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Amelia Peabody 07: Die Schlange, das Krokodil und der Tod

Titel: Amelia Peabody 07: Die Schlange, das Krokodil und der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Mensch, und ich argwöhnte, er würde seinen albernen Plan bald in die Tat umsetzen. Da vernünftige Einwände keine Wirkung auf ihn haben, wenn er sich erst einmal irgendeinen Unsinn in den Kopf gesetzt hat, bestand keine Möglichkeit, ihn von seinem Vorhaben abzubringen. Ich konnte nicht mehr tun, als mit dem Schlimmsten zu rechnen und Schritte zu unternehmen, um es zu verhindern. Sein Plan hatte nur einen Vorteil: Je weiter wir uns vom Fluß entfernten, desto schwieriger würde es für Kevin O’Connell werden, uns zu finden.
    Als ich Emerson an diesem Morgen zu Gesicht bekam, wurde ich in meiner Vermutung bestätigt, daß heute der Tag gekommen war. Er verzehrte sein Frühstück wie ein Mann, der sich Nahrung zuführt, um sich für eine große Aufgabe zu stärken. Außerdem war er verdächtig guter Laune. Er lobte René, wie rasch er sich die verschiedenen Ausgrabungstechniken angeeignet hatte, und machte Charlie ein Kompliment für seine Karte vom Ausgrabungsort. Hin und wieder warf er Anubis ein Stück Wurst zu, der es in der Luft auffing wie eine Forelle, die nach einer Fliege schnappt. Ich wünschte nur, Emersons Mund wäre nicht hinter dem verflixten Bart versteckt gewesen. Sein Mund verrät ihn immer, wenn er etwas im Schilde führt, denn er hat seine Mundwinkel nicht in der Gewalt.
    Er sah, daß ich ihn anstarrte. »Stört Sie etwas, MISS Peabody? Habe ich Krümel im Bart? Oder ist es der Bart selbst? Kommen Sie schon, scheuen Sie sich nicht, Ihre Meinung zu sagen.«
    »Wenn Sie schon so fragen«, fing ich an.
    »Das tu’ ich. Da ich selbst mit meinen Auffassungen nicht hinter dem Berg halte, kann ich es wohl kaum von anderen verlangen.«
    »Ha!« sagte ich. »Nun denn, ich muß sagen, daß Ihr Bart eines der unansehnlichsten Exemplare seiner Gattung darstellt, das mir jemals untergekommen ist. Bärte sind unhygienisch, man schwitzt darunter – davon gehe ich zumindest aus –, sie sind gefährlich für Raucher und ein Zeichen von Unsicherheit. Ich glaube, Männer lassen sich nur Bärte wachsen, weil das Frauen nicht möglich ist.«
    Vor Wut kniff Emerson die Augen zusammen, doch er konnte nicht sofort antworten, weil er den Mund voller Eier und Wurst hatte. Noch ehe er hinuntergeschluckt hatte, rief Cyrus – der sich nervös am Spitzbart zupfte – aus: »So habe ich das noch nie betrachtet! Vielleicht sollte ich …«
    »Machen Sie sich nicht lächerlich, Vandergelt«, knurrte Emerson. »Sie redet Unsinn, weil sie mich ärgern will. Wer zum Teufel hat überhaupt mit diesem Geschwätz über Bärte angefangen? Los, beeilen Sie sich mit dem Essen. Ich will an die Arbeit.«
    Und schon war er fort. Die Tür schwang hinter ihm heftig in den Angeln. Sofort sprangen die beiden jungen Männer auf und rannten ihm nach. Ich bestrich ein weiteres Stück Toast mit Butter.
    »Sie habe ich nicht gemeint, Cyrus«, sagte ich lächelnd. »Dieser Spitzbart gehört zu Ihnen. Ich kann mir Sie gar nicht ohne ihn vorstellen.«
    Ich meinte das als Kompliment, aber es schien ihn nicht zu freuen.
    Als wir an Land gingen, war die Luft noch angenehm kühl. Ich ging gemächlich am Schluß der kleinen Karawane und unterhielt mich mit Charlie, der offenbar einen Rat von mir brauchte. Es dauerte eine Weile, bis er auf den Punkt kam, und auch erst, als ich ihn geradeheraus fragte, was ihn bedrückte.
    »Es ist die Stele«, gab er zu. »Die ganz hoch oben auf dem Felsen – wissen Sie, welche ich meine?«
    »Stele U«, sagte ich. »Kümmern Sie sich nicht darum, Charles. Es wird noch einige Zeit dauern, bis Emerson sich mit den Stelen befaßt.«
    »Nein, Ma’am! Er will, daß ich noch heute hinaufsteige. Und … äh … ich konnte dem Professor nicht sagen, daß ich es nicht wage, aber ich kann nicht … ich habe nicht … oder besser, ich habe …«
    »Höhenangst?«
    Er sah so schuldbewußt drein, als hätte er schon einen Mord gestanden.
    »Mein lieber Charles, dessen müssen Sie sich doch nicht schämen. Untersuchungen haben ergeben, daß ein Mensch, der unter solchen Ängsten leidet, keinen Einfluß darauf hat. Sie müssen die Wahrheit gestehen; es wäre gefährlich, vielleicht sogar tödlich für Sie, sich zu etwas zu zwingen, wozu Sie nicht in der Lage sind.« Offenbar verfehlte diese Diagnose ihre tröstende Wirkung auf Charles, weshalb ich fortfuhr: »Wenn Sie möchten, sage ich es Emerson.«
    Der junge Mann richtete sich heldenhaft auf. »Nein danke, Ma’am. Das wär feige.«
    »Dann sagen Sie es ihm selbst. Aber vergessen

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