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Amelia Peabody 06 : Verloren in der Wüstenstadt

Amelia Peabody 06 : Verloren in der Wüstenstadt

Titel: Amelia Peabody 06 : Verloren in der Wüstenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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die Lepsius entdeckt hatte, nicht seine Wahl durch Amon erwähnt? Murteks Worte hatten zudem Emersons Theorie über die Bedeutung der Frauen des Königshauses bestätigt. Wie weit ging ihre Macht, fragte ich mich. Konnten sie nur das Recht auf Regentschaft weitergeben oder auch selbst regieren? Ich wollte schon weitere Einzelheiten erfragen, als Seine Königliche Hoheit einen barschen Befehl bellte. Offensichtlich langweilte er sich; vielleicht wurde er auch argwöhnisch. Der arme alte Murtek schluckte und verstummte.
    Mehr Wein wurde eingeschenkt, und die Darbietungen begannen – Tänzer, Akrobaten und ein Jongleur. Möglicherweise litt der Jongleur an Lampenfieber – mir wäre es jedenfalls so ergangen, hätte Nastasen mich derart böse angefunkelt –, denn er ließ eine der brennenden Fackeln fallen. Sie rollte gefährlich nah am Fuß Seiner Königlichen Hoheit vorbei, bis jemand die Flamme austrat. Erzürnt und tobend erhob sich Nastasen. Der Jongleur suchte, gefolgt von zwei Soldaten, das Weite.
    Anscheinend waren die Darbietungen vorbei, was auch für das Bankett galt. Ein Diener reichte Nastasen mit einer tiefen Verbeugung seinen goldgesäumten Mantel, den der Prinz sich über die Schultern warf. Ich atmete erleichtert auf. Da die Höflichkeit es offenbar verlangte, hatte ich ziemlich viel Wein getrunken.
    Vielleicht war es der Wein, der mir den Mut verlieh, eine letzte Frage zu stellen, obwohl ich glaube, daß ich es in jedem Fall gewagt hätte. Mir lagen Hunderte auf der Zunge, doch diese hier war die wichtigste. Ich wandte mich an Murtek: »Fragt Seine Hoheit, was mit dem weißen Mann, Willoughby Forth, und seiner Frau geschehen ist.«
    Dem alten Mann blieb der Mund offenstehen. Er warf dem Prinzen einen ängstlichen Blick zu. Diesmal aber war keine Übersetzung nötig: Entweder sprach Nastasen mehr Englisch, als er zugab, oder er hatte Mr. Forths Namen verstanden. Zum ersten Mal an diesem Abend verzogen sich seine schön geschwungenen Lippen zu einem Lächeln. Langsam und deutlich sagte er ein Wort.
    Ich kannte dieses Wort. Wahrscheinlich stand mir der Schrecken ins Gesicht geschrieben, denn Nastasens Lächeln wurde breiter, wobei er kräftige, weiße Zähne sehen ließ. Er schlang sich einen Zipfel seines Umhangs um den Kopf, machte auf dem Absatz kehrt und stolzierte hinaus.

9. Kapitel

    »Rührt diese Mutter nicht an, wenn euch euer Leben lieb ist!«
     
    »Tot!« rief ich aus. »Sie sind tot, Emerson! Ich habe es zwar befürchtet, aber trotzdem gehofft … Hast du gesehen, wie dieser abscheuliche junge Mann gelächelt hat, als er es mir erzählte? Er wußte, die Nachricht würde ein Schlag für mich sein; ich bin sicher, er hat …«
    »Pssst, Peabody.« Emerson legte den Arm um mich. Wir waren allein, denn die anderen waren eilends ihrem Prinzen gefolgt, dessen plötzlicher Aufbruch sie offensichtlich überrascht hatte. Sie hatten den Raum zurückgelassen wie ein Schlachtfeld: Weinpfützen, Knochen, Brotstückchen und Geschirrscherben bedeckten den Boden.
    Einige Diener waren unter Anleitung der Magd bereits damit beschäftigt, das Durcheinander zu beseitigen. Ich lehnte mich an die starke Schulter meines Gatten und bemühte mich, wieder Fassung zu gewinnen. Du benimmst dich albern, sagte ich mir streng. Du kanntest weder Mr. Forth noch seine Frau, und doch führst du dich auf, als hättest du einen nahen Verwandten verloren.
    Emerson bot mir sein Taschentuch an. Ich fand mein eigenes und wischte mir die Augen.
    »Ich glaube, du hast den Charakter des Prinzen richtig eingeschätzt«, meinte Ramses. »Leider hast du ihm die Genugtuung verschafft, dir einen Schlag versetzen zu können, denn ich kannte die Wahrheit schon von Tarek und hätte sie dir schonender beigebracht.«
    »Mir kommt es vor, als wolltest du mich mit deiner Bemerkung kritisieren, Ramses«, sagte ich. »Und damit bin ich ganz und gar nicht einverstanden. Äh … was hat Tarek gesagt?«
    Ramses sah sich nach einer Sitzgelegenheit um. Beim Anblick des schmutzigen Bodens verzog er angewidert den Mund. Obwohl sein Ordnungssinn einiges zu wünschen übrig ließ, war er doch in manchen Dingen so pingelig wie eine Katze. (Das heißt, er ertrug keinen Schmutz, es sei denn, er hatte ihn selbst verursacht.) »Gehen wir lieber in dein Schlafzimmer, Mama. Dort können wir uns bequemer unterhalten.«
    Wir folgten seinem Vorschlag – geistesabwesend stieg Emerson über die Diener hinweg, die auf dem Boden herumkrochen, um die Scherben

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