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Amelia Peabody 07: Die Schlange, das Krokodil und der Tod

Titel: Amelia Peabody 07: Die Schlange, das Krokodil und der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Aufregung bin ich über das Ziel hinausgeschossen. Machen Sie nicht so ein Theater, Kevin, ich schlage Sie nicht mehr – sofern Sie mich nicht ärgern.«
    »Ich werde mir die größte Mühe geben, das zu vermeiden«, erwiderte Kevin ernst. »Würde es Sie ärgern, wenn ich Ihnen einen Stuhl anböte – oder besser gesagt eine Satteltasche? Leider habe ich nicht genügend Sitzgelegenheiten für Ihr Gefolge.«
    Cyrus hatte seinen Männern bereits befohlen, an beiden Seiten des kleinen Gebäudes Stellung zu beziehen, von wo aus sie in sämtliche Richtungen Ausschau halten konnten. »Ich stehe lieber«, meinte Cyrus kurz angebunden.
    »Sie erinnern sich gewiß an Mr. Vandergelt«, wandte ich mich an Kevin und setzte mich auf den Platz, den er mir angeboten hatte.
    »Ach ja, er kam mir gleich bekannt vor. Es ist bereits etliche Jahre her, und zuerst konnte ich ihn ohne seinen Spitzbart nicht einordnen. Guten Tag, Sir.« Er wollte ihm die Hand entgegenstrecken, doch Cyrus’ eisiger Blick ließ ihn innehalten. »Und wie geht’s dem Professor?« wollte Kevin wissen, während er sich mir zu Füßen niederließ.
    »Vollständig genesen, hoffe ich, nach seinem … äh …
    Unfall?«
    »Das schätze ich so an Ihnen, Kevin«, sagte ich. »Sie reden nicht um die Sache herum. Es war kein Unfall, wie Ihnen ja bekannt ist. ›Der Fluch der alten Götter Ägyptens‹ – so haben Sie es wohl einmal genannt. Ihre Leser sind der Flüche bestimmt schon überdrüssig.«
    »Ach … ich meine, o nein, Ma’am. Das Publikum kann von Geheimnissen und Sensationen nie genug bekommen. Selbstverständlich wissen Sie und ich besser Bescheid, und wenn mir die Tatsachen bekannt wären, würde ich die Leser gern aufklären.«
    Er rieb sich immer noch den Arm. Mir war klar, daß ein gebrochener Arm – ganz zu schweigen von einem nur leicht geprellten – in Kevins Augen nur ein geringer Preis für eine gute Geschichte war. Also ließ ich mich von seinem vorwurfsvollen Blick nicht beeindrucken.
    »Ich verspreche Ihnen, daß Sie als erster die Tatsachen erfahren, sobald sie veröffentlicht werden können.« Der gräßliche Mensch ließ einen entzückten Aufschrei vernehmen. »Aha! Es gibt also noch unbekannte Tatsachen. Versuchen Sie das nicht abzustreiten, Mrs. Emerson, und kauen Sie nicht auf Ihrer hübschen Lippe herum. Eine ganz bestimmte Sache, die die Vorstellungskraft der Leserschaft bestimmt beflügeln wird, ist mir bereits bekannt, denn ich habe einige Tage in Kairo verbracht und dort aufschlußreiche Gespräche mit einigen unserer gemeinsamen Freunde geführt.«
    Das Vorspiegeln von Wissen ist eine alte Finte von Journalisten, mittels derer sie ihrem Opfer eine Bestätigung zu entlocken hoffen. Ich lachte leise. »Sie meinen vermutlich den Vorfall auf dem Ball. Das war ein dummer Scherz …«
    »Keine Ausflüchte, Mrs. Emerson. Ich spreche davon, daß der Professor sein Gedächtnis verloren hat.« »Verdammt noch mal!« rief ich aus. »Die wenigen, die davon wissen, haben geschworen, Stillschweigen zu bewahren. Wer …«
    »Sie wissen doch, daß ich meine Quellen nicht preisgeben kann.« Er hatte mich nun in der Zange, und er wußte es. Sein breites Lächeln offenbarte die unverschämt gute Laune eines gemeinen irischen Kobolds.
    Ich konnte mir gut vorstellen, wer – um es salopp auszudrücken – »nicht dichtgehalten« hatte. Der einzige gemeinsame Freund von Kevin und mir, der die Wahrheit kannte, war Karl von Bork. Mit anderen Archäologen pflegte Kevin keinen näheren Umgang, weil sie ihm zumeist feindselig gesonnen waren. Kevin und Karl kannten einander seit jenen Tagen in Baskerville House. Damals hatte Karl das Herz des Mädchens erobert, dem beide den Hof gemacht hatten. Und bestimmt war es für Kevin eine große Genugtuung gewesen, den intelligenten, aber weltfremden Deutschen dazu zu bringen, mehr zu verraten, als er verraten wollte.
    Cyrus hatte schweigend zugehört, doch nun ergriff er das Wort: »Es wird spät, Amelia. Schicken Sie ihn fort oder erlauben Sie mir, ihn k.o. zu schlagen. Meine Leute können ihn hier solange gefangenhalten, bis Sie beschließen…«
    »Da soviel auf dem Spiel steht, würde ich eine solche Lösung nicht nur zulassen, sondern sie sogar unterstützen. Doch würde es mir mißfallen, wenn Cyrus um meiner … um der Freundschaft willen ein Gerichtsverfahren und eine Menge unangenehmes, öffentliches Aufsehen riskierte. Ich würde sogar noch verwerflichere Taten begehen, wenn ich dadurch verhindern

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