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Amelia Peabody 06 : Verloren in der Wüstenstadt

Amelia Peabody 06 : Verloren in der Wüstenstadt

Titel: Amelia Peabody 06 : Verloren in der Wüstenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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sagte Emerson geistesabwesend. »Diese Kopie ist viel deutlicher als das Original. Sind Sie sich bezüglich dieser arabischen Ziffern sicher, Forthright? Denn mir machen sie den Eindruck von Kompaßangaben, und jeder Übertragungsfehler könnte buchstäblich den Tod bedeuten.«
    Reggie versicherte ihm, er habe die Zahlen richtig abgeschrieben. Dem geneigten Leser möchte ich ganz im Vertrauen gestehen, daß ich die Zahlen nicht als Kompaßangaben erkannt hatte. Die Aufregung, die mein Herz schon zuvor wie wild hatte klopfen lassen, war nichts, verglichen mit der Spannung, die ich nun verspürte: Diese Karte war also nicht nur ein Hirngespinst. Jemand hatte diesen Weg genommen; jemand hatte diese Angaben eingetragen. Und wo dieser Jemand hingegangen war, konnten andere ihm folgen.
     
    Es dauerte drei Tage, Reggies Expedition auszurüsten. Eine beachtliche Leistung, denn ohne Emersons tatkräftige Hilfe hätte es viel länger gedauert. Schließlich hatten wir jeden arbeitswilligen Mann und jedes gesunde Kamel in unsere Dienste genommen. Zwar war die Gruppe für eine solch gefährliche Reise eigentlich zu klein, aber es waren einfach keine weiteren Kamele mehr aufzutreiben. Emerson brachte diese unangenehme Tatsache mehr als einmal zur Sprache, doch seine Warnungen stießen bei Reggie auf taube Ohren.
    Die Begeisterung und der Mut des jungen Mannes rührten mich sehr – und, ehrlich gesagt, sie überraschten mich auch. Offenbar brauchte er seine Zeit, um sich zu entscheiden. Wenn es jedoch erst einmal soweit war, ließ er sich durch nichts mehr von seinem Beschluß abbringen. Emerson war positiv beeindruckt, obwohl er das Reggie gegenüber nie erwähnte. Nur mir vertraute er es an, als wir uns in der Nacht vor Reggies geplanter Abreise zu einem Gespräch in unser Zelt zurückzogen. (Leider blieben uns nur noch Gespräche, seit Ramses unsere Unterkunft teilte. Emerson hatte sich gelassener als erwartet mit dieser Situation abgefunden. Das einzige Zeichen seiner Unzufriedenheit war, daß er ununterbrochen seine abscheuliche Pfeife rauchte.)
    »Ich hätte nie gedacht, daß er durchhält«, lauteten Emersons Worte. »Was für ein ausgemachter junger Esel! Ich bin fast versucht, ihm ein wenig körperlichen Schaden zuzufügen, um ihn an seinem idiotischen Vorhaben zu hindern.«
    »Ist es wirklich so gefährlich, Emerson?«
    »Stell keine dummen Fragen, Peabody; du weißt, wie sehr es mich erbost, wenn du dich wie eine normale, hohlköpfige Frau verhältst. Natürlich ist es gefährlich.«
    Ein Hustenanfall hinderte mich an einer Antwort. Emerson rauchte, und die Luft im Zelt war ziemlich stickig. Nach einer Weile fuhr Emerson fort: »Verzeih, Peabody. Ich bin in letzter Zeit ein wenig gereizt.«
    »Ich weiß, Liebling. Auch ich habe ein schlechtes Gewissen. Denn wenn wir uns nicht im Taumel der Begeisterung vergessen und statt dessen an unseren ursprünglichen Vorbehalten gegen Mr. Forths Suche nach der untergegangenen Zivilisation festgehalten hätten, wäre Reggies Entscheidung vielleicht anders ausgefallen. Man könnte sogar sagen, daß er diesen Schritt nur unternimmt, um zu verhindern, daß wir dabei unser Leben riskieren. Es gibt kein edleres …«
    »Ach sei still, Peabody!« brüllte Emerson. »Wie kannst du es wagen, mir ein schlechtes Gewissen zu unterstellen? Ich habe keins. Ich habe alles Menschenmögliche getan, um ihm seinen Plan auszureden.«
    Ich legte ihm die Hand auf den Mund. »Du weckst Ramses.«
    »Ramses schläft nicht«, nuschelte Emerson. »Ich bezweifle, daß er jemals schläft. Schläfst du, Ramses?«
    »Nein, Papa. Angesichts der morgen bevorstehenden Ereignisse kann sich kein denkender Mensch ernstlichen Überlegungen, Erstaunen, Zweifeln und Fragen verschließen. Aber es ist doch alles unternommen worden, um ein Unglück zu verhindern, nicht wahr?«
    Emerson antwortete nicht, denn er war damit beschäftigt, zärtlich an meinen Fingern zu knabbern. Das dadurch hervorgerufene Gefühl war höchst erbaulich und ein Beweis dafür, wie wirkungsvoll ein begabter und phantasievoller Mensch trotz der Anwesenheit eines schlaflosen Kindes eine Lösung finden kann.
    »Ja, Ramses«, meinte ich ein wenig geistesabwesend. »Mr. Forthright hat versprochen, sofort umzukehren, wenn er den Orientierungspunkt auf der Karte nicht findet. Und seine Kamele sind die besten …«
    »Geht’s dir nicht gut, Mama?« fragte Ramses erschrocken.
    Ich werde nicht schildern, was Emerson tat; es steht in keinem Zusammenhang mit

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