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Amelia Peabody 06 : Verloren in der Wüstenstadt

Amelia Peabody 06 : Verloren in der Wüstenstadt

Titel: Amelia Peabody 06 : Verloren in der Wüstenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Herrin gibt es keinen Haß – doch Menschen wie Ihr sind rar.«
    Tarek erklärte weiterhin, wie traurig und erbittert er bei seiner Ankunft in England über die Herablassung gewesen sei, mit der man ihn – einen Prinzen in seinem Land – behandelt habe. Trotzdem habe er nicht aufgegeben und alle Hindernisse klug und mit außergewöhnlichem Mut überwunden, bis er habe feststellen müssen, daß er Forths Brief nicht selbst überbringen konnte: Die Diener vertrieben ihn von der Tür, und die Polizei drohte, ihn zu verhaften, wenn er nicht aus diesem eleganten Stadtviertel verschwände.
    »Ich wußte nicht, was ich tun sollte«, erklärte Tarek ruhig. »Also stahl ich mich nachts zurück und legte das Päckchen auf die Stufen vor der Tür. Doch ich befürchtete, man würde nicht darauf achten oder es wegwerfen. Ich hatte den jungen Mann mit dem Feuerhaar im Haus aus- und eingehen sehen und erfuhr, daß er der Sohn von Forths Bruder war. Allerdings wagte ich nicht, ihn vor dem Haus anzusprechen, denn die Soldaten in Blau (die Polizei) hatten mir mit Kerker gedroht. Also folgte ich ihm statt dessen zu Eurem Haus, obwohl ich erst erfuhr, daß es Euch gehörte, als ich einen Mann auf der Straße danach fragte. Forth hatte mir von Euch erzählt, und ich dachte mir, das sei der Grund, warum der junge Mann zu Euch gekommen ist. Der alte Mann hatte ihm die Botschaft gezeigt, und nun bat er Emerson um Hilfe. Deshalb wartete ich und versteckte mich in der Dunkelheit. Als ich den alten Mann ankommen sah, wußte ich, daß ich recht gehabt hatte.«
    »Um so mehr Grund, Euch direkt an uns zu wenden«, sagte Emerson. »Wir hätten Euch nicht davongejagt.«
    »Das weiß ich jetzt auch«, erwiderte Tarek. »Aber damals wußte ich es nicht. Ihr habt den Rest noch nicht gehört.« Er zögerte einen Augenblick, als suche er nach den richtigen Worten. »Ich war nicht allein nach England gekommen. Zwei Männer haben mich begleitet. Einen kennt Ihr – Akinidad, der eine Weile bei Euch in Nubien arbeitete und dann meinen Kundschaftern in der Oase meine Befehle überbrachte. Der andere … der andere war mein Bruder Tabirka, der Sohn meines Vaters und seiner liebsten Konkubine. Von all meinen Brüdern stand er meinem Herzen am nächsten.
    In jener Nacht war er an meiner Seite. Als die Kutsche des alten Mannes abfuhr, versuchte ich, sie aufzuhalten. Doch der Kutscher schlug mich mit seiner Peitsche und wollte mich überfahren. Viele Stunden lang standen mein Bruder und ich am Tor und besprachen, was wir tun sollten. Niemand war zu sehen; der Regen hatte aufgehört, und die Lichter in Eurem Haus brannten bis spät in die Nacht. >Geh zu ihnen<, drängte mein Bruder. >Die Männer in Ägypten sagen, Emerson ist ein großer und guter Mann und nicht so wie die anderen Inglizi. Er war der Freund unseres Vaters Forth. Er wird dich anhören. Wir wissen nicht, welche Lügen die anderen ihm erzählt haben.<
    Schließlich überzeugte er mich. In Eurem Haus brannte immer noch Licht. Doch als wir uns dem Tor näherten, hörte ich plötzlich einen Knall. Mein Bruder schrie auf und hielt sich den Arm. Die Wunde war nur geringfügig, aber als wir fortliefen – denn ich hatte keine Waffe, und ich kenne das Geräusch von Kugeln, die einen Menschen aus großer Entfernung treffen – fielen weitere Schüsse, und mein Bruder wäre gestürzt, hätte ich ihn nicht festgehalten und weggetragen. Ich legte ihn auf den Boden und ging das Pferd und den Wagen holen, die wir gemietet hatten. Als ich zurückkam, war er … Ich hörte Euch rufen, aber ich konnte ihn nicht wie ein totes Tier ohne Begräbnisriten zurücklassen. Also nahm ich ihn mit; später stahl ich in einem Bauernhaus einen Spaten und begrub ihn tief in den Wäldern neben einem großen, aufrecht stehenden Stein. Wenn Ihr zurückkehrt …«
    »Natürlich«, sagte ich sanft. »Ich kenne die Stelle. Kein Wunder, daß Ihr uns nicht vertraut habt. Ihr müßt geglaubt haben, wir hätten geschossen.«
    »Ich habe sonst niemanden gesehen. Nachdem ich Euch nach Ägypten gefolgt war, habe ich mit vielen Männern gesprochen und von Euren Plänen erfahren. Außerdem erfuhr ich, daß die Männer den Vater der Flüche und seine Gemahlin lobten und priesen. Deshalb schickte ich Akinidad voraus. Er sollte einen anderen meiner Kundschafter mitbringen und die übrigen anweisen, am Gebel Barkal mit mir zusammenzutreffen. Dort standen wir uns endlich gegenüber, Ihr, Euer Sohn und ich, und ich lernte, Euch zu lieben und zu

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