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Amelia Peabody 06 : Verloren in der Wüstenstadt

Amelia Peabody 06 : Verloren in der Wüstenstadt

Titel: Amelia Peabody 06 : Verloren in der Wüstenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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»Darfur«.
    Ich kannte diese Abkürzungen aus modernen Karten. »G. B.« stand für Gebel Barkal, den großen Berg gegenüber unserem augenblicklichen Aufenthaltsort am anderen Flußufer. »M.« konnte nur das antike Meroë bedeuten. Der Wadi el Melik oder Milk, eine der schluchtähnlichen Bodensenken, die von längst ausgetrockneten Flußläufen gegraben worden waren, zweigte vom Fluß aus in die südwestliche Wüste ab. Die weiteren gekritzelten Initialen mußten ein Stück der legendären »Straße der Vierzig Tage« (Darb el Arba’in) bezeichnen, der Karawanenstraße aus Ägypten, auf der die tapferen Händler des alten ägyptischen Königreiches reisten. Und Darfur war natürlich die westliche Provinz Nubiens, wo die Karawanenstraße endete.
    Die anderen eingezeichneten Linien und Namen fanden sich auf keiner existierenden Karte. Einige dieser Orte hatte Emerson vor mehr als einem Jahrzehnt entdeckt. Und nun erklärte er die Gründe, warum ein paar davon auf der Karte vermerkt waren.
    »Es muß einmal eine Überlandstraße zwischen Napata und Meroë gegeben haben«, sagte er und wies dabei auf die Linie, die die beiden Punkte namens »M.« und »G. B.« miteinander verband. »Meine eigenen Ausgrabungen an letzterer Stelle wiesen – obgleich sie recht oberflächlich waren – darauf hin, daß es sich in der Zeit, als Napata Regierungssitz war, um eine ziemlich bedeutende Stadt gehandelt haben muß. Um per Schiff von einer Stadt in die andere zu gelangen, hätte man beträchtliche Zeit aufwenden und zudem den Fünften Katarakt überwinden müssen. Damals war das Land noch nicht so ausgedörrt …«
    »Ich stimme dir zu, Emerson!« rief ich aus. »Du brauchst dich nicht zu rechtfertigen. Doch was bedeutet diese Linie, die südwestlich von Meroë zum Wadi el Melik führt?«
    »Das ist eine reine Hypothese«, erwiderte Emerson ernst. »Ich bin überzeugt, daß Karawanen von Meroë und Napata aus zu den fruchtbaren Oasen von Darfur reisten. Reste antiker Bauwerke wurden entlang einiger Wüstenstraßen und in Darfur selbst gefunden. Der erste Teil dieser Linie« – er zeigte mit dem Mundstück seiner Pfeife darauf – »basiert auf besagten Entdeckungen. Vermutlich trafen sich die Straßen aus Meroë und Napata an einem gewissen Punkt, möglicherweise in der Nähe oder parallel zum Wadi el Melik, um dann gemeinsam nach Westen zu verlaufen. Wenn die letzten Überlebenden des kuschitischen Königshauses nach dem Fall der Stadt aus Meroë flohen, haben sie wahrscheinlich diese Straße genommen, denn nur dort konnten sie mit Quellen und Wasserlöchern rechnen. Und trotzdem …«
    Er verstummte, als er sich stirnrunzelnd über die Karte beugte. Offenbar teilte jemand seine Auffassung nicht, denn die Linie, die am Gebel Barkal nach Süden abzweigte, war zu der ursprünglichen Skizze hinzugefügt worden, und zwar mit derselben dicken, schwarzen Tinte wie die Botschaft auf dem Stück Papyrus, das Lord Blacktower uns gezeigt hatte. Die Linie war in Segmente unterteilt und mit römischen Ziffern – von eins (nahe am Fluß) bis dreizehn – numeriert. Dort endete die Linie in einer merkwürdigen kleinen Zeichnung. In unregelmäßigen Abständen waren entlang dieser Route Zahlen – keine römischen, sondern die gewöhnlichen arabischen – eingetragen, dazu Zeichen, die ägyptischen Hieroglyphen ähnelten.
    Ich traf ohne Umschweife die richtige Schlußfolgerung und sprach sie aus: »Die Zahlen entlang der Route müssen auf die Reisezeit hinweisen, glaubst du nicht auch, Emerson? Insgesamt dreizehn Tage von Napata bis …«
    »Zum Heiligen Berg«, sage Ramses. »Aber das ist ja der Gebel Barkal, wo wir uns jetzt befinden. Vom Heiligen Berg zum Heiligen Berg …«
    »Du hast mich unterbrochen, Ramses«, sagte ich. »Und was noch …«
    »Entschuldige, Mama, aber ich war so aufgeregt.«
    »Aber warum Hieroglyphen?« fragte ich. »Nicht nur am Heiligen Berg, sondern hier – das ist das altägyptische Zeichen für Wasser, und das sind die Zeichen für … Obeliske, nicht wahr? Oder vielleicht Türme.«
    »Oder Säulen«, meinte Ramses. »Die Zeichnungen sind ziemlich unbeholfen. Ich glaube, Mr. Forth war ein wenig in Hieroglyphen bewandert. Vielleicht wollte er Symbole verwenden, die nur wenigen Menschen bekannt sind, falls die Karte in die falschen Hände fiel.«
    Emerson brütete über der Karte. Seine Pfeife war ausgegangen. Reggie zog seine Pfeife aus der Tasche, stopfte sie und hielt Emerson ein Streichholz hin. »Danke«,

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