Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Amelia Peabody 06 : Verloren in der Wüstenstadt

Amelia Peabody 06 : Verloren in der Wüstenstadt

Titel: Amelia Peabody 06 : Verloren in der Wüstenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
Vom Netzwerk:
Frauen in Kutschen fahren, die ohne zu rütteln auf breiten Straßen entlangrollen? Und daß sie so viele köstliche Speisen essen können, wie sie wollen, von denen manche so kalt sind, daß einem der Mund weh tut? Und daß die Betten so weich sind, daß man sich fühlt, als ob man in der Luft liegt? Und fällt wirklich gefrorenes Wasser vom Himmel?«
    »All das ist wahr«, antwortete ich, als sie innehielt, um Luft zu holen. Eine Erregung hatte sich ihrer bemächtigt, zu der Reggie sie ganz offensichtlich nicht hatte hinreißen können. Allerdings mußte ich der Aufrichtigkeit halber noch eines hinzufügen: »Für die Reichen.«
    »Er ist reich und in Eurem Land ein sehr angesehener Mann.«
    »Äh … ja«, meinte ich, wobei ich mich fragte, was wohl Lord Blacktower von dieser Verbindung halten würde.
    »Er sagte, er würde mich mitnehmen«, murmelte Amenit. »Er hat bei seinem Gott geschworen. Kann ich ihm glauben?«
    »Das Wort eines Engländers ist seine … äh … Wahrheit«, erwiderte ich stockend, da ich Schwierigkeiten mit der Übersetzung hatte. Außerdem war ich mir in diesem Fall nicht ganz sicher.
    »Aber ich bin anders als die Frauen in seinem Land. Meine Haut ist dunkel, mein Haar ist nicht schimmernd und golden wie ihres …«
    Sie hielt inne, und am Geräusch ihrer Zähne erkannte ich, daß sie den Mund zugeklappt hatte – ein Wort zu spät.
    »Wie das von Mrs. Forth, meint Ihr?« sagte ich beiläufig. »Und seines«, entgegnete Amenit. »Es glänzt wie rotes Gold. Er ist sehr schön.«
    Mein Herz pochte aufgeregt. Sie wußte nicht, daß wir Nefret gesehen hatten; sie hatte sich wirklich verplappert und das mit meiner Hilfe überspielen können. Und nicht nur das: Ich hatte nun meine Gelegenheit. Ich sah sie ganz deutlich vor mir.
    »Wärt Ihr nicht auch gern schön, Amenit? Die Frauen in meinem Land kennen Wege, ihre Haarfarbe zu ändern und ihre Haut aufzuhellen …«
    »Auch ihre Augen? Ich hätte gern blaue, so blau wie der Himmel.«
    Ich runzelte die Stirn. »Das ist schon schwieriger und dauert sehr lange. Außerdem tut es etwas weh, vor allem am Anfang.«
    »Wir könnten ja sofort beginnen! Dann wäre ich schön, wenn ich in Euer Land komme.«
    »Ich weiß nicht recht …«
    »Ihr werdet mir helfen! Ich befehle es Euch!«
    »Nun«, sagte ich. »Wenn Ihr es so ausdrückt …«
    Intrigen über Intrigen! Selbst Machiavelli wäre mit seinem Latein am Ende gewesen. Doch ich behielt den Überblick. Das Gespräch hatte mir einige bislang offene Fragen beantwortet. Also hatte das Mädchen tatsächlich die Absicht, mit ihrem Geliebten zu fliehen, was Reggies Klugheit zu verdanken war. Er hatte sie nicht nur mit seinem Charme, sondern auch mit der Verheißung von Wundern verführt, die einer ungebildeten und ehrgeizigen jungen Frau wie das Paradies vorkommen mußten. Ihre Sehnsucht nach all diesen Reichtümern nahm ich ihr eher ab als ihre Liebe zu Reggie.
    Das sagte ich auch Emerson, nachdem wir uns zur Nachtruhe in unser Ehebett zurückgezogen hatten.
    »Ich wußte gar nicht, daß du eine so abgebrühte Einstellung zu jungen Liebenden hast, Peabody«, lautete seine Antwort.
    »Ich bin nur abgebrüht, was Amenit betrifft. Wie du wissen solltest, Emerson, sind nicht alle Frauen so.«
    »Davon mußt du mich erst überzeugen, Peabody.«
    Das tat ich auch – ein Vorgang, der mit dieser Geschichte nicht in Zusammenhang steht. Nachdem Emerson zugegeben hatte, er sei nun völlig überzeugt, berichtete ich ihm vom Rest meines Gesprächs mit Amenit. »Sie möchte, daß ich sofort anfange, aber ich habe es hinausgezögert, indem ich verschiedene Zutaten verlangte – Öle, Kräuter und so weiter –, die sie nicht vorrätig hatte. Außerdem hatte ich mich noch nicht entschieden, welche Methode ich anwenden sollte …«
    »Erzähl es mir lieber nicht«, meinte Emerson beunruhigt.
    »Du wirst dich glänzend amüsieren, Emerson. Ich hielt es auch für ratsam, noch einen Tag zu warten, falls doch etwas geschieht.«
    »Wenn ja, ist es wahrscheinlich etwas Unangenehmes«, murmelte Emerson. »Ich habe Ramses gesagt, er solle die Augen offenhalten und bereit sein, sich blitzschnell zu verstecken, falls Nastasen uns einen weiteren Besuch abstattet. Du weißt, Peabody, daß ich über eine eiserne Selbstbeherrschung verfüge, doch wenn jemand Hand an meinen Sohn legt, könnte ich die Kontrolle über mich verlieren. Und du – ich erinnere mich genau daran, was du damals getan hast, als du glaubtest, Ramses sei

Weitere Kostenlose Bücher