Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Amelia Peabody 06 : Verloren in der Wüstenstadt

Amelia Peabody 06 : Verloren in der Wüstenstadt

Titel: Amelia Peabody 06 : Verloren in der Wüstenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
Vom Netzwerk:
und meiner langstieligen Bürste auf einer behelfsmäßigen Plattform aus Sand und Gesteinsblöcken, während sechs Männer sich mühten, das Kamel mittels Seilen um Beine und Hals niederzuhalten. Man hätte nur schwer sagen können, wer den größeren Radau veranstaltete – das Kamel oder die Männer, die es bändigten. Trotz meiner Anstrengungen bekamen sie auch einiges von dem Seifenwasser ab, was jedoch nicht unbedingt von Nachteil war, da manche von ihnen ein Bad dringend nötig hatten. (Ich muß hinzufügen, daß alles viel glatter verlaufen wäre, wenn Emerson sich bereit erklärt hätte zu helfen, anstatt nur dazustehen und sich vor Lachen zu biegen.)
    Die Pyramiden von Nuri standen auf einer Hochebene, anderthalb Meilen vom Flußufer entfernt. Als wir sie endlich sahen, ging die Sonne gerade im Westen unter, und ihre grotesk verzerrten Schatten fielen über den kahlen Boden.
    Mein Herz sank mit der Sonne. Da ich Lepsius’ Arbeiten gelesen hatte, hätte ich eigentlich auf die traurige Wirklichkeit gefaßt sein müssen. Doch in meiner Phantasie wird die Hoffnung stets über die Tatsachen triumphieren. Einige Pyramiden waren noch relativ unbeschädigt, aber sie stellten nur einen kläglichen Ersatz für die riesigen steinernen Grabmäler in Gizeh und Dashur dar. Bei den meisten handelte es sich nur um ungeordnete Gesteinshaufen, die nicht einmal die Form einer Pyramide aufwiesen. Das ganze Gebiet war mit Quadern und Schutt übersät. Es würde – selbst mit der nötigen Anzahl Männer – Wochen, vielleicht sogar Monate harter Arbeit in Anspruch nehmen, unser Vorhaben in die Tat umzusetzen.
    Ich hatte gehofft, eine Grabkapelle oder ein anderes Gebäude zu finden, das sich in eine Unterkunft verwandeln ließe. Doch meine sand- und sonnengeplagten Augen suchten vergebens nach solchem Luxus. Es war etwa vierzig Grad heiß. Dank des schaukelnden Gangs des Kamels fühlten sich meine Muskeln an wie Gelee. Der wehende Sand hatte mir die Gesichtshaut abgeschürft und war in jede Falte meiner Kleidung eingedrungen. Ich warf meinem Gatten einen tadelnden Blick zu (mein Hals war ebenfalls so ausgetrocknet, daß ich nicht sprechen konnte), denn er hatte den vernünftigen Rat der Militärbehörden ignoriert und darauf bestanden, mit dem Kamel zu reisen, anstatt zu warten, bis wir ein Boot mieten konnten.
    Gleichgültig gegen meine Leiden, brachte Emerson sein Kamel zum Knien und sprang, behende wie ein Knabe, aus dem Sattel. Strahlend eilte er auf mich zu und sprach das Tier an, auf dem ich kauerte: » Adar ya-yan !Komm schon, du hast mich doch gehört – adar ya-yan ,habe ich gesagt.« Das vermaledeite Kamel, das sich brummelnd jedem meiner Befehle widersetzt hatte, gehorchte Emerson auf der Stelle. Diejenigen unter meinen Lesern, die mit den Verhaltensweisen eines Kamels vertraut sind, wissen, daß sie zuerst das vordere Ende ihres Körpers absenken. Da Kamele außergewöhnlich lange Beine haben, wird ihr Rücken in dieser Position zu einer Art Rutschbahn. Steif, erschöpft und von der Behendigkeit Emersons und des Kamels überrascht, glitt ich hinunter und stürzte zu Boden.
    Emerson hob mich auf und staubte mich ab. »Du bist doch in Ordnung, Peabody?« erkundigte er sich höflich. »Was meinst du, sollen wir unsere Zelte zwischen den beiden südlichsten Pyramiden aufschlagen? Genau. Komm, Peabody, trödle nicht herum. Es wird bald dunkel. Mohammed – Ahmet – Ramses –«
    Beflügelt von seiner Begeisterung und den freundschaftlichen Flüchen – und zweifelsohne auch von dem Bedürfnis nach Nahrung, Wasser und einer Ruhepause –, fingen die Männer an, die Kamele abzuladen. Ich lehnte mich an mein Reittier, das inzwischen auch sein Hinterteil gesenkt und sich in den Sand gelegt hatte. Er wandte sich um und sah mich an. Ich räusperte mich. »Das kannst du dir aus dem Kopf schlagen«, krächzte ich und schaute weg.
    Ein paar Schlucke aus der Wasserflasche an meinem Gürtel gaben mir meine Lebensgeister zurück, und ich beeilte mich, Emerson zur Hand zu gehen. Nachdem ich ihn darauf hingewiesen hatte, daß der von ihm ausgesuchte Lagerplatz ungeeignet war, suchte ich einen neuen, und alles verlief reibungslos. Als die Sonne hinter den westlichen Hügeln untergegangen war, hatte ich endlich Gelegenheit, mich in die Privatsphäre meines Zeltes zurückzuziehen und mich der sandigen, durchgeschwitzten Kleider zu entledigen. Es war eine unbeschreibliche Wohltat. Als ich herauskam, saßen Emerson und Ramses im

Weitere Kostenlose Bücher