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Amelia Peabody 06 : Verloren in der Wüstenstadt

Amelia Peabody 06 : Verloren in der Wüstenstadt

Titel: Amelia Peabody 06 : Verloren in der Wüstenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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befürchte, es ist zu spät, Emerson. Bestimmt ist er fort – für immer in der Dunkelheit verloren …«
    »Aber, aber, mein Liebling. Ramses ist schon aus schlimmeren Situationen heil wieder herausgekommen – und wir auch. Morgen nacht müssen wir selbst nach ihm suchen.«
    »Oh, Emerson, ist das möglich? Hast du das Vertrauen der Wachen gewinnen können?«
    »Zumindest insoweit, als ich sie in aller Freundschaft zu einem Becher Bier einladen konnte. Ich hatte heute abend einen Krug mitgenommen. Das Bier war harmlos – ganz im Gegensatz zum morgigen, falls du noch etwas Laudanum vorrätig hast. Und was ist mit dir? Hast du von dieser sauertöpfischen jungen Frau etwas erfahren können?«
    »Sie heißt Maleneqen, und es dauerte schon eine Ewigkeit, ihr selbst das aus der Nase zu ziehen. Bestimmt gehört sie zu Nastasens Verbündeten, Emerson. Ich habe ihr unzählige Gelegenheiten gegeben, sich mir anzuvertrauen. Aber über Mentarit verriet sie mir nicht mehr, als daß sie fort ist.«
    »Fort? Wohin?«
    »Ich weiß es nicht. Das war das Wort, das sie benutzte, und sie wollte es nicht näher erklären. Und dann – das wird dich sicherlich interessieren – sagte sie … um Himmels willen!«
    Das hatte Maleneqen nicht gesagt, und auch Emerson wußte das, denn er hatte ebenfalls gespürt, was mich zu diesem Ausruf veranlaßt hatte – eine plötzliche Bewegung, verstohlen und geschmeidig am Fußende unseres Bettes. Als Emerson versuchte, die Bettdecke zurückzuschlagen, führte das nur dazu, daß wir beide uns noch mehr darin verhedderten. Das Wesen, was immer es auch sein mochte, schlich völlig geräuschlos zum Kopfende des Bettes. Nur an einem Zupfen am Leintuch und an dem Eindruck, daß sich etwas regte, war zu erkennen, wie es sich Schritt für Schritt und unaufhaltsam näherte. Mit einem plötzlichen Sprung stürzte es sich auf mich; ich bekam keine Luft mehr, denn Mund und Nase waren mir verstopft …
    … mit Fell. Das Geschöpf drängte sich heiser schnurrend zwischen uns, anschmiegsam und mit Nachdruck, wie Katzen es nun einmal tun.
    Das leise Geräusch, das sich Emersons Kehle entrang, ähnelte einem Kichern, doch ich glaube eher, daß es sich um eine unterdrückte Schimpfkanonade handelte. Ich meinerseits war sonderbar bewegt. Als ich wieder frische Luft bekam, flüsterte ich: »Ich möchte ja nicht, daß du mich für abergläubisch hältst, Emerson, aber ich kann mich des Gefühls nicht erwehren, daß es mit dieser Erscheinung eine seltsame übernatürliche Bewandtnis hat. Nachdem die Katze zuerst vor uns geflohen ist, legt sie nun eine geradezu ungewöhnliche Zuneigung an den Tag, fast, als sei sie ein Zeichen – nein, daran wage ich gar nicht zu denken – von … von …«
    »Zum Teufel, du hast recht, Peabody«, keuchte Emerson.
    »Hast du mir nicht erzählt, daß die Katze ein Halsband trägt?«
    Diese brillante und scharfsinnige Frage vertrieb die Wolken des Aberglaubens. Gemeinsam stürzten wir uns auf die Katze – allerdings selbstverständlich mit dem diplomatischen Geschick, das Katzen – wie wir durch Bastet gelernt hatten – von einem erwarten. Während ich die Katze streichelte und mit Schmeicheleien überschüttete, gelang es Emerson, ihr den Kragen abzunehmen. Er stieß einen unterdrückten Schrei aus.
    »Vermißt du eine Haarnadel, Peabody?«
    »Diese Frage kann ich dir unmöglich beantworten, Emerson. Haarnadeln gehen ständig verloren. Hast du denn eine gefunden?«
    »Ich habe mich gerade damit in den Finger gestochen. Sie wurde benutzt, um ein Stück Papier am Halsband zu befestigen. Hier, halt mal« – er meinte die Katze, die Anstalten machen wollte, uns zu verlassen – »ich lege ihr das Halsband besser wieder um.«
    Die Katze ließ das verhältnismäßig geduldig über sich ergehen. Nachdem sie davongeschlichen war, lutschte ich an meinem zerkratzten Finger. »Ist es eine Nachricht?« fragte ich. »Von wem? Was steht drin?«
    »Es ist Papier, nicht das Zeug, das man hierzulande als solches bezeichnet«, antwortete Emerson. »Das allein läßt einiges vermuten. Aber mehr kann ich nicht sagen, ohne es gelesen zu haben. Dürfen wir es wagen, eine Lampe anzuzünden?«
    »Wir müssen es riskieren«, flüsterte ich. »Ich kann die Spannung kaum noch ertragen. Warte, ich hole ein Streichholz.«
    Emerson wartete nicht. Er folgte mir, als ich ein Streichholz aus der Blechdose an meinem Gürtel nahm und eine der kleinen irdenen Lampen anzündete. Dann steckten wir die Köpfe zusammen

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