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Amelia Peabody 06 : Verloren in der Wüstenstadt

Amelia Peabody 06 : Verloren in der Wüstenstadt

Titel: Amelia Peabody 06 : Verloren in der Wüstenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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mir lagen unzählige Fragen auf der Zunge, die ich liebend gern mit Emerson erörtert hätte. Während die Magd geschäftig im Zimmer herumlief, die Lampen herunterdrehte, die Laken glattstrich und mir in mein Nachthemd half, wünschte ich, Tarek wäre direkter gewesen, anstatt sich in literarischen Anspielungen zu ergehen. Gut, er hatte uns gewarnt, nie Fremden unser Herz zu öffnen – aber alle hier waren Fremde, selbst Tarek. Was wollte er von uns? Wem konnten wir trauen?
    Nachdem die Magd mich ins Bett verfrachtet hatte, machte sie sich daran, »der Stimme des Herzens zu lauschen«. Als ich die schlanken Finger auf meiner Brust betrachtete, bestätigte sich mein Verdacht. »Ihr seid nicht Amenit«, sagte ich. »Eure Finger sind länger als ihre, und Ihr bewegt Euch anders. Wer seid Ihr?«
    Ich wollte die Frage schon auf Meroitisch wiederholen, aber das erwies sich als überflüssig. Während das Mädchen mein Nachthemd glattstrich, sagte sie leise: »Ich heiße Mentarit.«
    Ihre Stimme war höher als Amenits – eher ein Sopran als ein Alt. »Darf ich Euer Gesicht sehen?« fragte ich, und als sie zögerte, fuhr ich fort. »Amenit hat es für mich entschleiert. Wir waren Freundinnen.«
    »Freundinnen«, wiederholte sie.
    »Das heißt …«
    »Ich weiß.« Mit einer plötzlichen Bewegung schlug sie den Schleier zurück.
    Es war ein liebreizendes Gesicht, runder und weicher als das ihrer Mitpriesterin, mit großen, dunklen Augen und einem zart geschwungenen Mund, der in seiner Form sehr dem von Nastasen ähnelte. Er stand dem Mädchen um einiges besser als dem Prinzen, nahm mich aber dennoch gegen sie ein.
    »Ihr seid sehr hübsch«, sagte ich.
    Sie senkte schüchtern den Kopf wie ein bescheidenes englisches Mädchen, beobachtete mich jedoch durch die Wimpern; ihre Augen blickten argwöhnisch. »Ihr müßt jetzt schlafen«, sagte sie. »Ihr wart sehr krank.«
    »Aber jetzt bin ich nicht mehr krank. Dank Eurer ausgezeichneten Pflege habe ich mich vollständig erholt. Hat Amenit Euch nicht gesagt, daß es mir besser geht?«
    Als sie die glatte Stirn in Falten legte, wiederholte ich die Frage in meinem holprigen Meroitisch. Anders als Amenit amüsierte sie sich nicht über meine Fehler. »Ich habe nicht mit meiner Schwester gesprochen«, sagte sie langsam und deutlich. »Ihre Zeit der … war vorbei, meine Zeit begann (?) heute.«
    Ich fragte sie nach den Wörtern, die ich nicht verstanden hatte, und sie erklärte mir, das erste bedeute »Dienst« oder »Pflicht«; meine Deutung des zweiten war richtig gewesen. Doch als ich versuchte, das Gespräch weiterzuführen, legte sie mir den Finger auf die Lippen. »Schlaft jetzt«, sagte sie. »Es ist nicht gut zu reden.«
    Sie zog sich in eine Zimmerecke zurück, wo sie sich auf einem niedrigen Schemel niederließ. Kurz darauf öffnete sich der Vorhang zum Nebenzimmer. Emerson stand auf der Schwelle. Er trug ein besonders hübsches Gewand mit blauen und safrangelben Streifen und hatte eine irdene Lampe in der Hand. Möglicherweise war es das Licht, das seinem Gesicht einen rosigen Schimmer verlieh, doch ich vermutete andere Gründe.
    »Geht, Magd«, meinte er in holprigem Meroitisch. »Heute bin ich bei meiner Frau. Es ist Zeit … äh … ich wünsche … äh …« An dieser Stelle wurde er wieder von seiner typischen Schamhaftigkeit übermannt, und ihm fehlten die Worte, denn seine Sprachstudien waren noch nicht weit genug gediehen, um die von ihm geplante Tätigkeit taktvoll zu umschreiben. Also griff er zur Zeichensprache. Er blies die Lampe aus und ging auf Mentarit zu, wies auf die Tür und wedelte mit der Hand.
    Ich glaube, sie verstand ihn. Sie gab ein ersticktes Geräusch von sich, das ein Kichern gewesen sein konnte, und ging rückwärts zur Tür. Ich platzte fast vor Lachen, als ich diese Szene beobachtete, aber gleichzeitig überkam mich noch ein anderes Gefühl, das ich hier nicht weiter zu erläutern brauche. Beim Anblick von Emersons selbstzufriedenem Gesichtsausdruck, mit dem er sich, nachdem er sie hinausgescheucht hatte, meinem Bett näherte, hätte ich mich vor Lachen ausschütten können. Allerdings wurde meine Erheiterung bald von anderen, viel mächtigeren Empfindungen abgelöst. Es war lange her. Mehr will ich hier nicht sagen.
    Als wir dann, angenehm entspannt nach erfüllter ehelicher Liebe, nebeneinanderlagen, zischte Emerson: »Jetzt können wir uns ungestört unterhalten, ohne daß jemand uns belauscht.«
    Ich rückte ein wenig von ihm weg, denn

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