Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Amelia Peabody 07: Die Schlange, das Krokodil und der Tod

Titel: Amelia Peabody 07: Die Schlange, das Krokodil und der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
Vom Netzwerk:
anderen Gegner die gewünschte Gelegenheit geben. Denn seine Feinde würden ihn beobachten und verfolgen und in aller Seelenruhe den Augenblick abwarten, bis ihr Opfer allein war.
    Als Emerson die Felsspalte erreicht hatte, rief ich ihn an. Ich wagte nicht, länger zu warten; es gab Hunderte von Verstecken im Geröll, Tausende in den spitz zulaufenden Wänden des Wadi. Er hörte mich, wandte sich um, und ein Fluch drang an mein Ohr. Doch er blieb stehen, bis ich ihn eingeholt hatte.
    »Das hätte ich mir denken können«, stellte er fest, als ich keuchend und schwitzend neben ihm stand. »Kann ein Mann nicht einmal einen friedlichen Spaziergang machen, ohne daß Sie ihm wie ein Spürhund folgen? Kehren Sie sofort um.«
    »Friedlicher Spaziergang?« japste ich. »Glauben Sie, ich habe mich von diesem Unsinn über Nofretetes Grab täuschen lassen? Wahrscheinlich meinen Sie, Sie könnten uns weiter in dem elenden Dorf herumbuddeln lassen, während Sie vorgeben, im Königswadi zu arbeiten. Sie haben überhaupt nicht vor, dort ihre Zeit zu verschwenden. Das ist nur eine Finte – ein Lockmittel für einen Feind, der dumm genug ist, Ihre Prahlereien über geheime Gräber zu glauben. Und Sie selbst spielen den Köder in der Falle!«
    »Sie bringen die Metaphern durcheinander«, meinte Emerson tadelnd. Sein Tonfall war sanft, aber ich kannte dieses leise Schnurren, und in seinen Augen war ein mir wohlvertrautes Funkeln – allerdings war ich noch nie Ziel dieses Blicks gewesen. »Und jetzt drehen Sie sich um und gehen zurück, MISS Peabody. Oder wenn Sie wollen, können Sie auch hier herumsitzen, bis ich wiederkomme. Anderenfalls werfe ich Sie über die Schulter und bringe Sie zu Ihrem Freund Vandergelt, der dafür sorgen wird, daß Sie nicht mehr in der Gegend herumlaufen.« Er trat einen Schritt auf mich zu. Ich machte einen Schritt zurück. Das hatte ich eigentlich nicht vorgehabt. »Cyrus würde das niemals tun«, sagte ich.
    »Das glaube ich schon.«
    Eigentlich dachte ich das auch, und ich hatte nicht die geringsten Zweifel daran, daß Emerson seine Drohungen wahrmachen würde.
    Die Vorstellung hatte etwas für sich, doch ich verwarf sie. Ich konnte Emerson nicht aufhalten, außer, wenn ich ihm ins Bein schoß (eine Vorstellung, die ebenfalls etwas für sich hatte, sich allerdings auf lange Sicht hin als kontraproduktiv erweisen konnte). Wenn ich ihn bewachen und beschützen wollte, mußte ich Schlauheit und Gerissenheit an den Tag legen. Also fuhr ich fort, diese Waffen einzusetzen, indem ich mich auf dem Felsen niederließ, auf den er gewiesen hatte, und kräftig mit den Augen blinzelte, als wollte ich Tränen zurückhalten.
    »Ich warte hier«, schnüffelte ich.
    »Aha«, meinte Emerson. »Nun denn, aber rühren Sie sich nicht vom Fleck.« Nach einer Weile fügte er mürrisch hinzu: »Es dauert nicht lang.«
    Wie ich, meines Wissens nach, bereits erwähnt habe, beschreibt das Wadi gleich zu Anfang eine Biegung nach Osten, und ein Felsvorsprung macht es unmöglich, die Ebene zu überblicken. Emerson ging darum herum. Ich wartete und beobachtete die Stelle über den Rand des Taschentuches hinweg, das ich mir vor die Augen gepreßt hatte. Nach kurzer Zeit tauchte Emersons Kopf wieder auf. Emerson warf mir einen finsteren Blick zu. Ich sah zu Boden, um mein Lächeln zu verbergen, und hielt mir das Taschentuch vor den Mund.
    Der Kopf verschwand, und ich hörte den Kies unter Emersons Füßen knirschen. Sobald das Geräusch leiser wurde, folgte ich ihm.
    Mit klopfendem Herzen hastete ich weiter. Ich schlängelte mich zwischen den Felsen durch, die den Boden der Schlucht bedeckten. Meine Schwierigkeit bestand nicht darin, nicht gesehen zu werden, sondern darin, selbst etwas zu sehen: Der verschlungene Pfad und die Geröllhaufen gestatteten mir nur einen gelegentlichen Blick auf Emerson, der stetig weiterging.
    Es war reines Glück – oder gesegnete Vorsehung, wie ich lieber glauben möchte –, daß einer dieser Blicke mir zeigte, was ich zu sehen befürchtet hatte.
    Ein Mann tauchte hinter einem Gesteinshaufen auf, an dem Emerson gerade vorbeigekommen war. Lautlos schlich er sich auf nackten Sohlen von hinten an Emerson heran. Sein schmutzigweißes Gewand war inmitten der hellen Kalkfelsen kaum zu erkennen. Das Sonnenlicht spiegelte sich in der Klinge seines Messers.
    »Emerson!« schrie ich. »Hinter Ihnen!«
    Das Echo hallte von Felsen zu Felsen wider. Emerson wirbelte in dem Augenblick herum, als Mohammeds erhobener

Weitere Kostenlose Bücher