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Amelia Peabody 06 : Verloren in der Wüstenstadt

Amelia Peabody 06 : Verloren in der Wüstenstadt

Titel: Amelia Peabody 06 : Verloren in der Wüstenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Peabody, dessen bin ich mir sicher – oder weshalb unsere Anwesenheit von solcher Bedeutung ist.«
    »Wir müssen mehr in Erfahrung bringen«, stimmte ich zu. »Und wir dürfen uns nicht auf die Aussagen anderer verlassen, am besten glauben wir nur das, was wir mit eigenen Augen sehen. Ich habe klargestellt, daß ich wieder völlig gesund bin. Also können sie das nicht mehr als Vorwand benutzen, um uns im Haus festzuhalten.«
    Wir erörterten diese Angelegenheit noch eine Weile und dachten verschiedene Alternativen durch. Als ich dann zu gähnen anfing, meinte Emerson, falls ich mich langweilen sollte, wisse er, wie dem abzuhelfen sei.
    Und so geschah es.
     
    Am nächsten Morgen wurden wir recht spät von Mentarit geweckt, die die Vorhänge zurückzog, die Emerson um das Bett geschlossen hatte. Trotz ihres Schleiers war ihre Neugier schon an der Haltung ihres Kopfes zu erkennen. Glücklicherweise waren wir wegen der kühlen Nacht ausreichend bedeckt, doch Emerson ärgerte sich trotzdem und fluchte lauthals. Nach einigem Herumgewühle unter der Decke gelang es ihm, in sein Gewand zu schlüpfen, und er marschierte, immer noch schimpfend, zurück in sein Zimmer.
    Wir hatten uns zwei Listen ausgedacht, um das Gebäude verlassen zu können. Methode Nummer eins setzte ich sofort in die Tat um, indem ich in meinem Frühstück herumstocherte und versuchte, matt und bedrückt auszusehen – keine leichte Aufgabe, denn ich war hungrig wie eine Löwin und hatte mich noch nie unternehmungslustiger gefühlt. Nachdem Mentarit mich eine Weile beobachtet hatte, fragte sie mich, was mir fehle.
    »In diesem Zimmer siecht sie dahin«, antwortete Emerson. »In unserem Land sind es die Frauen gewohnt, frei in der Stadt herumzugehen.«
    Er hatte absichtlich Englisch gesprochen. Das Mädchen tat nicht so, als hätte sie ihn nicht verstanden; sie zeigte auf den Garten.
    »Das ist nicht genug«, sagte ich. »Ich muß laufen, mir Bewegung machen, eine längere Strecke zurücklegen. Sag das dem Prinzen.«
    Ich erhielt nur ein kurzes Nicken zur Antwort, aber sie verließ uns bald, und ich hoffte, sie würde meine Bitte weitergeben. Emerson folgte ihr durch den Vorhang.
    Während er fort war, legte ich mich auf einen mit Kissen bedeckten Diwan, um weiter die Schwache zu spielen. Dabei beobachtete ich die Dienstboten. Mir war etwas Neues eingefallen.
    In jeder Gesellschaft (abgesehen von den utopischen Konstrukten phantasiebegabter Schriftsteller) gibt es mindestens zwei Klassen: Leute, die dienen, und Leute, die sich bedienen lassen. Aufgrund der menschlichen Natur ist es unvermeidlich, daß es zwischen diesen beiden Bevölkerungsgruppen zu Konflikten kommt. In der Geschichte gibt es unzählige Beispiele für die Greueltaten, zu denen es führen kann, wenn die ausgebeutete Arbeiterklasse sich voller Haß gegen ihre Unterdrücker erhebt. Konnten wir uns, so fragte ich mich, dieses wohlbekannte gesellschaftliche Phänomen zunutze machen? Kurz gesagt: Würde es uns gelingen, eine Revolution anzuzetteln?
    Die Diener, die ich bislang gesehen hatte, wurden ganz offensichtlich ausgebeutet. Sie gehörten anscheinend einer anderen Rasse an als ihre Herrschaften, waren schätzungsweise zehn Zentimeter kleiner und von dunklerer Hautfarbe. Sie trugen nur Lendenschurze oder grobe ungebleichte Stoffstreifen um die Taille. Möglicherweise waren sie ja gar keine Diener, sondern Leibeigene oder Sklaven. Je länger ich darüber nachdachte, desto mehr war ich davon überzeugt, daß man sie wahrscheinlich eher Sklaven nennen konnte. Daß sie schweigend ihren Pflichten nachgingen, bestätigte diese Theorie; die Armen durften nicht einmal miteinander plaudern oder ein fröhliches Lied singen. Ein Sklavenaufstand! Beim Gedanken, an der Spitze eines Freiheitskampfes zu stehen, wurde ich ganz aufgeregt!
    Impulsives Handeln ist schon immer typisch für mich gewesen. Eine der Frauen, untersetzt und mit welligem Haar, durch das sich braune und graue Strähnen zogen, fegte auf den Knien liegend unter dem Bett. Ich streckte die Hand aus und berührte sie an der Schulter.
    Sie fuhr auf, als ob ich sie geschlagen hätte. Glücklicherweise stieß sie sich den Kopf am Bettrahmen und gab einen unwillkürlichen Schmerzensschrei von sich, so daß ich neben ihr niederknien und ihr Hilfe anbieten konnte. Wenigstens wollte ich das, aber vielleicht mißverstand sie meine Absichten, denn anstatt mir zu antworten, krabbelte sie auf allen vieren von mir weg wie ein Skarabäus.
    Meine

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