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Amelia Peabody 06 : Verloren in der Wüstenstadt

Amelia Peabody 06 : Verloren in der Wüstenstadt

Titel: Amelia Peabody 06 : Verloren in der Wüstenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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los.«
    Wir waren gezwungen, noch länger als eine Stunde herumzusitzen, da wir uns rundheraus weigerten, uns irgendwelchen Reinigungszeremonien zu unterziehen oder die schönen Gewänder anzulegen, die man uns reichte. »Wenn wir untergehen, dann nicht kampflos und auf alle Fälle in den Kleidern einer englischen Lady und eines englischen Gentlemans«, beschloß ich.
    Emerson musterte mich von Kopf bis Fuß; um seine Lippen zuckte es. »Eine anständige englische Lady würde beim Anblick deines Aufzugs auf der Stelle in Ohnmacht fallen, Peabody.«
    Und er hatte recht. Ich hatte mein möglichstes getan, um unsere von der Reise verschmutzten Sachen zu glätten und auszubürsten. Allerdings hatte ich weder die Risse flicken noch die fehlenden Knöpfe annähen können, denn ich hatte vergeblich nach der schmuddeligen Garnspule gesucht, die Ramses mir geliehen hatte. Man brauchte nicht viel Phantasie, um zu verstehen, warum er sie mitgenommen hatte, aber es kam trotzdem ziemlich ungelegen. Da Emersons Hemd ohnehin nicht mehr ausgebessert werden konnte, trug er eines aus hiesiger Herstellung, und ich muß zugeben, daß es ihm sehr gut stand – vor allem deshalb, weil es offenbar für einen viel zierlicheren Menschen geschneidert worden war.
    »Was eine anständige englische Lady bei deinem Anblick tun würde, wage ich lieber gar nicht zu denken, Emerson«, erwiderte ich lächelnd. »Bist du sicher, daß ich dir nicht mein Messer leihen soll?«
    »Nein, danke, Liebling.« Geistesabwesend reckte Emerson die Arme. Einer der Diener, der sich ihm ängstlich genähert hatte, sprang mit einem Aufschrei zurück.
    »Aber an deiner Aufmachung fehlt etwas«, meinte ich stirnrunzelnd. »Warum legst du nicht diesen Perlenkragen um? Und ein paar Armbänder?«
    »Ich will verdammt sein …«, fing Emerson an.
    »Einige der wunderschönen, schweren Goldarmbänder«, sagte ich.
    »Oh«, antwortete Emerson. »Ausgezeichnete Idee, Peabody.«
    Nachdem er sie angelegt hatte, waren wir bereit. Allerdings galt das nicht für unsere Eskorte. Ich habe keine Ahnung, woher die Diener die genaue Zeit wußten, da sie keine Uhren besaßen, aber anscheinend waren wir zu früh dran. Nach einer ausgedehnten Debatte kam man schließlich überein, es sei besser, zu früh zu kommen als zu spät.
    »Haben wir alles dabei, Peabody?« fragte Emerson, während er seine Pfeife ausklopfte und sie vorsichtig in die Hosentasche steckte.
    »Ich glaube schon. Notizbücher« – ich tastete meine Bluse ab – »meinen Gürtel samt Ausrüstung, meine Waffen, deine Pfeife und den Tabak … Ich bin bereit.«
    Als die Wachen uns umringten, warf ich einen letzten Blick auf das Zimmer, in dem wir so viele schmerzliche, wenngleich fesselnde Stunden verbracht hatten. Was auch geschah, wir würden wahrscheinlich nicht zurückkehren. Wir waren zu dem Schluß gekommen, daß Tarek vermutlich während der Zeremonie einen Angriff auf die Soldaten seines Bruders unternehmen würde. Selbstverständlich würden wir unseren Freund mit aller Kraft unterstützen, doch falls er mit seinen hehren Zielen scheitern sollte, würden wir versuchen zu entkommen. Wie wir das zustande bringen wollten, wußten wir nicht genau, denn das hing von zu vielen unbekannten Faktoren ab. Der wichtigste von ihnen war, ob Ramses und Nefret auch anwesend sein würden. Wenn wir sie mitnehmen konnten, würden wir uns über die Klippen oder durch den Tunnel davonmachen, Kamele und Vorräte stehlen und wie von wilden Furien gehetzt zum Nil reiten. Wenn nicht, würden wir uns in den Tunnels verstecken müssen, bis wir beide Kinder gefunden hatten, denn wir konnten – wie Emerson bereits gesagt hatte – das Mädchen mit dem goldenen Haar, dessen Mut und Schönheit unsere Herzen erobert hatte, ebensowenig zurücklassen wie unseren eigenen Sohn.
    Das Wetter war eindeutig günstig. Die Sonne schien von einem wolkenlosen Himmel herab; kein Wind oder Sandnebel verschleierte die ruhige, klare Luft. Als wir Hand in Hand, eng umringt von schwerbewaffneten Wachen, weitermarschierten, fing Emerson zu pfeifen an, und meine Stimmung stieg beträchtlich. Wir würden endlich etwas tun, und wenn die Emersons gemeinsam handeln, gibt es nur wenige, die sich ihnen in den Weg stellen können. Etwas würde sich schon ergeben.
    Ich weiß nicht, ob ich meiner werten Leserschaft, die vermutlich mit derartigen Gebäuden nicht so vertraut ist wie wir, den Grundriß des Tempels bereits erläutert habe. Im großen und ganzen ähnelte er

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