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Amelia Peabody 07: Die Schlange, das Krokodil und der Tod

Titel: Amelia Peabody 07: Die Schlange, das Krokodil und der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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doch nur ein schäbiger, kleiner Reporter.«
    »Sie verstehen nicht, Cyrus. In dieser Abgeschiedenheit und mit Abdullah als Wache können wir andere Journalisten vertreiben. Doch Kevin, der mit unseren Gewohnheiten vertraut ist und dazu noch über seinen verflixten irischen Charme verfügt, ist ein ernstzunehmender Gegner. Haben Sie vergessen, daß es Kevin war, der Lord Baskervilles Tod den ›Fluch des Pharaonengrabes‹ getauft hat? Aus journalistischem Übermut hat Kevin den Tod eines Nachtwächters zum ›Fall mit der Mumie im British Museum‹ aufgeblasen. Er kennt sich in der Archäologie aus und hat einige Wochen bei den Expeditionstruppen im Sudan verbracht und sich mit den Offizieren unterhalten, die …« Ich brach ab und berührte meine Stirn mit zitternder Hand. Der Einfall, der mir plötzlich gekommen war, hatte die Unausweichlichkeit einer mathematischen Gleichung. »Nein«, flüstere ich. »Nein, Kevin doch nicht!«
    Cyrus eilte an meine Seite und legte mit dem nötigen Respekt den Arm um mich. »Was quält Sie, meine Liebe? Sie sind ja weiß wie Schnee. Setzen Sie sich. Trinken Sie noch einen Whiskey.«
    »Es gibt Situationen, die sogar für Whiskey Soda zu ernst sind«, sagte ich und entglitt wie beiläufig seiner Umarmung, so daß es ihn – wie ich hoffte – nicht kränken würde. »Mir ist gerade etwas Albernes eingefallen. Es war kindisch, und deshalb werde ich auch nicht mehr daran denken. Aber Kevin wird es gewiß gelingen, alles über Emersons Gedächtnisschwund zu erfahren. Er kennt ihn zu gut und zu lange, um die Anzeichen dafür zu übersehen.«
    »Ich verstehe sowieso nicht, warum Sie das so unbedingt geheimhalten wollen, sogar vor der Familie«, meinte Cyrus. »Meiner Meinung nach hat zumindest sein Bruder ein Recht auf die Wahrheit.«
    »Sie wissen nicht, wovon Sie sprechen, Cyrus! Fünf Minuten, nachdem Walter es weiß, würde es das ganze Haus erfahren. Und dann würden sie alle losstürmen, um das nächste Boot zu erwischen – einschließlich Gargery!
    Haben Sie Dr. Schadenfreudes Rat vergessen, Cyrus? Wir dürfen Emerson nicht zwingen, sich zu erinnern. Wir müssen warten, bis sein Gedächtnis wächst und sich entfaltet wie eine Blume.«
    »Hmmm«, meinte Cyrus in einem Ton, der noch zweifelnder war als der, den Emerson wahrscheinlich angeschlagen hätte.
    »Ich weiß, daß Ihnen die Theorien des Herrn Doktor nicht zusagen, Cyrus, aber er ist unbestreitbar eine Autorität auf seinem Gebiet, und seine Analyse von Emersons Charakter war brillant und zutreffend. Es ist unbedingt notwendig, Schadenfreudes Methoden eine Chance zu geben. Und das wäre unmöglich, wenn unsere Familie und unsere Freunde uns scharenweise heimsuchten. Keiner von ihnen verfügt über die eiserne Selbstbeherrschung, die mein Verhalten bislang bestimmte – und können Sie sich vorstellen, was geschieht, wenn Emerson Ramses gegenübersteht? Ein elfjähriger Sohn allein wäre schon ein ziemlicher Schock für einen Mann, der nicht einmal weiß, daß er verheiratet ist, und einen Sohn wie Ramses …«
    »Vielleicht wäre das der Auslöser, der Emersons Gedächtnis wiederherstellt«, meinte Cyrus und musterte mich unverwandt. »Der Anblick seines Sohnes …« »Er kennt mich länger als Ramses«, sagte ich. »Und unter Umständen könnte das, wenn überhaupt … Eine weitere Erörterung erscheint mir sinnlos, Cyrus. Überlassen Sie es mir zu beurteilen, was für Emerson das Beste ist.«
    »Wie immer denken Sie nur an ihn und nicht an sich. Ich wünschte, Sie würden erlauben, daß ich …«
    »Ich möchte nicht mehr darüber sprechen«, sagte ich und versuchte, meinen harten Worten durch ein freundliches Lächeln die Schärfe zu nehmen. »Wenn Sie mich jetzt bitte entschuldigen, Cyrus. Ich glaube, ich gehe noch ein wenig an Deck spazieren, ehe ich mich zurückziehe. Nein, mein Freund, Sie brauchen mich nicht zu begleiten. Ihre Männer stehen Wache, und ich möchte ein wenig allein sein, um nachzudenken.«
    Es dauerte länger, als ich erwartete, bis kühle Überlegung die aufgewühlten Wogen meiner Verzweiflung geglättet hatten. Der Verdacht, der mich, wenn auch nur kurz, heimgesucht hatte, war zu entsetzlich.
    Emerson und ich hatten die Eigenschaften erörtert, über die ein Feind verfügen mußte, um uns das Geheimnis der Verlorenen Oase zu entlocken. Kevin hatte sie alle – sogar ein wenig archäologischen Sachverstand. Außerdem war er unersättlich neugierig und besaß die ausufernde Phantasie (wie Emerson

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