Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Amelia Peabody 07: Die Schlange, das Krokodil und der Tod

Titel: Amelia Peabody 07: Die Schlange, das Krokodil und der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
Vom Netzwerk:
zurückkehren und mich zu den anderen Greisen in die Sonne setzen.«
    »Steh’ auf, du melodramatischer alter Narr«, knurrte Emerson. »Wobei hast du versagt? Ich habe dich nicht als Kindermädchen angestellt.«
    Ungefähr so drückt sich Emersons liebevoller Trost aus. Ohne eine Antwort abzuwarten, ging er weiter. Die anderen, angeführt von Cyrus, waren inzwischen in Sichtweite, weshalb ich ihn allein vorausgehen ließ. Langsam erhob sich Abdullah zu voller Größe. Wie die meisten Ägypter hat er einen Hang zum Dramatischen, doch ich sah Schrecken und Gewissensbisse auf seinem würdevollen Gesicht. »Sitt Hakim«, begann er.
    »Genug davon, mein Freund. Selbst Allah könnte Emerson nicht aufhalten, wenn er sich einmal eine Dummheit in den Kopf gesetzt hat. Er verdankt dir sein Leben. Ich weiß das, und er weiß es auch. Er drückt die Dankbarkeit und die Zuneigung, die er für dich empfindet, nur auf recht unübliche Weise aus.«
    Abdullahs Miene erhellte sich. Da ich fand, daß das volltönende und würdevolle Vokabular des klassischen Arabisch nicht zu meinen Empfindungen paßte, fügte ich in Englisch hinzu: »Wir müssen nur besser auf ihn achtgeben, das ist alles. Zum Teufel mit diesem Mann, manchmal bereitet er einem mehr Schwierigkeiten als Ramses!«
    *
    Zum Glück fühlte sich Emerson ziemlich schwach, weshalb ich nur zehn Minuten aus vollem Hals nach ihm rufen mußte, um ihn zur Rückkehr auf das Hausboot zu bewegen – allerdings erst, nachdem er René und Charles einen Vortrag darüber gehalten hatte, wie sie die Grabungen fortführen sollten. Außerdem wies er Abdullah an, bei ihnen zu bleiben und die Aufsicht zu übernehmen. Er wollte sich weder auf mich noch auf Cyrus stützen, aber als Bertha herbeieilte – wobei ihr Schleier jede Regung, die sie womöglich verspürte, wirkungsvoll verbarg –, nahm er ihr Angebot an, sich bei ihr unterzuhaken. Wortlos und geschickt unterstützte sie mich in meinen medizinischen Bemühungen, bis ich mich anschickte, die Wunde zu nähen. Gestärkt durch den Brandy und seine Dickköpfigkeit, gab Emerson während dieser Prozedur, die auch mir wenig Freude bereitete, keinen einzigen Laut von sich. Als ich fertig war, sah ich, daß das Mädchen mit dem Rücken zu mir zusammengekauert in einer Ecke saß.
    »Seltsam, wie zimperlich manche Leute sind, wenn sie eine Nadel sehen«, sagte ich nachdenklich und schnitt dabei einige Streifen Heftpflaster ab.
    »Ja, nicht wahr?« meinte Cyrus und wandte sich um. »Lassen Sie mich den Rest machen, Amelia. Es ist gewiß nicht sehr angenehm für Sie gewesen …«
    »Ha«, sagte Emerson, der immer noch auf dem Rücken lag.
    »Es dauert nur noch einen Augenblick«, erwiderte ich.
    »Sie sehen, daß es unmöglich gewesen wäre, über all diese Barthaare Heftpflaster zu kleben.«
    Unverzüglich verkündete Emerson seine Absicht, wieder an die Arbeit zu gehen. Nach einem reichlich lautstarken Disput erklärte er sich schließlich bereit, den Rest des Tages liegenzubleiben, allerdings nur unter der Bedingung, daß wir ihn unter allen Umständen allein ließen. Nachdem ich, wie er es verlangt hatte, die Tür hinter mir geschlossen hatte, gestattete ich mir endlich einen Seufzer.
    »Mein armes Mädchen«, sagte Cyrus sanft. »Wie mutig Sie diese schmerzliche Pflicht erfüllt haben.«
    »Oh, ich bin es gewohnt, Emerson wieder zusammenzuflicken. Aber Cyrus – das wäre fast ins Auge gegangen! In Zukunft dürfen wir uns nicht mehr darauf beschränken, einen Überfall nach dem anderen abzuwehren. Ein guter Angriff ist die beste Verteidigung. Wir müssen in die Offensive gehen!«
    Cyrus strich sich über den Spitzbart. »Ich befürchtete schon, daß Sie das sagen würden. Sie sind keinen Deut besser als er, Amelia. Das ist das zweite Mal, daß Sie ausgebüchst sind und mich an den Rand eines Herzanfalls getrieben haben. Ich tue mein möglichstes, um Sie zu beschützen …«
    »Dessen bin ich mir bewußt, Cyrus, und ich weiß Ihre Besorgnis zu schätzen, doch erlauben Sie mir zu sagen, daß die Rolle der armen kleinen Frau, die des männlichen Schutzes bedarf, nicht zu mir paßt.«
    Diesmal seufzte Cyrus auf. »In Ordnung. Aber tun Sie mir den Gefallen und weihen Sie mich in Ihre Pläne ein. Was haben Sie als nächstes vor?«
    »Ich gehe ins Dorf.«
    »Dann begleite ich Sie dorthin.«
    Wir führten ein nettes Schwätzchen mit dem Bürgermeister. Vor Schreck schlug er die Hände über dem Kopf zusammen, als ich ihm erzählte, was vorgefallen

Weitere Kostenlose Bücher