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Amelia Peabody 07: Die Schlange, das Krokodil und der Tod

Titel: Amelia Peabody 07: Die Schlange, das Krokodil und der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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verschlagene, teuflische Gegner – benutzte vielleicht ein bestimmtes Transportmittel einfach nur deswegen, weil man ihn nicht darin vermuten würde.
    Emerson ließ die gesamte Mannschaft am Haus des Vorarbeiters graben und übertrug mir und Ali die Aufgabe, im zweiten der kleineren Häuser die letzte Schicht Schutt durchzusieben. Hier waren kleinere Objekte noch am ehesten zu finden, und man mußte deshalb langsam und mit Fingerspitzengefühl arbeiten. Manche der Gegenstände, insbesondere die aus gläserner Fayence, waren äußerst zerbrechlich; andere, wie etwa Perlenketten, zeigten noch ihre ursprüngliche Form, auch wenn sich die Schnur bereits aufgelöst hatte. Daß Emerson mir diese Arbeit übertragen hatte, war ein Beweis für sein wachsendes Vertrauen in meine Fähigkeit, mit einer kniffligen Aufgabe zurechtzukommen. Und ich glaube, in aller Bescheidenheit sagen zu dürfen, daß sein Vertrauen berechtigt war.
    Die Mauern, die den Raum umgaben, in dem ich arbeitete, waren bis zur Höhe von gut einem Meter erhalten geblieben, so daß ich nicht sehen konnte, was im südwestlichen Teil des Grabungsortes vor sich ging. Aber ich konnte es hören. Die meisten Äußerungen stammten von Emerson, der Großteil war recht derb, und viele richteten sich gegen Abdullah. Unser treuer Vorarbeiter folgte Emerson wie ein Schatten, und weil dieser zu abrupten Bewegungen neigte, stießen die beiden immer wieder zusammen.
    Es war Abdullah, der die Männer als erster herankommen sah. Ich fuhr augenblicklich hoch, als er »Sitt Hakim!« schrie. Mit Gesten lenkte er meinen Blick auf die Gestalten, die Grund für seine Warnung waren.
    Es handelte sich um zwei Männer, beide europäisch gekleidet. Der kleinere und stämmigere der beiden war ein paar Meter zurückgeblieben, denn sein Gefährte marschierte mit weit ausholenden Schritten voran. Obwohl ein Tropenhelm sein Haar bedeckte und sein Gesicht beschattete, hatte die hochgewachsene Gestalt und die kerzengerade Haltung etwas an sich, das meine Sinne vor Angst erbeben ließ. Ich kletterte über die Mauer und rannte los, um Abdullah aufzuhalten, der mit einem langen Messer in der Hand den Ankömmlingen entgegenging.
    »Warte«, sagte ich und hielt ihn fest, um meinem Befehl Nachdruck zu verleihen. »Bleib’ ruhig. Es sind nur zwei, und sie würden sich nicht so offen nähern, wenn sie …«
    Ein Aufschrei von Abdullah und eine plötzliche Bewegung, nicht von einem der beiden Männer vor uns, sondern von hinten kommend, unterbrach meinen Satz. Abdullah versuchte seinen Arm aus meinem Griff zu befreien. »Laß mich diesen Kater töten, Sitt«, keuchte er. »Er ist ein Dämon, ein böser Geist, wie ich dir gesagt habe. Sieh nur – er läuft los, um seinen Meister zu begrüßen.« Der Kater war von der Mauer herabgesprungen, wo er in der Sonne geschlafen hatte. Der Mann blieb stehen, um ihn zu begrüßen. Zwar schmiegte der Kater seinen Kopf gegen die Hand des Mannes, doch als dieser ihn hochheben wollte, wich er zurück und setzte sich einige Meter entfernt nieder.
    Ich griff nach meiner Pistole. »Bleib’ ganz ruhig stehen, Abdullah«, befahl ich. »Eine vorschnelle Bewegung, und du stehst womöglich in der Schußlinie.«
    »Ausgezeichneter Ratschlag«, sagte eine Stimme hinter mir. »Allerdings ist der einzig sichere Platz flach auf dem Boden hinter einem großen Felsen. Stecken Sie die Pistole weg, Peabody, bevor Sie noch jemanden erschießen.« »Ich beabsichtigte durchaus, jemanden zu erschießen, sofern er mir nur den geringsten Anlaß dafür gibt. Was zum Teufel fällt ihm ein, seelenruhig hier aufzutauchen? Sie wissen doch, wer das ist, oder?«
    »Natürlich«, sagte Emerson. »Ich bitte Sie, ihn nicht zu erschießen, ehe wir wissen, was er zu sagen hat. Ich bin furchtbar neugierig.«
    Cyrus und die übrigen Männer hatten sich um uns geschart. »Ich ebenfalls«, meinte Cyrus. Er sprach mit ausdrucksloser und ruhiger Stimme, die Augen hatte er zusammengekniffen, und seine Hand steckte in der Tasche. »Lassen Sie ihn reden, Amelia. Ich werde schneller schießen als er.«
    »Ich ebenfalls«, erwiderte ich und zielte direkt auf Vinceys Brust. Er war drei Meter vor uns stehengeblieben und streckte seine leeren Hände aus.
    »Ich bin unbewaffnet«, sagte er ruhig. »Sie dürfen mich durchsuchen, wenn Sie möchten. Aber erlauben Sie mir, zu reden – um die Mißverständnisse auszuräumen, die Sie verständlicherweise plagen. Ich habe erst vor einigen Tagen davon gehört, und

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