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Amelia Peabody 07: Die Schlange, das Krokodil und der Tod

Titel: Amelia Peabody 07: Die Schlange, das Krokodil und der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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zusammen, der in der Mitte zwischen den südlichen und den nördlichen Gräbern liegt. Das Haus, das wir gestern freigelegt haben, ist offensichtlich Teil einer Siedlung. In der ganzen Senke sind Lehmziegel und Baumaterial verstreut. Ach, verdammt, ich habe jetzt keine Lust, meine Schlußfolgerungen zu erläutern. Warum zum Teufel sollte ich das? Gehen Sie mit Abdullah; er folgt dem Verlauf der Mauer, die die Siedlung umgibt. Sicherlich findet er bald die Pforte.«
    Murmelnd und kopfschüttelnd ging Cyrus davon. Für einen archäologiebegeisterten Menschen war es eine wahre Freude, Abdullah und seinen erfahrenen Männern aus Aziyeh bei der Arbeit zuzusehen. An manchen Stellen konnte nur das geschulte Auge zwischen zerbröckelten Ziegeln und der natürlichen Erde, die sie umschloß, unterscheiden. Nicht, daß man mich falsch versteht, Cyrus war ein begeisterter Archäologe, aber wie viele Anhänger dieses Metiers bevorzugte er die Gräber von Königen und Adeligen gegenüber den Behausungen der einfachen Leute, worum es sich hier eindeutig handelte. Die einzigen Kunstgegenstände, die wir entdeckt hatten, waren Fayenceperlen und eine hölzerne Spindel.
    »Emerson«, sagte ich eindringlich. »Ich muß mit Ihnen sprechen.«
    »Nun, was gibt’s?« Er hatte die Karte zusammengerollt und stand, das Gewicht auf einen Fuß verlagert, vor mir. Er war ungeduldig und wollte weiterarbeiten. »Der Bürgermeister hat mir erzählt, daß einer unserer – äh, Ihrer – alten Feinde ins Dorf zurückgekehrt ist.« »Was, noch einer?« Emerson lachte laut auf. Er setzte sich in Bewegung. Ich lief ihm nach.
    »Sie müssen mich anhören. Mohammed hat allen Grund, Groll gegen uns – gegen Sie – zu hegen. Er ist ein hinterlistiger Feigling …«
    »Dann wird er schlau genug sein, mich nicht zu behelligen. Ich glaube«, meinte Emerson nachdenklich, »daß wir uns aufteilen sollten. Charles scheint inzwischen begriffen zu haben, worum es geht. Mit Feisals Hilfe kann er am südöstlichen Ende anfangen. Ich möchte gern wissen, welcher Unterschied zwischen der Karte …«
    Immer weiterredend ging er davon.
    Wie ich vermutet hatte, hatte Emerson den armen Charlie nur auf den Arm nehmen wollen, als er ihm androhte, ihn an der Begrenzungsstele arbeiten zu lassen. Das Thema kam nicht mehr zur Sprache. Als wir eine Mittagspause einlegten, hatten die teilweise freigelegten Mauern eines zweiten Hauses Emersons Theorie bestätigt. Wenigstens war er damit zufrieden. Meine Arbeit, die darin bestand, den bei den Grabungen anfallenden Aushub durchzusieben, hatte keine nennenswerten Ergebnisse gebracht. Das wenige, das ich gefunden hatte, war von minderer Qualität. Daher war ich froh, aufhören zu können, denn die Sonne brannte heiß, und es gab kaum Schatten. Wie Bertha die Hitze in ihren dicken Gewändern ertrug, war mir ein Rätsel. Ich hatte sie an diesem Vormittag zu meiner Helferin erkoren, und sie erwies sich als schnell und geschickt.
    Emerson hatte sich gnädig bereit erklärt, seine hart arbeitenden Männer in der heißesten Tageszeit ausruhen zu lassen. Obwohl das bei den meisten Ausgrabungen üblich war, tat Emerson stets so, als sei das ein immenses Zugeständnis. Doch an diesem Tag murrte er nicht einmal. Nachdem die anderen losgegangen waren, um sich ein schattiges Plätzchen zu suchen, behielt ich Emerson im Auge.
    Er hatte sich, den Hut über dem Gesicht, auf dem Boden ausgestreckt. Ich hielt mich in einem der Zelte auf; Cyrus in dem anderen. Die jungen Männer hatten sich in das Haus zurückgezogen, das Cyrus gebaut hatte. Wo Bertha steckte, wußte ich nicht, doch ich vertraute darauf, daß der Mann, den Cyrus zu ihrer Bewachung bestellt hatte, im Bilde war.
    Weniger als eine halbe Stunde war vergangen, als Emerson den Hut vom Gesicht nahm und sich aufsetzte. Er warf dem Zelt, in dem ich mich versteckt hatte, einen argwöhnischen Blick zu, ehe er sich erhob.
    Ich wartete, bis er hinter einem Felsausläufer verschwunden war, und folgte ihm dann. Wie ich vermutet hatte, wandte er sich nach Westen, in Richtung der Klippen und des Königswadis.
    An den kahlen und schartigen Wänden der Klippen rührte sich nichts. Zu dieser Tageszeit flüchteten sich selbst die Wüstentiere in ihre Höhlen. Der Falke, der hoch im gleißenden Himmel schwebte, und die hochgewachsene Gestalt vor mir waren das einzige, was sich bewegte. Meine Haut prickelte, als ich ihm nacheilte. Emerson wollte – und das mit voller Absicht – Mohammed oder einem

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