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Amelia Peabody 07: Die Schlange, das Krokodil und der Tod

Titel: Amelia Peabody 07: Die Schlange, das Krokodil und der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Sie nicht, daß ich die Wahrheit ans Licht bringen werde, wenn Sie es nicht tun. Und nun beeilen wir uns besser, wir bleiben zurück.«
    Die anderen waren schon nicht mehr in Sicht. Als wir die Dorfstraße entlanghasteten, den Gruß der Leute erwiderten und über Hunde, Hühner und Kinder hinwegstiegen, kam uns ein Mann entgegen. Ich unterdrückte einen ungeduldigen Ausruf. Es war der Scheich, der Bürgermeister des Dorfes, und ich sah ihm bereits an, daß er vorhatte, mir die Zeit zu stehlen. Bis jetzt hatten wir es fertiggebracht, uns vor den umständlichen Willkommenszeremonien, die die Höflichkeit in solch kleinen Gemeinden gebietet, zu drücken. Doch nun sah ich keine Möglichkeit davonzukommen, ohne den Mann tödlich zu beleidigen.
    Der arme alte Bürgermeister, den wir bei unserem ersten Besuch kennengelernt hatten, war schon lange tot. Sein Nachfolger war ein Mann in den besten Jahren, der gesünder und wohlgenährter aussah als die meisten Fellachen. Er begrüßte mich mit der üblichen Formel, und ich antwortete entsprechend. »Wird die Sitt mein Haus mit einem Besuch beehren?« war seine nächste Frage.
    Da ich wußte, daß dieser Besuch eine Stunde oder länger dauern würde, suchte ich nach einer höflichen Ausrede. »Die Ehre ist zu groß. Ich muß Emerson Effendi folgen, der mein … äh … der unsere Arbeiten leitet. Er wird wütend werden, wenn ich zu spät komme.«
    Ich dachte, dieses Argument würde in einer von Männer beherrschten Welt überzeugend wirken, doch der Bürgermeister runzelte die Stirn. »Die Sitt muß mich anhören. Ich habe versucht, mit dem Vater der Flüche zu sprechen, aber er ließ sich nicht aufhalten. Zwar ist er ein Mann ohne Furcht, aber er sollte es trotzdem wissen. Mohammed ist zurück.«
    Mohammed ist in Ägypten ein sehr weitverbreiteter Name. Deshalb dauerte es eine Weile, bis mir einfiel, wen der Bürgermeister meinte. »Der Sohn des alten Bürgermeisters? Ich dachte, er sei nach der Angelegenheit mit der Mumie, die nur ein böser Mann war, fortgelaufen.« »Ja, er ist fortgelaufen. Als du und der Vater der Flüche den Übeltäter entlarvten, wußte Mohammed, er würde ins Gefängnis kommen, weil er dem bösen Mann geholfen hat. Wenn nicht, hätte der Vater der Flüche ihn selbst bestraft, was ebenso schmerzhaft gewesen wäre. Er ist seit vielen Jahren nicht mehr im Dorf gewesen, aber er ist zurückgekommen, Sitt. Ich selbst habe ihn letzte Nacht gesehen.«
    Nicht zum erstenmal wünschte ich mir, eine unerklärliche Macht hätte nicht entschieden, mein Gebet so willkürlich auszulegen. Noch ein Geist aus der Vergangenheit! Waren uns all unsere alten Feinde auf den Fersen? Während ich noch nachdachte, fuhr der Bürgermeister mit zunehmender Erregung fort:
    »Wir sind ehrliche Leute, und wir achten den Vater der Flüche, seine ehrenwerte Hauptfrau, und all die Engländer, die uns Arbeit geben. Doch in jedem Dorf leben auch Menschen, die nicht ehrlich sind. Ich glaube, Mohammed will sie gegen den Vater der Flüche aufwiegeln, denn er hat im Kaffeehaus große Reden geschwungen, und die Schurken hier haben ihm zugehört. Warne den Vater der Flüche, Sitt, und sei wachsam. Mohammed gibt auch dir die Schuld daran, daß er in Ungnade gefallen ist. Er hatte gehofft, nach dem Tod seines Vaters Scheich zu werden.« Und das hoffte er, wie ich mir vorstellen konnte, immer noch. Die Sorge des Bürgermeisters um uns beruhte also nicht auf reiner Nächstenliebe, denn Mohammed konnte sich als zukünftiger Rivale entpuppen. Trotzdem war der Bürgermeister ein rechtschaffener Mann, und ich dankte ihm, ehe ich weitereilte.
    Emerson hatte unseren Ausgrabungsort gegen den Widerspruch von Cyrus, der meinte, ein Haus und der Teil einer Mauer machten noch kein Dorf aus, »östliches Dorf« genannt. Cyrus hatte seinen Einwänden noch hinzugefügt, daß niemand, nicht einmal ein Idiot wie Echnaton, ein Wohnhaus so weit entfernt vom Fluß bauen würde. (Cyrus gehörte zu denjenigen, die meine hohe Meinung von dem ketzerischen Pharao nicht teilten. Doch für gewöhnlich behielt er das in meiner Gegenwart für sich.)
    Als ich eintraf, stritten sie sich gerade über diese Frage. Nicht einmal mit meiner besten Geschwindigkeit konnte ich Emerson einholen, wenn er es eilig hatte. Er hatte seine Karten auf einem Felsen ausgebreitet, nahm die Pfeife aus dem Mund und benützte das Mundstück als Zeigestab. »Diese alten Straßen, Vandergelt – etwa ein Dutzend von ihnen treffen an diesem Punkt

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