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Amelia Peabody 06 : Verloren in der Wüstenstadt

Amelia Peabody 06 : Verloren in der Wüstenstadt

Titel: Amelia Peabody 06 : Verloren in der Wüstenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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dem Abendessen die Ehre hatte, neben ihm zu sitzen, von einem Fluchtweg durch den Tunnel erzählt, falls wir ihn einmal brauchen sollten. Weitere Botschaften, die zusätzliche Einzelheiten enthielten, wurden mir, befestigt am Halsband der Katze, zugestellt.«
    »Aber natürlich!« rief ich aus. »Ramses, warum hast du deinen Eltern nichts davon erzählt?«
    »Nun schimpf den Jungen doch nicht aus, Peabody«, meinte Emerson gutgelaunt. »Bestimmt hat er gute Gründe dafür gehabt. Jetzt möchte ich wissen, wie du dich im Labyrinth zurechtgefunden hast, mein Sohn.«
    Auf unserem Weg zur falschen Hohepriesterin, und auch als Mentarit uns zu Nefret gebracht hatte, hatte Ramses die Wände mit der Kreide markiert, die er in seiner Tasche oder in seinem Beutel bei sich trug. So hatte er den Raum wiedergefunden, in dem wir Nefret begegnet waren. Er hatte nicht nur meine Streichhölzer und eine Kerze mitgenommen, sondern auch eine Lampe, einen zusätzlichen Krug Öl, einige kleine Wasserkrüge und ein Päckchen Lebensmittel gemopst. Also war er für einen längeren Aufenthalt in besagtem Raum bestens ausgerüstet. In der Botschaft, die er Tarek von der Katze überbringen ließ, teilte er diesem mit, er könne ihn im Falle einer Flucht in den Tunnel dort finden. Die Wartezeit hatte er sich vertrieben, indem er die anderen Gänge erkundete. Um sich nicht zu verlaufen, hatte er Bindfäden benutzt.
    »Ich habe einige interessante Gräber entdeckt«, erklärte er. »Und natürlich habe ich mir umfangreiche Aufzeichnungen gemacht.«
    »Warst du bis gestern nacht allein?« fragte ich, wobei ich über meinem mütterlichen Stolz ganz vergaß, daß ich eigentlich böse auf ihn war.
    »Nein«, antwortete Ramses, »ich war nicht die ganze Zeit allein.«
    »Hat Tarek dich besucht?«
    Ramses nickte. Sein vorstehender Adamsapfel hüpfte.
    »Wer noch? Mentarit?«
    Wieder nickte Ramses und schluckte. Sein Gesicht hatte denselben leeren Ausdruck, den ich manchmal bei Evelyns kleinen Kindern festgestellt habe. »Und … SIE …«
    Die Großbuchstaben sind keine Marotte von mir, werter Leser. Nur so kann ich wiedergeben, mit welcher Inbrunst Ramses dieses Wort aussprach.
    »Ach, du meine Güte«, sagte ich.
    »Nefret?« fragte Emerson neugierig. »Was für ein tapferes, kleines Mädchen, ein solches Risiko einzugehen.«
    »SIE«, fing Ramses an. »SIE …«
    Ich war versucht, ihn zu treten, wie ich entnervte Autobesitzer ihren Wagen habe treten sehen, wenn er sich nicht von der Stelle rührt. Glücklicherweise wechselte Emerson das Thema.
    »Nun, mein Junge, ich bin stolz auf dich, und ich weiß, daß es deiner Mama genauso geht. Daß du unter diesen Bedingungen deine archäologischen Studien fortgesetzt hast, ist wirklich großartig. Wo sind deine Notizbücher?«
    »Tarek hat sie«, antwortete Ramses, der nie auf den Mund gefallen war – außer bei einem Thema. »Hoffentlich vergißt er nicht, sie mir zurückzugeben, bevor wir aufbrechen.«
    »Wir können darauf vertrauen, daß Tarek tut, was notwendig ist«, verkündete ich. »Und er seinerseits vertraut uns in einer ebenso wichtigen Angelegenheit. Ich finde, wir müssen ihm versprechen, daß wir nie über das, was wir hier vorgefunden haben, sprechen oder schreiben werden.«
    Bedauernd nickte Emerson. »Tarek hat recht. Schatzsucher, Abenteurer und – nicht zu vergessen – die Soldaten aller europäischen Mächte würden über dieses Tal herfallen und schreckliche Verheerungen anrichten. Wir müssen und werden schweigen. Aber verdammt Peabody, was für eine Gelegenheit, Forschungen zu betreiben, lassen wir uns hier entgehen! Wir würden dadurch zu den berühmtesten Archäologen aller Zeiten werden.«
    »Das sind wir bereits, Emerson. Und selbst wenn es sich anders verhielte, dürften wir unseren Ruhm nicht auf dem Untergang eines unschuldigen Volkes begründen.«
    »Sehr richtig, mein Liebling. Und«, fügte Emerson schon etwas vergnügter hinzu, »wir haben genug gesehen und so viele Aufzeichnungen gemacht, um nützliche Erkenntnisse über die alte meroitische Kultur zu gewinnen. Sind wir uns also einig? Stoßen wir darauf an.«
    Das taten wir – Ramses trotz seines Einspruchs mit Wasser.
    Der Leser weiß wahrscheinlich inzwischen, warum die Karte, die diesem Text beiliegt, und auch unsere Wegebeschreibung absichtlich irreführend sind. Zweifellos wird der Tag kommen, da es neue Erfindungen möglich machen, die westliche Wüste zu entdecken. Dann wird das verborgene Tal der Welt

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