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Amelia Peabody 06 : Verloren in der Wüstenstadt

Amelia Peabody 06 : Verloren in der Wüstenstadt

Titel: Amelia Peabody 06 : Verloren in der Wüstenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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zugänglich sein. Doch der Grund dafür wird niemals darin liegen, daß ein Emerson sein Wort gebrochen hat – was auch für die weiblichen Mitglieder der Familie gilt.
    Obwohl ich meinen heldenhaften Gatten drängte, sich einige Stunden dringend benötigten Schlaf zu gönnen, beharrte er darauf, daß er keinen brauchte. »Wir müssen abmarschbereit sein, sobald Tarek uns holen kommt. Wir sind noch nicht in Sicherheit, Peabody, und Tarek weiß das – deshalb wartet er, bis es dunkel ist, um uns aus der Stadt zu bringen. Es geht nicht nur um Nastasens enttäuschte Anhänger, die nach Rache dürsten. Sicherlich gibt es auch Leute – wie zum Beispiel Murtek –, die uns gern hierbehalten, ausfragen und sich unser Ansehen gerne zunutze machen würden, um damit ihre eigene Position zu stärken.«
    »Du hast recht, Papa«, meinte Ramses. »Ich hörte, wie Murtek sich mit Tarek über dieses Thema stritt. Nicht einmal Murtek weiß, daß SIE mit uns kommt. Der Priester hält … SIE … für eine Wiedergeburt der Isis und würde SIE nicht freiwillig gehen lassen.«
    Ich hatte den Eindruck, daß mir Ramses mit seinen Großbuchstaben sehr bald auf die Nerven gehen würde, doch jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt, um dieses Thema zur Sprache zu bringen. »Das arme Kind«, sagte ich. »Sie hat Schreckliches durchgemacht, und ich befürchte, es wird ihr schwerfallen, sich an ihr neues Leben zu gewöhnen. Wir müssen alles tun, um ihr dabei zu helfen. Ramses, du darfst nie erwähnen, daß ihre Mutter …«
    »Mama, bitte«, meinte Ramses in eisiger Würde. »Es kränkt mich sehr, daß du an so etwas überhaupt denken kannst. Das Glück von … von …« – er erstickte fast an den Worten, brachte sie aber dennoch heraus – »von Miss Nefret ist mir ebenso wichtig wie mein eigenes. Ich würde … ich würde … äh … alles tun, um ihr Leid zu ersparen.«
    »Verzeih mir, Ramses, ich glaube dir.« Was hätte ich auch anderes tun sollen? Seine Augen schimmerten verklärt wie die eines religiösen Fanatikers. Deshalb fügte ich hinzu: »Aber damit kannst du es gut sein lassen. Ein liebevolles Zuhause und ein großes Vermögen erwarten sie. Wenn ich nur daran denke, wie sehr sich ihr guter, alter Großvater freuen wird …«
    »Hmmm«, brummte Emerson und räusperte sich. »Ramses, mein Junge, warum gehst du nicht und wäschst dich ordentlich?«
    »Das ist reine Zeitverschwendung«, widersprach Ramses. »Ich bin sowieso sofort wieder schmutzig. Die Reise durch die Wüste …«
    »Wenigstens kannst du sie sauber antreten«, sagte ich. »Du willst doch nicht, daß SIE – verdammt –, daß Nefret dich so staubig und zerrauft sieht, oder?«
    Ramses hatte schon den Mund geöffnet, um Einspruch zu erheben. Mit träumerischem Blick schloß er ihn wieder und ging hinaus.
    »Ach du meine Güte«, seufzte ich. »Emerson, ich befürchte, da kommt etwas auf uns zu. Hast du gesehen, wie Ramses …«
    »Ich habe gesehen, wie er hinausgegangen ist, und genau das lag auch in meiner Absicht. Ich möchte nicht, daß er mithört, was ich jetzt sage.«
    »Was ist, um Himmels willen? Du machst mir Angst, Emerson.«
    »Es gibt keinen Grund zur Sorge, Peabody – wenigstens nicht für uns. Es geht um das arme Mädchen, für das ich die gleiche Zuneigung empfinde, wie sie Ramses, der gute Junge, an den Tag gelegt hat.«
    »Es ist nicht ganz die gleiche Art von Zuneigung«, murmelte ich.
    »Wie bitte, Peabody?«
    »Schon gut. Sprich weiter, Liebling.«
    »Ich glaube nicht, daß du alle Zusammenhänge verstehst, Peabody. Erinnere dich daran, wie Willoughby Forth in aller Unschuld von seiner reinen, jungen Braut schwärmte, und ruf dir auch einen gewissen Satz in seinem Brief an seinen Vater ins Gedächtnis. Dann denk an deine Worte zu der armen Frau, ehe sie einen Tobsuchtsanfall bekam. Und vergiß nicht Nefrets Geburtsdatum … Forths Entscheidung, einen Schlußstrich unter sein altes Leben zu ziehen … den Versuch seiner Frau, im Wahn ihr eigenes Kind zu ermorden. Hinzu kommt, daß sein Vater als alter Schwerenöter bekannt ist …«
    »O nein, Emerson«, keuchte ich. »Das darf doch nicht wahr sein!«
    »Vielleicht werden wir es nie erfahren«, sagte Emerson, »und ich für meinen Teil möchte es lieber gar nicht wissen. Aber ich werde dieses strahlende junge Geschöpf nicht einem alten Schurken überantworten, einem … ganz egal, was er ist. Jedenfalls ist er kein geeigneter Vormund für ein unschuldiges junges Mädchen. Wenn wir mit unserem

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