren und wieder Hoffnung schöpfen.
    So malte ich es mir aus, aber selbstverständlich wußte ich, daß es nur schwärmerischer Mumpitz war. Mit öffentlichen Liebesbeweisen mußten die zwei sich bis nach ihrer Flucht aus dem Tal gedulden, denn diese wäre gescheitert, hätte jemand von ihren zärtlichen Gefühlen erfahren. Als die Magd hereinkam, erkannte ich sie an ihrem gleitenden Gang sofort als Amenit. Allerdings schenkte sie Reggie nicht mehr Aufmerksamkeit als uns, und er würdigte sie kaum eines Blickes. Doch er entschuldigte sich bald und begab sich in sein Zimmer, und eine kurze Zeit später war auch Amenit plötzlich verschwunden.
    Sie blieben einige Zeit fort. Amenit kam zuerst zurück. Gleichmütig wie immer versah sie ihre Pflichten (es ist sehr leicht, einen gleichmütigen Eindruck zu machen, wenn man von Kopf bis Fuß mit Schleiern vermummt ist). Meine Spannung steigerte sich ins Unerträgliche. Dann endlich erschien Reggie. Er streckte sich gähnend und erklärte, er habe ein höchst erholsames Nickerchen gehalten.
    »Offenbar habe ich einen Hemdenknopf verloren«, fügte er mit einem bedauernden Blick auf seine Brust hinzu, mit dem er kein Kind hinters Licht geführt hätte. »Würde es Ihnen große Umstände machen, mir behilflich zu sein, Mrs. Amelia?«
    Ich folgte ihm in mein Schlafzimmer. »Sie junger Esel!« zischte ich. »Ich habe mein Nähetui der Königin geschenkt. Inzwischen weiß das wahrscheinlich jede Frau in der Stadt.«
    »Aber woher hätte ich es wissen sollen?« fragte Reggie gekränkt. »Ich brauchte einen Vorwand, um unter vier Augen mit Ihnen zu sprechen.«
    »Sie sind ein miserabler Lügner, Reggie. Sie sollten besser … Nun, was ist, Ramses?« Denn mein Sohn war, gefolgt von seinem Vater, hereingekommen.
    »Hier hast du Nadel und Faden zurück, Mama«, sagte Ramses. »Ich habe sie mir ausgeliehen. Hoffentlich bist du mir nicht böse.«
    Es waren nicht meine Nadel und mein Faden; die schmutziggraue Farbe des letzteren (nicht der ursprüngliche Ton) verrieten seinen Besitzer. Ich wollte lieber gar nicht wissen, wozu Ramses Nadel und Faden gebraucht hatte. Mir fielen zu viele unappetitliche Möglichkeiten ein.
    »Vielen Dank«, antwortete ich und näherte mich Reggie. Entschlossen ergriff ich Stoff und Knopf und stach die Nadel hinein.
    »Autsch!« schrie Reggie

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