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Amelia Peabody 07: Die Schlange, das Krokodil und der Tod

Titel: Amelia Peabody 07: Die Schlange, das Krokodil und der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Arm sich blitzartig senkte; das Messer traf ins Ziel. Emerson taumelte zurück und hob seine Hand vors Gesicht. Aber er blieb auf den Beinen, und Mohammed, der die Hand wieder zum Stoß erhoben hatte, umkreiste ihn ängstlich. Er war nicht so dumm, sich näher an Emerson heranzuwagen, obwohl dieser unbewaffnet und verwundet war.
    Man muß nicht eigens erwähnen, daß auch ich so schnell wie möglich zum Schauplatz des Geschehens hastete. Selbstverständlich hatte ich meinen Sonnenschirm bei mir. Innerhalb weniger Sekunden wurde mir jedoch klar, daß dieser nicht die geeignete Waffe war. Ich konnte die beiden Männer niemals rechtzeitig erreichen, um einen zweiten Stoß mit dem Messer zu verhindern. Also klemmte ich mir den Sonnenschirm unter den Arm, zog meinen Revolver aus der Tasche und drückte ab. Als ich endlich am Ort des Geschehens angekommen war, hatte sich Mohammed längst aus dem Staub gemacht. Emerson stand immer noch aufrecht; er lehnte sich an einen Felsen und hatte den Arm gegen die Wange gepreßt. Da er niemals ein Taschentuch bei sich hat, schloß ich, daß er seinen Hemdsärmel als Ersatz für dieses nützliche Utensil benutzte, um das Blut zu stillen, das die rechte Seite seines Bartes in eine klebrige Masse verwandelte und ihm auf die Hemdbrust tropfte.
    Vor Aufregung und Erleichterung und aufgrund der großen Eile war ich zu atemlos, um zu sprechen. Zu meiner Überraschung aber wartete Emerson, bis ich das Wort ergriff. Über den besudelten Ärmel hinweg blickte er mich neugierig an.
    »Schon wieder ein Hemd ruiniert«, japste ich.
    Einen Moment lang verschwanden seine blauen Augen hinter geschlossenen Lidern. Nach einer Weile murmelte Emerson: »Von meinem Gesicht ganz zu schweigen. Worauf haben Sie denn geschossen?«
    »Auf Mohammed natürlich.«
    »Sie haben ihn um mindestens sechs Meter verfehlt.«
    »Aber der Schuß hatte die gewünschte Wirkung.«
    »Er ist entkommen.«
    »Ihr vorwurfsvoller Ton gefällt mir überhaupt nicht. Setzen Sie sich, Sie sturer Mensch, ehe Sie noch hinfallen, und nehmen Sie den schmutzigen Ärmel von Ihrem Gesicht, damit ich mir den Schaden einmal ansehen kann.«
    Es war nicht so schlimm, wie ich befürchtet hatte, aber schlimm genug. Der Schnitt verlief vom Wangenknochen bis zum Kiefer und blutete heftig. Offenbar war mein Taschentuch dieser Aufgabe nicht gewachsen. Ich knöpfte mir die Jacke auf.
    »Was zum Teufel tun Sie da?« fragte Emerson. Seine Schwäche wurde von Entsetzen abgelöst, als ich besagtes Kleidungsstück beiseite warf und meine Bluse aufknöpfte.
    »Wie Sie sehen, mache ich Ihnen einen Verband«, antwortete ich, während ich die Bluse auszog. Emerson schloß rasch die Augen, doch ich vermute, daß er mich durch die Wimpern beobachtete.
    Die Wunde zu verbinden erwies sich als eine ziemliche Herausforderung. Als ich fertig war, ähnelte Emerson einer unvollendeten Mumie, aber die Blutung war fast zum Stillstand gekommen.
    »Wenigstens ist es jetzt symmetrisch«, meinte ich und griff nach meiner Jacke. »Die Narbe paßt zu der auf der anderen Wange.«
    Emerson sah mich durch halbgeschlossene Lider an. »Die Wunde muß sofort genäht werden«, fuhr ich fort. »Und ordentlich desinfiziert.«
    Emerson fuhr auf; seine Augen funkelten wütend. Er versuchte, etwas zu sagen, aber der Verband, den ich ihm um den Kiefer gewickelt hatte, hinderte ihn am Sprechen. Das Wort verstand ich trotzdem.
    »Ich befürchte, mir bleibt keine Wahl, Emerson. Wie Sie sicherlich wissen, ist es nötig, das Haar abzurasieren, wenn man eine Kopfwunde behandelt. Das gleiche gilt für eine Wunde im Gesicht. Aber machen Sie sich nichts daraus. Ich brauche Ihnen nur den halben Bart abzunehmen.«
10. Kapitel
    »Je schlechter ein Mensch, um so tiefer sein Schlaf; denn hätte er ein Gewissen, wäre er kein Schurke.«
    In der Stille der Mittagszeit war das Echo der Schüsse weit zu hören gewesen. Und später erfuhr ich, daß unsere Freunde unsere Abwesenheit bereits bemerkt und sich auf die Suche nach uns begeben hatten. Als wir am Eingang zum Wadi auftauchten, kam uns Abdullah entgegen, und zwar in einer Geschwindigkeit, derer ich ihn nicht für fähig gehalten hätte. Bei unserem Anblick blieb er stehen und starrte uns an, dann kauerte er sich auf die Erde und bedeckte seinen Kopf mit den Armen. In dieser Stellung verharrte er reglos wie eine Statue, bis wir ihn erreicht hatten.
    »Ich habe versagt«, ertönte unter den Falten des Gewandes eine Grabesstimme. »Ich werde nach Aziyeh

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