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Amelia Peabody 06 : Verloren in der Wüstenstadt

Amelia Peabody 06 : Verloren in der Wüstenstadt

Titel: Amelia Peabody 06 : Verloren in der Wüstenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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auf.
    »So reden Sie schon«, befahl ich. »Ich kann die Näherei nicht ewig hinauszögern. Wir machen einen lächerlichen Eindruck.« Emerson und Ramses beobachteten uns so gespannt, als handle es sich bei dem Annähen eines Knopfes um ein spektakuläres Ereignis.
    »Alles ist bereit«, zischte Reggie. »Morgen nacht führt Amenit uns zu der wartenden Karawane.«
    »Was ist mit Mrs. Forth?« fragte ich. Reggie schnappte nach Luft. »Es tut mir leid«, entschuldigte ich mich. »Nähen gehört nicht zu meinen Stärken.«
    »Sind Sie fest entschlossen?« wollte Reggie wissen.
    »Ja, natürlich«, antworteten wir im Chor.
    »Gut. Amenit wird es versuchen. Sie hat gelacht, als ich ihr von Ihrer Theorie erzählte, aber wenn Sie sich nicht anders überzeugen lassen … Halten Sie sich heute nacht bereit.«
    »Wann?« fragten wir wieder im Chor.
    »Wenn sie den richtigen Zeitpunkt für gekommen hält«, lautete die unheilschwangere Antwort. »Es ist sehr gefährlich. Schlafen Sie nicht, sondern warten Sie, bis Sie gerufen werden.«
    »Das wäre geschafft«, sagte ich laut, als eine Dienerin mit neugierig glitzernden Augen in der Tür erschien.
    »Vielen Dank«, meinte Reggie und betrachtete seine Hemdbrust.
    »Ich glaube, du hast ihm den Knopf ans Unterhemd genäht, Mama«, stellte Ramses fest.
     
    Ich kann nicht sagen, wie lange ich in der Dunkelheit gewartet habe; mir kam es wie eine Ewigkeit vor. Allerdings mußte ich nicht gegen den Schlaf ankämpfen, denn ich hatte mich nie wacher gefühlt. Nach einer recht hitzigen Debatte mit Reggie hatte ich mich bereit erklärt, meinen Gürtel samt Ausrüstung zurückzulassen. Wie nicht anders zu erwarten, hatte mein Gatte Reggie unterstützt: »Du klapperst, Peabody. Immer versprichst du, es nicht zu tun, und veranstaltest dann doch einen Höllenlärm. Außerdem können wir uns mit der richtigen Verkleidung für Einheimische ausgeben, falls uns unterwegs jemand begegnet.«
    Ich war tief in Gedanken – nicht in Schlaf – versunken, als mich eine Hand berührte. Wortlos stand ich vom Bett auf und folgte der weißverhüllten Gestalt.
    Nachdem die anderen drei sich uns angeschlossen hatten, huschte Amenit leise davon, nicht zum Garten oder zur Vordertür, wie ich erwartet hatte, sondern in Richtung der in den Felsen gehauenen Kammern am hinteren Ende des Hauses. Immer tiefer führte sie uns in die Klippen, durch schmale Türen und unbenutzte, staubige Räume. Die Dunkelheit bedrängte uns gleich einem Ungeheuer, das sich schon seit Jahrhunderten an der Finsternis mästet. Die kleine Flamme von Amenits Lampe flackerte wie ein Irrlicht. Es sah aus, als schwebe ihr weißes Gewand körperlos vor uns her.
    Schließlich blieb sie in einem kleinen, fensterlosen Zimmer stehen. Obwohl ich kaum etwas sehen konnte, erkannte ich doch, daß der Raum, abgesehen von einer steinernen Bank, unmöbliert war. Diese Bank war etwa einen halben Meter hoch und gerade breit genug, um Platz für eine liegende Gestalt zu bieten. Die Magd beugte sich darüber. Plötzlich waren ein Klicken und ein leises Knarren zu vernehmen. Die Bank hob sich, als wäre sie an einer Feder befestigt. Amenit raffte ihre Röcke mit einer seltsam modern anmutenden Geste, kletterte geschickt über die Kante und verschwand.
    Da Emerson darauf bestand, folgte er ihr als erster. Dann kam ich und fand mich am Kopfe einer schmalen Steintreppe wieder. Sie war so steil, daß ich sie wie eine Leiter hinabsteigen mußte, wobei ich mich mit beiden Händen festhielt. Doch mein lieber Emerson stützte mich und versicherte mir, er würde mich auffangen, falls ich eine Stufe verfehlen sollte. Zwar gelang es Ramses einige Male, mir auf die Hand zu treten, aber schließlich kamen wir unten an und blieben stehen, um Atem zu schöpfen.
    »Alles in Ordnung, Mrs. Amelia?« fragte Reggie.
    Amenit eilte bereits geradeaus einen Gang entlang. »Selbstverständlich«, antwortete ich. »Wenn wir uns nicht beeilen, verlieren wir unsere Führerin.«
    Das hätte ein böses Ende nehmen können, denn nach einer Weile beschrieb der Tunnel Kurven und Biegungen, und zu beiden Seiten taten sich weitere Korridore auf. Ich war bereits in Pyramiden gewesen, die über einen weitaus komplizierteren Grundriß verfügten und überdies um einiges baufälliger waren. Trotzdem schoß mir durch den Kopf, daß sich dieses Labyrinth hervorragend dazu eignete, sich unwillkommener Besucher zu entledigen. Amenit mußte den Weg auswendig kennen, denn an den Wänden befand sich

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