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Amelia Peabody 06 : Verloren in der Wüstenstadt

Amelia Peabody 06 : Verloren in der Wüstenstadt

Titel: Amelia Peabody 06 : Verloren in der Wüstenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Emerson? Glaubst du, daß diese junge Frau mit Reggie ein offenes Spiel treibt?«
    »Wenn sie nicht in ihn verliebt ist, muß sie eine glänzende Schauspielerin sein. Keine Frau könnte mehr für einen Mann tun.«
    Ich fuhr im Bett hoch. »Emerson! Du hast doch nicht etwa …!«
    »Natürlich habe ich. Vielleicht hängt unser Leben von der Echtheit ihrer Gefühle ab. Ich mußte mich vergewissern.« Er schlang die Arme um mich und zog mich an sich, ehe er fortfuhr. »Allerdings quält mich ein weitaus wichtigerer Zweifel: Hat sie die Macht, ihre Versprechen wahrzumachen? Selbst für eine Prinzessin ist es kein Kinderspiel, eine Expedition von dieser Größe auszurüsten, ohne daß jemand es bemerkt.«
    »Das ist sicherlich richtig«, antwortete ich. »Und es gibt weitere Gründe, warum wir uns mit dem Aufbruch nicht so beeilen sollten. Wir könnten uns wenigstens anhören, was der angekündigte Bote uns zu sagen hat.«
    »Ich weiß nicht, warum du dich so auf diesen Burschen und seine vagen Versprechungen versteifst«, meinte Emerson argwöhnisch. »Was war er denn für ein Mann? Hast du mir nicht erzählt, er sei uralt und gebrechlich gewesen?«
    Ich lächelte in der Dunkelheit. »Ich sagte dir doch, daß ich sein Gesicht nie gesehen habe. Und er war ganz sicher nicht uralt und gebrechlich; ganz im Gegenteil.«
    »Hmmm«, brummte Emerson. »Es ist schon einige Tage her. Vielleicht ist er ja gefaßt worden.«
    »Das glaube ich nicht.«
    »Verdammt, Peabody …«
    Er brach mit einem Geräusch ab, das ich bei einem weniger mutigen Mann für einen unterdrückten Schreckensschrei gehalten hätte. Dazu sollte ich noch erklären, daß wir einander zugewandt auf der Seite lagen. In der Hitze der Debatte hatte Emerson sich auf den Ellenbogen gestützt und konnte so über meine liegende Gestalt hinwegsehen. Eilig drehte ich mich um. Eine weißverhüllte Frau beugte sich mit ausgestreckter Hand über mich.
    »Um Himmels willen«, zischte ich. »Was ist denn, Amenit, warum stört Ihr uns?«
    Mit einer abrupten Geste riß sich das Mädchen den Schleier vom Gesicht. Ihre Züge konnte ich nicht klar erkennen, doch die Bewegung verriet, um wen es sich handelte. »Mentarit!« rief ich aus.
    Mit einer Hand hielt sie mir den Mund zu. Mit der anderen griff sie in den Ausschnitt ihres Gewandes und zog …
    »Emerson«, flüsterte ich. »Ich glaube, es ist ein Buch.«
    »Noch eins?« fragte Emerson wenig begeistert.
    »Kommt«, meinte Mentarit leise. »Werdet Ihr mir vertrauen? Ich bringe Euch das Zeichen, das er Euch versprochen hat. Die Zeit ist knapp, und es droht große Gefahr. Ihr müßt mitkommen.«
    »Emerson?«
    »Du fragst mich, Peabody? Nicht zu fassen. Nun, warum auch nicht? Wenn du die Dame überreden kannst, sich umzudrehen, während ich …«
    »Ich hole den Kleinen«, sagte Mentarit taktvoll.
    »Er ist wahrscheinlich unter dem Bett«, sagte ich, während ich nach meinem Gewand griff. »Wozu, glaubst du, will sie ihn dabei haben?«
    »Es liegt nicht an uns, nach den Gründen zu fragen«, entgegnete Emerson. »Wo zum Teufel ist meine Schärpe? Ach, da liegt sie ja. Wir können nur …«
    Glücklicherweise hinderte ihn die Ankunft von Mentarit und Ramses daran, dieses traurige Zitat zu Ende zu führen. »Ach, da bist du ja, mein Junge«, meinte er freundlich.
    »Entschuldige, daß wir dich geweckt haben, aber die Dame wollte es so.«
    »Ich habe nicht geschlafen«, sagte Ramses. »Wohin gehen wir, Papa?«
    »Wenn ich das wüßte«, lautete die Antwort.
    »Pssst«, zischte Mentarit.
    Ich wunderte mich über ihre Selbstsicherheit, denn obwohl sie uns zum Schweigen mahnte, hatte sie offenbar keine Angst, entdeckt zu werden. Ein Teil des Geheimnisses lüftete sich, als wir ins Vorzimmer kamen. Vier Wachmänner standen dort reglos wie Statuen. Ihre riesigen Speere funkelten im Lampenlicht. Als Mentarit uns an ihnen vorbeiführte, bewegten sie nicht einmal die Augen.
    »Vielleicht hypnotisiert«, hauchte ich.
    »Durch meine Wortgewalt«, sagte Emerson. »Hast du sie nicht wiedererkannt?«
    Die große hölzerne Tür war verschlossen und verriegelt. Doch Mentarit kümmerte sich nicht darum, sondern eilte uns voraus durch eine Reihe von Gängen, die immer enger und schmuckloser wurden. Dann stiegen wir eine Treppe hinab, die zu einem kleinen Durchlaß führte, vor dem eine grob gewebte Matte hing. Mentarit schob sie beiseite, und wir standen in einem von Mauern umgebenen Hof. Ich mußte einen Schrei unterdrücken, denn uns bot sich ein

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