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Amelia Peabody 07: Die Schlange, das Krokodil und der Tod

Titel: Amelia Peabody 07: Die Schlange, das Krokodil und der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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könnte, daß diese Neuigkeiten an die Öffentlichkeit gelangen. Wenn es nur möglich wäre, an Ihre Ehre zu appellieren! Aber ich fürchte, Sie haben gar keine. Wie gerne würde ich Ihrem Wort trauen, doch ich kann es nicht.«
    Mit entschlossener Miene erhob ich mich. Cyrus legte die Flinte an.
    »Er wird Sie nicht erschießen«, erklärte ich, als Kevin erschrocken aufschrie. »Zumindest glaube ich nicht, daß er es tun wird. Cyrus, sagen Sie ihren Männern, sie sollen ihn so schonend wie möglich behandeln. Ich werde ab und zu vorbeikommen, Kevin, und nachsehen, wie es Ih nen geht.«
    Da erwies sich Kevin als der Mann, für den ich ihn immer gehalten hatte – trotz mancher Anzeichen, die auf das Gegenteil hinwiesen. Er lachte. In Anbetracht der Umstände wirkte diese Zurschaustellung unbekümmerter Heiterkeit ziemlich überzeugend.
    »Sie haben gewonnen, Mrs. Emerson. Ich glaube zwar nicht, daß Sie es ernst meinen, doch ich will es lieber nicht darauf ankommen lassen. Was soll ich tun?« Es gab wirklich nur eine Lösung. Wenn Kevin mir versprach, zu schweigen, würde er das – in diesem Augenblick – völlig aufrichtig meinen. Allerdings befürchtete ich, er würde wie Ramses – und wahrscheinlich die meisten anderen Menschen – eine faule Ausrede finden, um sein Versprechen zu brechen, wenn die Versuchung zu groß war. Daher mußte er unter Arrest gestellt werden, und das sicherste Gefängnis, das uns zur Verfügung stand, war das Königswadi selbst.
    Ich mußte meinen Schritt verlangsamen, damit Kevin mithalten konnte; er war leider nicht so gut in Form, wie man eigentlich hätte erwarten können. Wäre ich nicht so wütend auf ihn gewesen, hätte ich ihm einen netten, kleinen Vortrag über die Vorteile der körperlichen Ertüchtigung gehalten. Statt dessen beschränkte ich mich auf wichtigere Themen, doch meine Worte fielen keineswegs freundlich aus. Ich schloß mit dem Hinweis, daß ich mein Lebtag nie wieder mit ihm sprechen würde, sollte er gegenüber Emerson auch nur ein Sterbenswörtchen verlauten lassen (denn ein pauschales Verbot erschien mir am einfachsten).
    Der junge Mann blickte mich traurig an, und Schamesröte stieg ihm ins Gesicht. »Sie mögen es glauben oder nicht«, sagte er in artigem Ton und ohne den geringsten Anflug seines irischen Akzents, »doch es gibt Dinge, die so niederträchtig sind, daß nicht einmal ich sie tun würde. In unseren geistigen Scharmützeln sind wir einander würdige Gegner gewesen – und damit meine ich auch den Professor, der mich mindestens ebensooft lächerlich gemacht hat wie umgekehrt. Es war mir ein Vergnügen, meinen Verstand mit dem Ihren zu messen, und auch wenn Sie es vielleicht nicht zugeben, so erging es Ihnen sicherlich genauso. Doch wenn ich befürchten müßte, daß Sie durch mein Vorgehen schweren Schaden an Leib oder Seele erleiden würden, könnte keine Belohnung, so groß sie auch sei, mich dazu verleiten.«
    »Ich glaube Ihnen«, sagte ich. Und in diesem Augenblick verhielt es sich auch so.
    »Danke. Wie also wollen Sie«, fragte Kevin, wieder ganz der alte, »meine Anwesenheit erklären?«
    »Das ist schwierig. Emerson wird sich vermutlich nicht mehr an Sie erinnern, doch seine Ansichten über Journalisten sind tief verwurzelt. Als Archäologe können Sie sich nicht ausgeben, denn Sie wissen nichts über Ausgrabungen.« »Ich könnte vorgeben, mein Arm sei gebrochen«, schlug Kevin vor und warf mir einen vielsagenden Blick zu.
    »Sie könnten zwei gebrochene Arme haben und ebenso viele gebrochene Beine. Emerson würde Sie dennoch ins Kreuzverhör nehmen, und es würde sich bald herausstellen, daß Sie keine Ahnung haben. Ah! Ich hab’s! Das ist die Lösung!«
    *
    »Ein De-tek-tiv?« Bei jeder Silbe wurde Emersons Stimme lauter. »Wozu zum Teufel brauchen wir einen Detektiv?«
    Da er diesen Ton angeschlagen hatte, mußte ich mir blitzschnell eine vernünftige Antwort einfallen lassen. Deshalb beschloß ich, ihn abzulenken.
    »Man kann nicht behaupten, daß Sie große Fortschritte bei der Lösung unseres kleinen Geheimnisses machen. Außerdem werden diese ständigen Unterbrechungen allmählich zur Plage.«
    Der Anblick, wie Emerson zu entscheiden versuchte, auf welche Herausforderung er zuerst eingehen sollte, war ein Hochgenuß. Eigentlich hatte ich damit gerechnet, ein Wortspiel mit dem Wort »Plage« – selbstverständlich angewendet auf mich – würde ihm am verlockendsten erscheinen. Aber offensichtlich hatte er auf die schnelle

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